BR-KLASSIK

Der 21-jährige Pianist Seong-Jin Cho hat den 17. Chopin-Wettbewerb gewonnen. Das gab die Jury in Warschau in der Nacht zum Mittwoch bekannt. Neben dem Preisgeld von 30.000 Euro warten auf Seong-Jin Cho jetzt Auftritte in den bekanntesten Konzerthallen der Welt.

Auch die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung für die beste Darbietung einer Chopin-Polonaise hat Seong gewonnen. Der Südkoreaner konnte das Ergebnis nicht fassen. Für ihn, so Seong, seien alle Phasen des Wettbewerbs "echt hart" gewesen.

"Einmal am Chopin-Wettbewerb teilzunehmen, davon habe ich seit meiner Kindheit geträumt. Als ich vor zehn Jahren in Warschau den ersten Preisträger Rafał Blechacz gehört habe, stand für mich fest: Da möchte ich auch mal dabei sein."

Vom Chopin-Wettbewerb zur Weltkarriere

Nur beim Klavierkonzert ganz am Ende sei er nicht so nervös gewesen, sagte er weiter. Der zweite Preis ging an Charles Richard-Hamelin aus Kanada, auf Platz drei landete die Amerikanerin Kate Liu. Während der Veranstaltung hatten die 78 Pianisten vor einer 17-köpfigen Jury ausschließlich Werke Chopins vorgetragen. In seiner 88-jährigen Geschichte hat sich der Wettbewerb den Ruf als eines der wichtigsten Piano-Events erworben. Nicht wenigen Nachwuchspianisten gelang nach ihrer erfolgreichen Teilnahme eine Weltkarriere. Zu früheren Preisträgern zählen Maurizio Pollini im Jahr 1960, Martha Argerich im Jahr 1965, Garrick Ohlsson im Jahr 1970 und Krystian Zimerman im Jahr 1975.

Einer unter vielen renommierten Kollegen

150 Auftritte haben die Wettbewerbs-Teilnehmer in den vergangenen zwei Wochen absolviert. Für die Zuhörer und die Jury war es ein über 90-stündiger Chopin-Marathon. Vor 15 Jahren konnte der chinesische Pianist Yundi den Wettbewerb für sich entscheiden - heuer saß er selbst in der Jury: "Martha Argerich, Gerrick Ohlsson, Dang Thai Son oder Adam Harasiewicz - viele meiner Jury-Kollegen sind ebenfalls ehemalige Preisträger des Chopinwettbewerbs. Sich in die Riege so legendärer Pianisten einreihen zu dürfen, das erfüllt mich bis heute mit unglaublichem Stolz."

Dass der Warschauer Chopin-Wettbewerb unter den heute unzähligen Klavierwettbewerben nach wie vor eine besondere Stellung einnimmt, bestätigt auch Jurymitglied Philippe Entremont: "Dieser Wettbewerb ist einfach die 'Nummer 1' in der Welt und bietet einem jungen Pianisten immer noch die besten Chancen, eine internationale Karriere aufzubauen. Was diesen Wettbewerb außerdem hervorhebt, ist, dass er dem Werk eines einzigen Komponisten gewidmet ist. Und wenn man überhaupt einen Komponisten dafür ausersehen kann, dann ist das Chopin: Denn wer Chopin nicht spielen kann, aus dem wird auch kein großer Pianist - so einfach ist das. Aber das Niveau, das wir hier erlebt haben, ist phänomenal. Manchmal waren wir zu Tränen gerührt."