"Madama Butterfly" von Giacomo Puccini gehört zu den Opern, bei denen man sofort Bilder im Kopf hat: Geishas mit weiß geschminkten Gesichtern, Trippelschritte, Papierschirmchen, Pagoden und Kirschblüten. Dabei geht es in dieser Oper um mehr als ein pittoreskes Japan-Bild. Am 23. März feiert Puccinis Repertoireklassiker am Nürnberger Staatstheater Premiere. Die Regie führt die gebürtige Stuttgarterin Tina Lanik, am Pult steht Guido Johannes Rumstadt, der 1. Kapellmeister am Staatstheater Nürnberg. BR-KLASSIK war bei den Proben dabei.
Bildquelle: Ludwig Olah/Staatstheater Nürnberg
Die Uraufführung von Puccinis Tragedia giapponese 1904 an der Mailänder Scala war noch ein totaler Flop, doch bald darauf hat sich Madama Butterfly an den Bühnen der Welt etabliert. Auf den ersten Blick verbindet man die Oper schnell mit typischem Japan-Kitsch. Doch es geht um das Aufeinanderprallen zweier Kulturen - der japanischen und der amerikanischen. Und um das Schicksal einer armen japanischen Kurtisane, die sich von der Heirat mit einem amerikanischen Marineleutnant bessere Zukunft erhofft.
Musikalisch hat es "Madama Butterfly" in sich. Die richtige Balance zwischen leisen Dialogen, dramatischen Arien und Chorszenen zu finden, ist für den Dirigenten Guido Johannes Rumstadt eine echte Herausforderung: "Der erste Akt der 'Butterfly' ist überall gefürchtet, da ist man sehr schnell zu laut. Und in der Nürnberger Oper ist die Akustik leider nicht immer sängerfreundlich. Da muss man doppelt aufpassen." Und auch das sehr offen gehaltene Bühnenbild mache die akustische Situation nicht leichter.
Es wird jeden Abend ein Kampf werden, den ersten Akt in der richtigen Balance durchzukriegen.
Nach der Hochzeit zwischen der japanischen Geisha Butterfly und dem amerikanischen Marineleutnant Pinkerton im ersten Akt verwandelt sich die Oper in ein dramatisches Kammerspiel. Butterfly, sitzengelassen mit einem Kind von Pinkerton, gibt sich noch lange der Illusion der ersehnten Ehe hin. Doch als der lang vermisste Gatte mit einer neuen Frau aus Amerika zurückkehrt, begeht Butterfly dramatischen Selbstmord. Für Pinkerton war die Kurtisane nur ein amouröser Zeitvertreib und die Hochzeit rechtlich nicht bindend. Regisseurin Tina Lanik verleiht dem Marineleutnant deshalb auch Züge eines Sextouristen.
Arme asiatische Frauen, denen zum Überleben oft nur der Weg in die Prostitution bleibt - auch das ist die Geschichte von Madama Butterfly.
Für Lanik ist die Butterfly von Anfang an in einer ökonomischen Notsituation, die sie nicht selbst gewählt hat. In der Heirat mit Pinkerton sieht sie einen Ausweg aus dem Leben auf der Straße und eine unbeschwerte Zukunft in den USA. Arme asiatische Frauen, denen zum Überleben oft nur der Weg in die Prostitution bleibt - auch das ist die Geschichte von Madama Butterfly, sagt Regisseurin Tina Lanik.
Das klischeehafte Japan-Bild dieser über 100 Jahre alten Tragedia giapponese fährt Regisseurin Lanik weitgehend zurück und versetzt die Spielhandlung nahe an unsere Gegenwart. Zwar heiratet Butterfly noch in einem traditionellen Kimono, trägt aber ansonsten westliche Kleidung. Und auch ihre Wohnung zitiert mit schwarzen Schiebewänden nur noch dezent eine traditionelle japanische Wohnstätte. Dafür ist in der Musik von Motiven bis zur Instrumentierung mehr Japanisches enthalten, als man meinen mag, erklärt Dirigent Guido Johannes Rumstadt: chinesische Gongs, japanische Tamtam und eine Vogelpfeife.
Eine tolle Partitur - und immer wieder schön zu spielen.
Sendung: "Allegro" am 21. März ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
"Madama Butterfly"
Tragedia giapponese von Giacomo Puccini
Staatstheater Nürnberg
Premiere: Samstag, 23. Februar 2019, 19:30 Uhr
Inszenierung: Tina Lanik
Staatsphilharmonie Nürnberg
Leitung: Guido Johannes Rumstadt
Informationen zu Terminen und Besetzung finden Sie auf der Homepage des Nürnberger Staatstheaters.