Der Ernst von Siemens Musikpreis gehört zu den wichtigsten Auszeichnungen der Musikwelt. Daneben vergibt die Ernst von Siemens Musikstiftung aber auch immer Förderpreise an junge Komponisten. In diesem Jahr werden Lisa Streich, Michael Pelzel und Simon Steen-Andersen ausgezeichnet.
Der Ernst von Siemens Musikpreis ging in diesem Jahr an den Pianisten Pierre-Laurent Aimard. Während dieser Hauptpreis bereits vor einem Monat verliehen wurde, gab die Ernst von Siemens Musikstiftung nun auch die Gewinner der Komponisten-Förderpreise bekannt. Die Preise sind mit jeweils 35.000 Euro dotiert und schließen die Produktion einer Portrait-CD mit selbst ausgewählten Werken ein. In diesem Jahr werden die Förderpreise an eine Komponistin und zwei Komponisten verliehen, die jeweils ihren ganz eigenen Stil haben.
Was ihre Musik ausmacht:
Stille und Einkehr. Lisa Streich versteht es, Pausen dramaturgisch klug einzusetzen. Ihre reduzierten Klänge ergänzt sie gern um Geräuschhaftes. Es raschelt, rasselt und knirscht viel in Streichs Stücken - etwa in "Existenser" für Klavier und Elektronik. Das sorgt für Gänsehaut und schärft beim Publikum den Sinn für die Klangwelt, die uns alltäglich umgibt.
Wie sie die wurde, die sie heute ist:
In Norra Råda in Schweden geboren, studierte Streich Komposition und Orgel u.a. an der UdK Berlin, am Salzburger Mozarteum und am IRCAM in Paris, etwa bei Adriana Hölszky und Johannes Schöllhorn. Sie besuchte Meisterkurse bei Chaya Czernowin, Brian Ferneyhough, Hanspeter Kyburz u. a. Heute lebt sie in Deutschland und auf der schwedischen Insel Gotland.
Was uns in Zukunft erwartet:
Kompositionen für unterschiedlichste Besetzungen z.B. für sieben Chöre, Solo-Cello, präparierte Gitarre und Orchester (alle 2017), die dann sicher auch mal lauter und opulenter werden als das, was Streich bisher komponiert hat.
Kurz: Klang. Michael Pelzel liebt Klangfarben, -schichten, -strudel. Sein bislang bedeutendstes Werk "Sempiternal Lock-in" etwa besteht aus komplex ineinander verschachtelten Stimmen. Und auch sonst ist er immer auf der Suche nach neuen Klangkombinationen, zum Beispiel aus abgedämpftem Klavier und reinen Trakturgeräuschen der Orgel - wie in "Introduction et Danse diabolique".
Wie er der wurde, der er heute ist:
Geboren in Rapperswil in der Schweiz hat Pelzel diverse musikalische Ausbildungen durchlaufen und Inspiration in der ganzen Welt gefunden: Klavierstudium bei Ivan Klánský, Orgel u.a. bei Martin Sander, Komposition u.a. bei Wolfgang Rihm und Georg Friedrich Haas. Er besuchte Meisterklassen bei Beat Furrer und György Kurtàg, war als Stipendiat in Goa, hat musikalische Ideen in Burma, Südafrika, den USA und Thailand gesammelt.
Was uns in Zukunft erwartet:
Noch mehr ungewöhnliche Klangkombinationen, Ausflüge auf die Musiktheaterbühne und in die Geräuschwelt. So erreicht Michael Pelzel das, was er die eigentliche Motivation für sein Schaffen nennt: das Publikum zu berühren.
Was seine Musik ausmacht:
Wie er der wurde, der er heute ist:
Der im ländlichen, meernahen Odder in Dänemark geborene Steen-Andersen lebt heute in Berlin. Zuvor hat er u.a. bei Mathias Spahlinger in Freiburg, bei Gabriel Valverde in Buenos-Aires und bei Hans Abrahamsen in Kopenhagen Komposition studiert.
Was uns in Zukunft erwartet:
Noch mehr Theater auf der Konzertbühne. Jedes Live-Konzert soll "ein Totalerlebnis" sein, wenn es nach Steen-Andersen geht. Und das bedeutet: Das Sehen ist mindestens genauso wichtig wie das Hören.
Neben dem Ernst von Siemens Musikpreis, der seit 1973 von der Schweizer Ernst von Siemens Musikstiftung vergeben wird, sind die Förderpreise ein wichtiger Teil der Förderung im Bereich zeitgenössischer Musik. Erstmals vergibt die Stiftung insgesamt 3,5 Millionene Euro in diesem Jahr an Fördergeldern. Weltweit werden damit rund 130 Projekte im Bereich zeitgenössische Musik unterstützt.