Er kannte die Pioniere der Nachkriegsavantgarde persönlich, war mit Messiaen und Boulez befreundet und hat mehr für die Neue Musik getan als viele andere namhafte Interpreten: der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard. An ihn, der sich auch aktiv für Musikvermittlung einsetzt, geht der diesjährige Ernst von Siemens Musikpreis - das hat die Ernst von Siemens Musikstiftung am Donnerstag bekanntgegeben.
Bildquelle: © Marco Borggreve
"Pierre-Laurent Aimard ist Lichtgestalt und internationale Schlüsselfigur im Musikleben unserer Zeit", heißt es in der Urteilsbegründung der Ernst von Siemens Musikstiftung. Dabei macht den Pianisten besonders sympathisch, dass er sich keineswegs in den Elfenbeinturm zurückzieht, sondern Repertoire aus so gut wie allen Epochen zur Aufführung bringt. Er kennt keine Berührungsängste mit den Neuen Medien, unterrichtet und greift auch gelegentlich zum Diritgentenstab. Schubladen interessieren ihn augenscheinlich nicht.
Wir Musiker sollten Botschafter für das sein, was wir Klassische Musik nennen.
1957 in Lyon geboren, kam Pierre-Laurent Aimard durch seine Klavierlehrerin Geneviève Lièvre schon früh in Kontakt mit Neuer Musik. Später studierte er dann bei Yvonne Loriod, der Frau des Komponisten Olivier Messiaen. Als er gerade einmal 19 Jahre alt war, ernannte ihn Pierre Boulez zum Pianisten des Ensemble Intercontemporain. 1995 verließ Aimard das Ensemble wieder, um sich fortan eigenen Projekten zu widmen, wozu auch zahlreiche CD-Einspielungen zu rechnen sind - von der zeitgenössischen Musik, die sein Steckenpferd blieb, bis zur "Kunst der Fuge" von Johann Sebastian Bach. "Wir Musiker sollten Botschafter für das sein, was wir klassische Musik nennen, um einem neuen Publikum und jüngeren Generationen ein reiches Erbe weiterzugeben", umreißt der vielseitige Musiker sein Credo.
Der Ernst von Siemens Musikpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen im Bereich der Musik. Die seit 1973 jährlich verliehene Auszeichung geht an Interpreten, Komponisten oder Wissenschaftler, die sich insbesondere um die Neue Musik verdient gemacht haben. Zu den Preisträgern zählen bislang Benjamin Britten, Hans Werner Henze, Helmut Lachenmann, Per Nørgård, Nikolaus Harnoncourt, Michael Gielen, Anne-Sophie Mutter und Mariss Jansons.