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Allianz der Freien Künste fordert wirksame Corona-Hilfen "Nichts ist in Ordnung"

Die Allianz der Freien Künste schlägt Alarm: Vor allem soloselbständige Künstler fielen durchs Raster. Es brauche einen fiktiven Unternehmerlohn, Zuverlässigkeit und Rechtssicherheit, um Existenzen retten. Man müsse sich endlich zusammensetzen und rasch nachhaltige Lösungen finden.

Bildquelle: Andreas Arnold/dpa

Schon Anfang Januar forderte der Deutsche Kulturrat weitere Unterstützung für Kulturschaffende in der Corona-Krise, jetzt meldet sich die Allanz der Freien Künste mit einem Hilferuf nach Berlin.

Noch immer gibt es keine wirksamen Hilfen für solo-selbstständige Kulturschaffende in der Coronakrise.
Aus der Pressemitteilung der Allianz der Freien Künste

"Wir arbeiten in enger Kooperation mit dem Deutschen Kulturrat," sagt Stephan Behrmann, Sprecher der Allianz der Freien Künste. "Wir glauben aber, bei bestimmten Forderungen in Bezug auf freiberufliche Strukturen, eine bessere Fachkenntnis zu haben." So hat beispielsweise das Konzept der vereinfachten Grundsicherung, an dem der Kulturrat lange festgehalten habe, aus der Sicht der Allianz überhaupt nicht funktioniert. "Es gab Hunderte Rückmeldungen aus unseren Verbänden aus allen Bundesländern, dass es eine blanke Katastrophe ist. Dass es als Hilfsinstrument einfach nicht passt."

Fiktiver Unternehmerlohn und mehr Transparenz

Eine der wichtigsten Forderungen der Allianz der Freien Künste ist der sofortige Start eines fiktiven Unternehmerlohns für Künstlerinnen und Künstler – und das bundesweit. Schon seit Beginn der Pandemie macht sich die Vereinigung für diese Art Hilfe für Solo-Selbstständige stark. Also Geld, von dem die Betroffenen sowohl ihre Betriebskosten als auch ihr Lebensunterhalt bestreiten dürfen.

Außerdem bestünde dringender Bedarf an mehr Verlässlichkeit und Rechtssicherheit in Bezug auf November- und Dezemberhilfen. Denn unter denjenigen Kulturschaffenden, die diese Hilfen in Anspruch nehmen konnten, bestehe die große Sorge, Gelder zurückzahlen zu müssen, da die komplexen Zugangsvoraussetzungen keine Klarheit böten. Dazu würden die Rechtsgrundlagen und FAQ zu den Corona-Hilfen laufend geändert – zum Teil mit dramatischen Folgen für die Antragstellenden.

Forderungen der Allianz der Freien Künste (Auszug):  

  • Sofortiger Start und schnellstmögliche Erhöhung des im Rahmen der Neustarthilfe für Soloselbstständige in Aussicht gestellten Zuschussbetrages auf monatlich mindestens 1.180 Euro im Sinne eines fiktiven Unternehmerlohns
  • Radikale Vereinfachung der Grundsicherung für die Dauer der Pandemie (Wegfall der Bedarfsgemeinschaft, Wegfall der Vermögensprüfung, Wegfall des Bewerbungszwanges, Wegfall des de facto geltenden Mobilitäts-Verbotes etc.) 
  • Ernstzunehmende Einbeziehung der Branchen- und Fachverbände auf Bundesebene bei der Ausgestaltung von Hilfs- und Fördermaßnahmen 

Gespräche am Runden Tisch

Ein weiterer Punkt, der der Vereinigung der Verbände besonders am Herzen liegt, ist die Einrichtung eines überparteilichen, die Fachverbände einbeziehenden Runden Tisches. So sollen alle Kulturverbände und die vielen einzelnen Initiativen, die in der Corona-Zeit entstanden sind, in einen direkten Dialog miteinander treten und die Themen, die sie alle betreffen, "gemeinsam und lösungsorientiert" angehen.

Lasst uns alle Player, alle Fachministerien an einen Tisch holen.
Stephan Behrmann, Sprecher der Allianz der Freien Künste

Allianz der Freien Künste

Die Vereinigung "Allianz der Freien Künste" gibt es seit 2016. Mit acht Gründungsverbänden gestartet, zählt das Netzwerk inzwischen 19 Mitglieder. Alle beteiligten Verbände vertreten Künstlerinnen und Künstler, die selbstständig und nicht institutionell tätig sind. Mitglieder der Allianz sind unter anderem: der Deutsche Komponistenverband, der Deutsche Tonkünstlerverband, der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, der Bundesverband Freie Darstellende Künste, der Bundesverband Theater im Öffentlichen Raum, der Dachverband Tanz Deutschland, die Deutsche Gesellschaft für Elektro-akusische Musik, die Deutsche Jazzunion, FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland, die Gesellschaft für Neue Musik, die Vereinigung Alte Musik.

Sendung: "Allegro" am 19. Januar 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK