Vor fünf Jahren musste das Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatztheater ausziehen: Denn das Theater im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt war marode geworden. Fünf Jahre hat das Exil der Theatermacher gedauert, in dieser Zeit wurde an dem historischen Gebäude gearbeitet - ein Teil neu errichtet, die Fassade erneuert, die Technik auf Vordermann gebracht. In wenigen Wochen wird das frisch renovierte Staatstheater am Gärtnerplatz wieder eröffnet.
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Beginnen wir den Rundgang durch das neue, alte Gärtnerplatztheater in der Tiefe: Auf der neuen Probebühne arbeitet Intendant Josef E. Köpplinger an Franz Lehars Lustiger Witwe. Die Probenbühne wurde im Keller untergebracht. Weil es auf dem Gelände des Gärtnerplatztheaters keinen Platz für zusätzliche Bauten gab, mussten die Architekten nach unten graben. Die Probenbühne hat die gleichen Ausmaße wie die richtige Bühne, und auch sie besitzt einen Drehmechanismus wie ihr Vorbild. Das macht die Probenarbeit einfacher und effizienter, sagt Iris Egger, die Künstlerische Betriebsdirektorin des Theaters. Denn vor und während des Umbaus mussten die Proben außerhalb des Theaters, in einem ganz anderen Stadtteil stattfinden. Jetzt gibt es unter einem Dach auch noch einen Chorprobensaal und einen Ballettsaal.
Das ist ein ganz großes Plus an diesem Umbau: Dass wir alle Probenbühnen und Produktionsstätten wirklich in einem Gebäude haben.
Auf der neuen Probebühne arbeitet Intendant Josef E. Köpplinger an Franz Lehars Lustiger Witwe. | Bildquelle: © Jochen Eichner Gehen wir weiter, aus dem Keller, in Richtung Dach. Geblieben ist das Nachkriegs-Fresko im Foyer vor dem Zuschauerraum – es wurde von der Tochter des Künstlers restauriert. Geblieben ist auch der etwas plüschige Charme der Nachkriegszeit, und die Pracht des 19. Jahrhunderts bekam eine Frischzellenkur. Das, was wirklich neu ist am frisch renovierten Gärtnerplatztheater, das bleibt dem Publikum weitestgehend verborgen: die feuerfesten Treppenhäuser aus Beton im Neubau hinter der Bühne, die Aufzüge, und am Ende der Treppe die neue Kantine, die lichtdurchflutet den Blick freigibt auf die Münchner Innenstadt - sie ist den Mitarbeitern und Künstlern des Theaters vorbehalten.
Die generalsanierte Haustechnik werden die Besucher des Theaters im Normalfall ebenfalls nicht wahrnehmen. Kurt Bachmann, der Leiter des für die Sanierung zuständigen Bauamts München I erklärt: "Die Bereiche, in die viel Geld geflossen ist, die sehen Sie eigentlich gar nicht. Das sind etwa diese Belüftungsanlagen." Aber, man bemerkt sie. Die Luft ist gut klimatisiert, auch im behutsam restaurierten Zuschauerraum aus dem 19. Jahrhundert. Hier wurde fast nichts verändert. Und das, was erneuert wurde, das bleibt versteckt. Denn zu Füßen des Publikums wurden die Öffnungen für die Belüftungsanlage vergrößert. Dieser Umbau verlangte den Architekten und Bauarbeitern einiges an Hirnschmalz ab, denn dafür musste die Bodendecke des Zuschauerraums erneuert werden, sagt Kurt Bachmann: "Die Decke abbrechen, bringt Staub. Die neue Decke anbringen, bringt Feuchtigkeit ins Gebäude. Das hat sich dann auf die Tapete oben an der Decke ausgewirkt, die plötzlich anfing, sich zu wellen. Aber die Restauratoren haben das wieder hinbekommen."
Immerhin, den neuen Probensaal fürs Orchester, den werden die Zuschauer künftig ab und zu besuchen können. Hier soll es in Zukunft auch Kammerkonzerte geben. Dieser Saal wirkt wie ein Kristall aus Holz und Glas, hier durfte sich der Architekt richtig austoben. Die Musikerinnen und Musiker haben den Raum erst vor kurzem bezogen. Über 120 Millionen Euro hat die Renovierung, der Umbau des Staatstheaters am Gärtnerplatz gekostet. Am Ende des Rundgangs, vor der frisch restaurierten historischen Fassade des Theaters, wächst die Gewissheit: Große Momente werden nun auch die Münchner wieder erleben können, in ihrem Theater, dessen Charme, dessen eigener Charakter neu erstanden ist.