Zum Jubiläum der Theaterakademie August Everding kommt die deutschsprachige Erstaufführung der Broadway-Fassung von "Cinderella" auf die Bühne des Prinzregententheaters. Worin die Tücken für eine Musical-Produktion an einem klassischen Theater liegen, verrät der Dirigent Joseph Olefirowicz im Gespräch mit BR-KLASSIK.
Bildquelle: Barbara Palffy
BR-KLASSIK: Herr Olefirowicz - woher stammt Ihr Nachname?
Joseph Olefirowicz: Ich komme aus Amerika, genauer gesagt aus Boston, meine Vorfahren sind Polen.
BR-KLASSIK: Und ich nehme an, Sie haben natürlich auch schon in den USA Erfahrungen mit der Gattung Muscial gesammelt?
Joseph Olefirowicz: Auf jeden Fall, von Kindheit an eigentlich. Ich kam damals mit dem Unternehmen "Stella" nach Deutschland und habe die ganzen Musical-Theater hier in den 90er-Jahren mit aufgebaut.
BR-KLASSIK: Die Arbeit hier an der Akademie ist natürlich noch eine besondere Situation - mit vielen jungen Leuten. Haben Sie eine pädagogische Ader?
Joseph Olefirowicz: Ich glaube schon, denn eigentlich komme ich aus der Kirchenmusik, wo ich während meiner ganzen Karriere vor der Universität schon mit Laienchören gearbeitet habe. Und es war mir nicht bewusst, auf welchem Level die Studenten sind. Aber wenn man sozusagen aus der Profi-Welt kommt und sich auf diesen pädagogischen Weg einstellt, habe ich meiner Meinung nach einen ganz guten Weg mit den Studenten gefunden.
BR-KLASSIK: Sie meinten, dass die ursprüngliche Fassung von "Cinderalla" einer Veränderung bedarf.
Joseph Olefirowicz: Am Broadway gab es hauptsächlich kleinere Orchester und das Keyboard spielt da eine große Rolle. Ich habe dann die Keyboard-Partitur von Rodgers and Hammerstein im New Yorker Hauptverlag angefordert und meinte: 'Ich führe das hier mit dem Münchner Rundfunkorchester auf, denn Hörner und Streicher auf dem Keyboard: Das geht gar nicht … Wenn Ihr wollt, dass das Stück in Europa eine Zukunft hat, müssen wir das auf akustisches Orchester erweitern. Und wir werden diese Uraufführung dann bei der Premiere hier in München erleben.'
BR-KLASSIK: Das Orchester hat ja auch eine sehr stark begleitende Funktion in den Dialogen – ist das auch eine Besonderheit dieser Art von Musicals?
Joseph Olefirowicz: Heutzutage sind die Orchestergräben an den New Yorker Häusern fast alle komplett verdeckt. Deswegen schreibt man auch viel Untermalungsmusik. Das gab es so vorher in dieser Art nicht. So hat dieses Stück viel mehr Untermalung als ich es aus irgendeinem anderen Stück kenne. Vielleicht noch "Die Schöne und das Biest" von Disney, aber das war ursprünglich ein Film und hat deswegen auch sehr filmische Elemente. Normalerweise hat ein Musical so um die 33 Musikeinsätze. "Cinderella" hat ganze 49! Somit spielt das Orchester fast durchgehend, was sehr außergewöhnlich ist, und so ein Haus wie das Prinzregententheater, das eine sehr gute Akustik hat, stellt zusätzlich eine ganz große Herausforderung dar. Denn damit man überhaupt alles hören und verstehen kann, muss man die Dynamiken des Stückes definitiv bearbeiten.
Das Musical "Cinderella" läuft bis zum 5. November im Münchner Prinzeregententheater München. Informationen zu Terminen und Vorverkauf finden Sie auf der Homepage der Theaterakademie.