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Felix Klieser im Interview "Musik soll das Leben verschönern"

Am 15. Dezember spielte Felix Klieser auf der "Sternstunden"-Gala des Bayerischen Rundfunks Musik von Mozart. Im Interview erinnert sich der mehrfach preisgekrönte Hornist an seine eigene Kindheit und sinniert über die Perspektiven, die die Musik den Menschen bieten kann.

Bildquelle: BR / Maike Helbig

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Herr Klieser, heute Abend spielen Sie live im BR Fernsehen bei der Sternstunden-Gala den dritten Satz aus dem Zweiten Hornkonzert von Mozart. Der Sternstunden-Tag - da geht es darum, Spenden zu sammeln, sich zu engagieren für Kinder in Not. Was war denn für Sie als Kind das Wichtigste?

Felix Klieser: Das ist immer schwer zu sagen, denn ich glaube, das hat sehr viel mit Glück zu tun: wo man aufwächst, in welches Umfeld man 'reinkommt. Und ich hatte Gott sei Dank sehr viel Glück. Ich bin sehr behütet groß geworden und hatte alles, was man sich als Kind wünschen und brauchen kann. Aber das ist schon etwas, was nicht selbstverständlich ist und auch damit zu tun hat, ob man das Glück hat, in ein solches Umfeld hineingeboren zu werden oder eben nicht.

Ungewöhnliche Berufswünsche

BR-KLASSIK: Trotzdem gibt es doch sicher Wünsche, die man als Kind hat. Erinnern Sie sich an eine Sehnsucht?

Felix Klieser: Ich hatte damals ganz komische Berufswünsche. Ich wollte zum Beispiel Sprengmeister werden. Das fand ich damals total toll und faszinierend, weil ich im Fernsehen Berichte gesehen habe, wo irgendwie eine Fabrik stand, und dann sind die Türme ganz exakt eingestürzt und hinterher war alles fein ordentlich besenrein - alles durch eine Explosion. Das waren so Wünsche, die ich damals hatte; diese Wünsche waren eigentlich nicht materiell, sondern gingen eher in die Richtung: Was möchte man gerne mal werden, wenn man groß ist.

Ablenkung von den Problemen des Alltags

BR-KLASSIK: Wenn Sie heute Abend auftreten, spielen Sie das ja für einen guten Zweck: Das ist ein Benefizveranstaltung; Ihre Musik soll quasi die Leute dazu animieren, zu spenden. Da haben Sie ja auch eine bestimmte Macht: Die Macht eines Künstlers der so etwas wie ein Vorbild ist, auf der Bühne steht und Leute erreicht. Was ist das für ein Gefühl für Sie?

Felix Klieser: Also, ich finde Musik hat ja eigentlich die Aufgabe, Menschen das Leben ein wenig zu verschönern und vielleicht auch mal von den Sorgen und den Problemen des Alltags abzulenken und einfach eine schöne Zeit zu liefern. Das ist für mich eigentlich die größte Aufgabe der Musik. Deswegen ist natürlich ein solcher Rahmen natürlich doppelt toll, weil man eben nicht nur Musik spielt, sondern auch noch damit etwas bewirken kann, nicht nur im ideellen Sinne. Deswegen ist das heute schon ein besonderer Abend für mich.

Ich empfinde mich als jemanden, der Menschen dazu ermutigt, Gutes zu tun.
Felix Klieser

BR-KLASSIK: Es geht dabei ja tatsächlich nicht nur um die Musik, sondern tatsächlich auch um das Star-Sein als Klassik-Künstler.

Felix Klieser: Ich empfinde mich eigentlich nicht so sehr als Star oder so etwas - mehr als jemanden, der Menschen dazu ermutigt, Gutes zu tun oder vielleicht an das Gute zu glauben und sich mit den schönen Dingen des Lebens auseinanderzusetzen und damit auch andere zu inspirieren.

Das Teilen von Glück

BR-KLASSIK: Und wie empfinden Sie es dann, wenn Ihre Musik letztendlich dabei hilft, Kindern in Not deren Situation zu verbessern?

Felix Klieser Hornist | Bildquelle: Steven Haberland /Edel Kultur Felix Klieser | Bildquelle: Steven Haberland /Edel Kultur Felix Klieser: Ich glaube, das ist etwas sehr Schönes. Wir leben teilweise in einer Welt, in der viele Dinge selbstverständlich sind - auch das, was ich habe. Ich meine, dass ich die Möglichkeit habe, als Solist zu spielen und Musiker zu sein - das ist natürlich auf der einen Seite Können, auf der anderen Seite aber auch Glück - und auf Glück kann man nur sehr schwer Einfluss nehmen. Deswegen gibt es eben auch Menschen, die kein Glück haben. Ich finde, wenn man selbst Glück hat, ist das nicht nur eine schöne Sache, sondern es setzt einen auch in eine gewisse Verantwortung, etwas von diesem Glück abzugeben und zu teilen.

Das Problem ist oft, dass den Menschen eine Perspektive fehlt.
Felix Klieser

BR-KLASSIK: Ich habe Sie eingangs gefragt, was für Sie als Kind das Wichtigste war. Was glauben Sie denn - gesamtgesellschaftlich gesehen -, was die Kinder von heute brauchen?

Felix Klieser: Ich glaube das Problem ist ganz oft, dass den Menschen eine Perspektive fehlt. Ich war letzte Woche in Mannheim, wo ich ein Konzert gespielt habe. Ich war dort in einer Schule, wo viele Schüler mit Migrationshintergrund unterrichtet wurden. Diese Schüler stehen gesellschaftlich in unserer Perspektive nicht ganz oben; sie werden dort aufgefangen, und man versucht, ihnen eine Perspektive zu geben - und auch das Gefühl: Egal wo du bist, egal in welcher Situation Du Dich befindest - Du kannst etwas erreichen, etwas machen, etwas in Deinem Leben ändern und aus einer bestimmten Situation herauskommen. Und ich glaube, dass diese Perspektive ganz wichtig ist für Menschen; eines der wichtigsten Dinge ist, dass man Menschen Hoffnung macht und dass man ihnen eine Perspektive zeigt und sagt: Man kann vieles verändern und vieles erreichen, wenn man daran glaubt und wenn man es will.

Die vielen schönen Seiten der Musik

BR-KLASSIK: Und kann Musik dabei helfen?

Felix Klieser: Ich finde immer, Musik ist insofern ein wunderbarer Parameter, weil man ganz viel damit ausdrücken kann, ohne dass man drüber reden muss. Es ist oft schwer, Dinge zu beschreiben, aber vielleicht einfacher, diese Dinge durch Musik auszudrücken. Es gibt ja viele verschiedene Formen von Musik, mit denen man sich ausdrücken kann und auf diese Weise dann Anerkennung und eben auch Wärme bekommt. Musik hat eigentlich nur schöne Seiten: Es gibt keinen Verlierer, sondern eigentlich nur Gewinner.

Die "Sternstunden"-Gala im BR Fernsehen

Freitag, 15. Dezember 2017, 19:30 bis 22:00 Uhr

Sabine Sauer und Volker Heißmann präsentieren die 150-minütige Sternstunden-Gala live aus der Frankenhalle in Nürnberg. Beim Höhepunkt des Sternstunden-Tages im Bayerischen Rundfunk stehen die Hilfsaktionen für kranke, behinderte und notleidende Kinder aus Bayern, Deutschland und der ganzen Welt im Fokus des Interesses. 

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