Während sich hierzulande die meisten Kultureinrichtungen nach wie vor im Corona-Dauerschlaf befinden, füllen sich in einigen Ländern schon wieder die Museen und Konzertsäle. Wie sieht gerade das kulturelle Leben in Israel, den USA oder China aus? ARD-Korrespondenten mit einer Bestandsaufnahme.
China ist schon seit Monaten wieder weitgehend zurück im Normalmodus. Im Ursprungsland der Corona-Pandemie sind Kinos, Konzertsäle und auch Nachtclubs wieder gut besucht. So spielte das Shanghaier Sinfonieorchester Ende März Beethovens Siebte in einem fast ausverkauften Saal. Abgesehen davon, dass die meisten im Publikum eine Maske tragen, ist von der Corona-Krise kaum noch etwas zu spüren. Weder gibt es am Eingang spezielle Einlasskontrollen, noch gelten für den Konzertabend besondere Abstands- oder Hygieneregeln.
Inzwischen setzt man in China notgedrungen mehr auf chinesische Künstler.
Auch in der US-amerikanischen Kulturszene bewegt sich wieder etwas. Kunst- und Kultureinrichtungen öffnen dort langsam wieder. Allerdings gleichen Zeitpläne und Regeln einem Flickenteppich – abhängig vom jeweiligen Bundesstaat. So konnten über 35.000 Baseball-Fans vor Kurzem im texanischen Arlington dicht an dicht ein Spiel der Texas Rangers erleben, die Maskenempfehlung wurde dabei kaum eingehalten. Andere Bundesstaaten sind da zurückhaltender, doch Kunst und Kultur sollen auch dort langsam wieder ermöglicht werden. So kündigte die Theatergruppe "Shakespeare and Company" aus Massachusetts an, ab Juli wieder Liveauftritte vor Publikum zu veranstalten – allerdings weiterhin mit Abstand und Maskenpflicht.
Generell bleibt die Situation für die Kulturstätten in den USA schwierig. Auch wenn das New Yorker Metropolitan Museum, das meistbesuchte Museum des Landes, nach fünfmonatiger Totalschließung seine Tore unter beschränkten Zugangsregelungen wieder öffnen konnte, verzeichnet es einen Besucherrückgang um über 80 Prozent. Noch schlimmer trifft es die kleineren Einrichtungen, diese befinden sich in einer äußerst prekären Lage. Denn staatliche Unterstützung gibt es für die meisten Kultureinrichtungen in den USA nicht.
In den USA gibt es keine Auffangmechanismen. Besonders kleinere Kultureinrichtungen sind sehr krisenanfällig.
Die Metropolitan Opera in New York wird seine erste Vorstellung nach dem monatelangen Lockdown voraussichtlich frühestens im September geben. Doch auch am größten Opernhaus der USA mit seinen rund 3.000 Angestellten ist die Lage desaströs. Ein Jahr lang gab es außer der Weiterbezahlung der Krankenversicherung kein Geld für die Musikerinnen und Musiker. Jetzt haben sie einem Deal zugestimmt: Die Gehälter fließen wieder, dafür will die Geschäftsführung allerdings dauerhafte Lohnkürzungen durchsetzen.
Dort gab gerade das Israel Chamber Orchestra unter seinem Leiter Ariel Zuckermann wieder ein Konzert. Die rund 30 Mitglieder des Orchesters wurden auch während der Pandemie beschäftigt und vom Staat finanziell unterstützt. Jetzt können die Musikerinnen und Musiker wieder vor Publikum spielen. Während des Lockdowns wurden zwar Konzerte im Internet gestreamt, aber das kann die Begegnung mit dem Publikum nicht ersetzen, sagt Dirigent Ariel Zuckermann. Nun trennen ihn und die Menschen, die dem Orchester zuhören, wieder nur ein paar Meter und die Freude darüber ist Zuckermann deutlich anzuhören.
Ein halbes Jahr hat man keine Handys gehört im Konzert und plötzlich hört man ein Handy. Und irgendwo freut man sich.
In London schaut man gespannt auf das Royal Opera House. Dort ist geplant, den Spielbetrieb ab dem 17. Mai aufzunehmen. Mozarts "La clemenza di TIto" soll dann wieder Opernfans nicht nur im Videostream, sondern auch live vor Ort in Großbritanniens renommiertestem Opernhaus in Covent Garden erfreuen. Wie das genau ablaufen soll und welche Bedingungen bzw. Einschränkungen dann zu erwarten sind, will die Theaterleitung am 13. April bekanntgeben.
Sendung: "Allegro" vom 6. bis 9. April 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK