Strahlende Augen und lachende Gesichter beim cOHRwürmer-Konzert im Circus Krone Bau in München: Rund 1.300 Laiensänger aus ganz Bayern und darüber hinaus nahmen am großen Mitsingkonzert teil, zu dem der Chor des Bayerischen Rundfunks und das Münchner Rundfunkorchester zum vierten Mal eingeladen hatten. "Let's dance" war das Motto - und es wurde auch tatsächlich getanzt.
Morgens um halb zehn steht eine Traube von Menschen mit bunten Regenschirmen vor dem Eingang des Circus Krone. Alle sind bestens gelaunt: Mit Notenmappen unter dem Arm, ausreichend Proviant und Hustenbonbons in der Tasche betreten die ersten das Gebäude. Nach und nach nehmen die rund 1.300 Sängerinnen und Sänger ihre Plätze in den Rängen der Zirkusarena ein - sortiert nach Stimmgruppen. Die Damen sind diesmal deutlich in der Überzahl. "Singen ist bei Frauen ja generell beliebter", meint ein Teilnehmer aus dem Bass. "Vielleicht sind die Männer auch alle beim Fußballgucken", kommentiert lachend ein Tenor. "Wir sind zum Singen hier, das ist viel besser als Fußball", ergänzt eine Teilnehmerin. Dass sich hier die wenigsten für das EM-Fußballspiel am Abend interessieren, merkt man sofort: Hier blättert jemand in seinen Noten, dort summt ein anderer nochmal schnell seinen Part durch.
Bildquelle: © Fabian Fleckenstein In der Manege, wo sich sonst Tiger und Löwen tummeln, sind Stühle und Pulte für das Münchner Rundfunkorchester aufgebaut. Dahinter steht die Bühne für den Chor des Bayerischen Rundfunks. Aber die erste Probe findet ohne die Profis statt. Unruhig sitzen die Laiensänger auf ihren Plätzen und warten darauf, dass es losgeht. In den vergangenen Wochen und Monaten haben sie selbstständig mit Übe-Audios ihre jeweilige Stimme einstudiert. Nun wird Dirigent Howard Arman sie zu einem riesigen Chor zusammenführen. Und getreu dem Motto "Let's dance" stimmt Howard Arman die Mitwirkenden schon mit entsprechenden Einsingübungen darauf ein: Samba, Samba, Samba, Sa-Sa-Sa, Samba... Von Anfang an ist die Stimmung locker - es wird viel gelacht. "Humor ist sehr wichtig", bestätigt Howard Arman. Er wünscht sich, dass das gemeinsame Konzert, aber auch der gemeinsame Probentag bei den Leuten in positiver Erinnerung bleibt.
Ich hoffe, dass diese Arbeit des gesamten Tages zu einem Erlebnis wird.
Danach beginnt Arman mit den Teilnehmern, die Stücke für das gemeinsame Konzert zu proben - unter anderem Arrangements von Strauß' Walzer "An der schönen blauen Donau" oder dem Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms. Alle Stücke haben in weitestem Sinne mit Tanz zu tun. Doch zunächst feilt Arman am musikalischen Gesamtklang: "Ladies, ich weiß, es ist schön da oben. Aber Sie müssen bitte trotzdem pünktlich weitersingen", macht Arman die Sopranistinnen darauf aufmerksam, dass sie ihre Spitzentöne zu lange ausgehalten haben. Seine Anregungen werden von den Leuten sehr positiv aufgenommen: "Er hat eine sehr charmante Art, Kritik zu üben", sagt eine Sängerin in der Pause. "Und es ist mit ihm sehr kurzweilig. Die Zeit ist jetzt wie im Flug vergangen." Viele der Teilnehmer haben schon beim letzten cOHRwürmer-Projekt vor zwei Jahren mit Arman zusammengearbeitet. "Er macht immer wieder Witze", freut sich eine andere Teilnehmerin: "Er ist total locker und trotzdem kommen wir mit dem Proben wirklich gut voran."
Bildquelle: © Astrid Ackermann
Reportage
"cOHRwürmer" - Ein Tag mit Musik, Tanz und Spaß
Am Nachmittag wird die Zirkusarena dann richtig voll. Jetzt stoßen die Musiker und Sänger des Münchner Rundfunkorchesters und des Chors des Bayerischen Rundfunks zur Probe dazu. "Man freut sich schon, wenn man mit Profis agieren kann, die eigentlich die besten auf der Welt sind", schwärmt ein Teilnehmer aus dem Bass über den BR-Chor. 1.500 Mitwirkende bringen jetzt mit geballter Stimmpower und instrumentalem Einsatz den Circus Krone Bau zum Beben. In einer solch gewaltigen singenden und zur Musik schunkelnden Masse zu stehen, ist für viele ein vollkommen neues Gefühl. "Man wird einfach mitgezogen", schildert eine Sängerin das Erlebnis. "Es macht total viel Spaß, und wenn mal ein Ton nicht passt, dann ist es auch nicht so schlimm."
In einem so riesigen Chor mitzusingen, ist echt cool.
Um 17 Uhr ist es soweit - jetzt steht noch das große Abschlusskonzert an: Bunte Scheinwerfer tauchen die Zirkusarena in blaues und rotes Licht. Alle Musiker sind auf ihren Plätzen, die Stimmung im Publikumschor ist geprägt von einer Mischung aus Freude und Anspannung. Jetzt müssen sich alle konzentrieren und ihr Bestes geben, denn das Konzert wird vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten. In wenigen Tagen läuft die Übertragung auf BR-KLASSIK. Ein Höhepunkt, der bei allen für Auflockerung sorgt, ist eine kleine Tanzeinlage: ein Schuhplattler, unter Anleitung von drei Tänzern in Tracht und Lederhose. Das Publikum stampft und klatscht entsprechend dazu. Als schließlich die letzten Takte von Brahms "Ungarischem Tanz", arrangiert von Howard Arman, verklingen, bricht tosender Applaus los. Jetzt fällt die Anspannung von allen ab.
Nach dem Konzert stehen die Mitwirkenden bei Howard Arman Schlange, um sich Autogramme zu holen. Der neue künstlerische Leiter des BR-Chors ist zufrieden mit allen Beteiligten: "Das war eine unglaubliche musikalische Leistung", sagt er. "Wenn die Musik und der Spaß sich die Waage halten, das ist es, was man sich wünscht von so einem Tag: dass es ein ernsthaftes Ergebnis wird auf der Basis von viel Freude."
Sonntag, 26. Juni 2016
München, Circus-Krone-Bau
Werke von Händel, Sullivan, Borodin, Johann Strauß, Bizet und Brahms
Laiensängerinnen und -sänger
Chor des Bayerischen Rundfunks
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Howard Arman
Alle Informationen zum Event finden Sie hier.
Der Mitschnitt des Konzerts ist für sechs Monate hier verfügbar.