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DOV fordert – 50 Prozent der Plätze in Konzertsälen belegen Planungssicherheit für Veranstalter

Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) hat die Ministerpräsidenten der Länder aufgefordert, verantwortbare Zuschauerzahlen für Konzerte, Theateraufführungen und Veranstaltungen zuzulassen. Für eine restriktive Behandlung bestehe keine Veranlassung. Die DOV hat 13 Ministerpräsidenten deshalb persönlich angeschrieben.

Bildquelle: picture alliance/Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Mindestens die Hälfte aller Plätze in Konzertsälen und Theatern sollten wieder besetzt werden, fordert DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Im BR-KLASSIK-Interview verweist Mertens auf eine neue Regelung in Berlin. Dort hat man sich nun darauf verständigt, dass 50 Prozent eines Saales belegbar seien. Um die Sicherheit in Corona-Zeiten zu erhöhen, werden die Zuschauer schachbrettartig platziert und müssen nun auch während Vorstellung einen Mund-Nasen-Schutz tragen. So will man den Mindestabstand zwischen den Menschen auf einen Meter reduzieren. Das nun in den großen Berliner Sälen umzusetzen sei vertretbar, sagte Mertens weiter.

Kritik an bayerischer Kulturpolitik

Momentan gibt es in Deutschland ein Durcheinander, wie viele Zuschauer in welchem Bundesland ins Konzert oder ins Theater dürfen. Die Deutsche Orchestervereinigung hält das für unlogisch.

Das erscheint weder nachvollziehbar noch verhältnismäßig.
Gerald Mertens, DOV-Geschäftsführer

In Nordrhein-Westfalen sind bis zu 1.000 Menschen in geschlossenen Räumen erlaubt, in Berlin und Rheinland-Pfalz können Konzertsäle und Theater nun zu 50 bis 60 Prozent belegt werden. Bayern hingegen ist besonders restriktiv und lässt nur 200 Besucher zu, abgesehen von Pilotprojekten an der Bayerischen Staatsoper und in der Philharmonie im Münchner Gasteig. Dort sind 500 Besucher erlaubt. Für den Geschäftführer der Deutschen Orchestervereinigung sind die Regeln nicht nachvollziehbar und auch nicht verhältnismäßig. Andere Bundesländer seien da schon viel weiter als Bayern, kritisiert Mertens im BR-KLASSIK-Interview. Natürlich müsse das Risiko von Corona-Infektionen so gering wie möglich gehalten werden. Mertens drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass Kulturveranstaltungen bei der Zulassung von Publikum besonders restriktiv behandelt werden.

Kontaktnachverfolgung gewährleistet

Theater und Konzertsäle haben laut Mertens einen großen Vorteil: Die feste Bestuhlung gewährleistet eine sichere Besucherführung. Außerdem könnten personalisierte Karten eine Rückverfolgung von Kontakten ermöglichen. Warum die Züge der Deutschen Bahn ohne Rückverfolgungsmöglichkeit zu 100 Prozent ausgelastet werden dürften, Konzertsäle mit all ihren Vorteilen nicht zu 50 Prozent, versteht der DOV-Geschäftsführer nicht. Auflagen wie das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes am Platz hält die Deutsche Orchestervereinigung für machbar.

Besucherzahl an der Größe des Saales ausrichten

Je größer der Saal, umso mehr Besucher, das wäre eine Regelung, mit der Mertens sich anfreunden könnte. Besonders große Veranstaltungsräume wie das Nationaltheater, die Philharmonie und die Olympiahalle in München mit entsprechenden Belüftungsanlagen sollten mit mehr Besuchern als derzeit 200 oder 500 beleget werden, fordert der DOV-Chef.

Privaten Veranstalter brauchen Unterstützung

Als besonders schwierig beschreibt Mertens die Situation der privaten Veranstalter, die 70 bis 90 Prozent Auslastung der Saalkapazität bräuchten, um überhaupt wirtschaftlich arbeiten zu können. Hier könnten günstigere Saalmieten helfen, damit private Veranstalter durch die Corona-Zeit kommen.

Veranstalter brauchen eine Perspektive

Öffentliche und private Veranstalter benötigten nun dringend Planungssicherheit, so Mertens. Dabei gehe es um Besucherkapazitäten und auch den Vorverkauf in den kommenden Monaten. Ansonsten drohe privaten Veranstaltern das Aus, warnt der DOV-Geschäftsführer. Auch freischaffende Musiker könnten die Zeit der Pandemie sonst nicht überstehen. Und öffentlich finanzierte Institutionen müssten mit einem "gravierenden Einnahme- und Akzeptanzverlust" rechnen, so Mertens.

Sendung: Leporello am 15. September 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK