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Dieter Dorn zum 80. Geburtstag
Ein Porträt von Dorothea Hußlein
Im musischen Leipzig gehörte selbst für ein Arbeiter- und Bauernkind die Beschäftigung mit Musik zum guten Ton. Schon als Junge überlegte sich Dieter Dorn, ob er Pianist oder doch nicht lieber gleich Dirigent werden will. Die Idee, eine Truppe zu leiten, war also immer schon da. Zwar wurde aus ihm dann kein Orchesterdirigent, aber er wurde zum "Dompteur" einer "Raubtiergruppe". Denn so nannte Dieter Dorn später selbst das Ensemble der Münchner Kammerspiele.
Mit dem Studium der Theaterwissenschaft begann Dorn noch in seiner Geburtsstadt Leipzig. 1956 verließ er die DDR aus politischen Gründen, studierte am Max-Reinhardt-Seminar in West-Berlin und startete zwei Jahre später sein langes Theaterleben als Regieassistent, Dramaturg und Schauspielanfänger im Landestheater Hannover.
"Das war natürlich der Unterricht mit ganz Großen, aber anders als in Leipzig ohne irgend eine künstlerische Methode dahinter, sondern eine wirklich auf sich bezogene Ausbildung. Und ich habe immer gemerkt, dass ich mich doch immer an irgend einer Stelle anfange zu beobachten und nicht völlig loslassen kann." Dieter Dorn
Bildquelle: picture-alliance/dpa Deshalb entschied sich Dorn schließlich für die Regiearbeit. Nach Stationen in Hamburg, Wien und Berlin kam der damals 40-Jährige als Oberspielleiter an die Münchner Kammerspiele, wo er von 1983 bis 2001 Intendant war. Danach wechselte er nach dem Bruch mit der Stadt München mit dem Großteil seines Ensembles auf die andere Seite der Maximilianstraße und übernahm für ein Jahrzehnt das Bayerisches Staatsschauspiel, besser bekannt als Münchner Residenztheater.
Manchen war er zu wenig moderner Visionärer oder intellektueller Durchleuchter. Viele schätzen, dass er kein Blender ist. Dorn ist ein genauer Textforscher, ein penibler Psychologe, ein von vielen Darstellern geliebter Optimierer. Eher medienscheu, macht er lieber Theater als dass er darüber spricht.
"Ich glaube,Theater ist auch immer Mode. Theater muss immer heutig sein, Sie können das nicht hinhängen wie es Bild. Es muss lesbar sein, am Abend von den Zuschauern - und wenn es aus ist, ist es aus, dann ist schon der nächste Abend. Also das ist eine ganz wichtige Sache, damit wird oft Schindluder getrieben." Dieter Dorn
Bildquelle: picture-alliance/dpa Neben dem Theater gilt Dieter Dorns große Leidenschaft der Oper. Sein Debüt als Opernregisseur gab er an keinem geringeren Haus als der Wiener Staatsoper. 1979 inszenierte er dort Mozarts "Entführung aus dem Serail" und es dirigierte der große Karl Böhm. Mit Mozart beglückte er dreimal das Münchner Staatsopernpublikum. Nach "Così fan tutte" und "Le nozze di Figaro" inszenierte er zur Wiedereröffnung des Münchner Cuvilliés-Theaters den "Idomeneo".
Neben München hatte er mit Oper auch Erfolg unter anderem bei den Salzburger Festspielen, in Bayreuth und an der New Yorker Metropolitan Opera. Aktuell ist Dieter Dorn in Berlin mit den Vorbereitungen zu Verdis "La Traviata" beschäftigt. Daniel Barenboim wird am Pult stehen. Die Premiere in sieben Wochen ist jetzt schon ausverkauft. Gibt es für Dieter Dorn nach fast 60 Jahren Theaterarbeit so etwas wie einen schönsten Applaus? "Nach einer mühevollen und langen Arbeit ist Applaus jedes Mal der schönste Dank. Wenn man das Publikum hat, dann ist das jedes Mal das große Ereignis." Dieter Dorn