BR-KLASSIK

Fast alle Orchester, Chöre, Opern- und Konzerthäuser in Deutschland haben mittlerweile den Betrieb eingestellt. Das gilt gleichermaßen für öffentliche wie private Musikveranstalter. Vor allem freischaffende Musikerinnen und Musiker geraten dadurch in eine existentielle Notsituation: Die Einnahmen bleiben aus, die Lebensgrundlage fällt weg. Deswegen hat die Deutsche Orchesterstiftung nun einen bundesweiten Spendenaufruf gestartet.

Dass Kultur existentiell sei, wird im Angesicht der dezeitigen Krise oft betont. Im wortwörtlichen Sinn gilt das für die Kulturschaffenden selbst. Insbesondere für die Freischaffenden unter ihnen, denen in der momentanen Krise ihre Lebensgrundlage entzogen wird. Das betont Gerald Mertens, Kuratoriums-Vorsitzender der Deutschen Orchesterstiftung, im Gespräch mit BR-KLASSIK: "Freischaffende Musikerinnen und Musiker befinden sich in Deutschland im Moment in einer extrem schwierigen Lage. Durch die Veranstaltungsabsagen und Konzertausfälle sind ihnen von einem Tag auf den anderen alle Einnahmen weggebrochen. Darüber hinaus haben die Musikschulen geschlossen, Privatunterricht findet nicht mehr statt. Für Freischaffende bedeutet das einen Totalausfall aller Einnahmen. Das wird sich voraussichtlich noch mehrere Monate so hinziehen."

Bund und Länder planen jetzt die Einrichtung von Krisenprogrammen. Diskutiert wird etwa über die befristete Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens für Künstler. Gerald Mertens befürchtet jedoch, dass diese staatliche "Soforthilfe" zu spät kommt: "Das ist wahrscheinlich ein längerer Weg" – so Mertens gegenüber BR-KLASSIK – "und genau um da eine Brücke zu schaffen, haben wir heute einen Spendenaufruf über die Deutsche Orchester-Stiftung gestartet."

Eine Brücke zur staatlichen Nothilfe

Bis die staatliche Unterstützung in Kraft trete, müssten private Spender den Musikerinnen und Musikern unter die Arme greifen, begründet Mertens den bundesweiten Spendenaufruf der Deutschen Orchester-Stiftung. Seit heute kann jeder Musikfreund und jede Musikfreundin in einen eigens eingerichteten Nothilfefond einzahlen. Die Stiftung kümmert sich dann um die Verteilung der Gelder an besonders bedürftige Musikerinnen und Musiker. Viele von ihnen trennt derzeit nur die gesellschaftliche Solidarität vor dem sozialen Aus.

Sendung: "Leporello" am 16. März 2020 um 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK