Don Buchla baute Synthesizer, die nicht nur futuristisch aussahen, sondern auch wie in der Science-Fiction zu spielen waren. Ein funktionierendes Luftschlagzeug gehörte auch dazu. Nun ist der Erfinder im Alter von 79 Jahren gestorben.
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Donald Buchla at New Forms Festival 2013 Part 1 of 3
Zuallererst eine Klarstellung: Wenn es nach Donald "Don" Buchla geht, dann hat er gar keine Synthesizer gebaut. Er lehnte das Wort rundweg ab, weil er auf der Suche nach ganz eigenen Sounds war und nicht natürliche Klänge synthetisch nachbauen wollte. Davon abgesehen, war er einer der findigsten Köpfe in der Entwicklung der, pardon, Synthesizer.
Buchla studierte Klavier und Astronomie und mit 25 Jahren, mit Physik-Diplom in der Tasche, gründete er seine eigene Firma. Für die kalifornische Psychedelic-Rock-Band "The Grateful Dead", bekannt für ihre zwei Schlagzeuger zwischen großen Lautsprechertürmen, baute er die Verstärkeranlage und war manchmal auch als Tonmann mit auf Tour - dann steuerte er vom Mischpult aus noch eigene elektronische Sounds bei. Außerdem arbeitete er für die amerikanische Weltraumagentur NASA und entwickelte spezielle Hörgeräte, die Blinden per Lasertechnik Orientierungshilfe geben sollten.
Seinen größten, wenn auch versteckten Erfolg erzielte er mit einem Klang, den die gesamte westliche Welt im Ohr hat: dem Sound aus der Coca-Cola-Werbung. Zuerst Plopp, dann Eingießen, ergänzt um ein futuristisches Pling-Plang-Ploing, das das Soundlogo erst unverkennbar machte. Eingespielt wurden die Klänge von der Komponistin Suzanne Ciani - auf einem Buchla-Synthesizer.
Eine Tastatur ist diktatorisch.
Buchlas erstes Instrument auf dem Markt, der "Buchla 100" | Bildquelle: Bennett, CC BY-SA 2.0 1963 begann Buchla am ersten eigenen Gerät zu schrauben, und er wollte auf keinen Fall eine normale Klaviatur. "Eine Tastatur ist diktatorisch," davon war Buchla überzeugt: "Wenn Du vor Dir die schwarzen und weißen Tasten siehst, dann ist es schwer, etwas anderes als Klaviermusik zu machen."
Der Synthesizer "Buchla Series 100" kam 1966 auf den Markt, allerdings hatte der Erfinder Probleme, das Instrument zu vermarkten. Tatsächlich gab es keine Klaviatur, sondern neben dem typischen Kabelwirrwarr der alten Synthesizer nur Drehknöpfe und - seiner Zeit weit voraus - Touchpads, um die Klänge zu spielen.
Zur selben Zeit entwickelte Robert Moog seine bekannten Synthesizer, die im Innern mit vergleichbarer Technik funktionieren. Per Modulation von elektrischer Spannung. Allerdings hatte Moog die Nase vorn, wahrscheinlich, weil er von Beginn an auf eine Klaviatur gesetzt hatte.
Don Buchlas Erfindergeist ließ aber nicht nach. Er entwickelte ein Instrument nach dem anderen. Neben den "normalen" Synthesizern baute er Geräte, die dreidimensional im Raum funktionieren: Zum Beispiel ein echtes "Luftschlagzeug", das die Klänge vom Computer oder Synthesizer abruft, während der Musiker mit zwei Stäben spielt, als würde vor ihm ein riesiges Schlagzeug stehen. Mit Infrarottechnik wird die Position der Schlägel im Raum erfasst.
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"Out Of Thin Air" performed on Buchla Lightning
Außerdem entwickelte er ein elektronisches Schlaginstrument, das man erst einmal genau so spielt, wie ein Marimba- oder Vibraphon. Der Musiker hat viele kleine Spielflächen vor sich - doch auch hier kann er durch Bewegung der Stäbe in der Luft die Klänge, die auf den Platten darunter zu finden sind, modulieren. So als würde man ein Stabspiel und ein Theremin gleichzeitig spielen.
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Marimba Lumina, Lightning & Langston informal performance for Buchla's 75th
Don Buchla arbeitete zwar für große Institutionen, zum Beispiel für das Zentrum für Elektronische Musik IRCAM in Paris und baute ein Studio im Norwegischen Oslo. Trotzdem hat er es nie in die Riege der großen Namen der Elektronik-Avantgarde geschafft. Auch die Komponisten und Interpreten, die viel mit seinen Instrumenten gearbeitet haben, wie Suzanne Ciani und Morton Subotnik, sind bis heute eher Fachleuten bekannt.
Ich war immer außerhalb der Szene und ich wollte auch dort bleiben. Schon seit meiner frühen Kindheit bin ich ein Experimentator.
Es gibt wohl auch Noten aus den frühen 1960ern für ein Stück namens "Cicada Music". Im Untertitel "eine Partitur für 2.500 sechsbeinige Interpreten". Ob diese Komposition je aufgeführt wurde, ist nicht überliefert. Dass Buchla trotz seiner ernstaften und eigenbrötlerischen Arbeit an Synthesizern auch als schräger Perfomer unterwegs war, zeigt eine clowneske Performance von 2010 mit seltsamen Brillen und Kostümen, normalen und elektronischen Instrumenten - und einer Pfanne mit Popcorn.
Neuauflage eines alten Synthesizers von Don Buchla, der "Buchla 200e" | Bildquelle: Michael Tiemann, CC BY-SA 3.0 In den letzten Jahren stritt Buchla sich mit den neuen Eigentümern von Buchla Electronic Musical Instruments - seine Firma hatte er aus finanziellen Gründen verkauft. Erst kurz vor seinem Tod wurde die Auseinandersetzung mit einem Vergleich beigelegt. In den letzten fünfzehn Jahren, Retro-Hype sei Dank, hat die Nachfrage nach Buchlas Entwicklungen wieder zugenommen, einige Instrumente wurden neu aufgelegt, wovon Buchla selbst nicht mehr viel hatte.
Noch 2013 sagte Don Buchla in einem Interview für North Show News: "Meine Instrumente baue ich hauptsächlich für mich selbst und ich weiß, was ich will. Manchmal gibt es dann doch ein paar Leute, die mehr oder weniger nach dem selben suchen. Aber entwickelt habe ich sie für mich. Das befriedigt mich - das Entwickeln genauso, wie das Spielen."