Bereits im vergangenen Jahr hatte Testa seine Krebserkrankung öffentlich gemacht. Es helfe, darüber zu reden, hatte er angemerkt. Jetzt ist der Sänger im Alter von 57 Jahren verstorben - das berichtet am Mittwoch die Deutsche Presse Agentur (dpa) unter Berufung auf die italienische Nachrichtenagentur Ansa.
Bildquelle: Federico Pedrotti
Mit sanfter Stimme hatte Gianmaria Testa in seinen Liedern auch immer wieder politisch Stellung bezogen. In einer Ansage im Rahmen seines Gastspiels beim BR-KLASSIK-Weltmusiktag Italien im Jahr 2011 beklagte er zum Beispiel, dass die Flüchtlinge in Italien mit wenig Respekt behandelt würden. Ein ganzes Album ("Da questa parte del mare") hatte er der Thematik der vielen Flüchtlinge, die Italien über das Mittelmeer erreichen, bereits 2006 gewidmet. Mit dem Album habe er gegen die Gleichgültigkeit der Menschen ankämpfen und für mehr Menschlichkeit werben wollen, sagte Testa später in einem Interview.
"Es ist wohl das Schicksal der Menschen, immer wieder dorthin zu flüchten, wo man meint, dass es besser sein könnte. Wir, die Italiener, aber auch ganz Europa, wir sind doch selbst oft Flüchtlinge gewesen. Wir sind emigriert. Um 1890 sind um die 30 Millionen Italiener emigriert. Es gibt also ein anderes Italien außerhalb von Italien. Und jetzt sind wir an der Reihe, die aufzunehmen, die kommen. Aber das ist doch keine Invasion. Das ist lediglich der Versuch der Menschen, sich zu retten. Wenn ich in Afrika leben würde, meine Kinder nicht ernähren könnte und zusehen müsste, wie sie sterben, dann würde ich auch lieber gehen und versuchen, sie zu retten."
Gianmaria Testa im Interview mit BR-KLASSIK im Oktober 2015
Liebe, Beziehungen, Einsamkeit und Reisen - das waren aber genauso Inhalte seiner Balladen, von denen so manche inspiriert war von seinem Brotberuf als Bahnhofsvorsteher im piemontesischen Cuneo: "An Bahnhöfen kann man die Freude des Ankommens und die Traurigkeit des Abschieds noch wirklich sehen. Man sieht es in den Gesichtern. Und dann würde man gerne für diese Leute singen." Erst spät in seiner Karriere hatte Testa sich gänzlich für eine Karriere als Musiker entschieden. Er tat sich schwer damit, sich den Marktmechanismen unterzuordnen und es widerstrebte ihm, sich für Fernsehauftritte einen "melancholischen Look" zuzulegen. Stilistisch bewegte sich Testa zwischen Jazz und Folk, Rock und Blues. Die Live-Auftritte des "Cantautore" waren oft geprägt von extremer Zurückhaltung - und seine Lieder wirkten oft wie intime Selbstgespräche.
Am Mittwoch ist Gianmaria Testa seiner Tumor-Erkrankung erlegen. "Gianmaria ist ohne Lärm von uns gegangen. Was bleibt, sind seine Lieder, seine Worte", war auf seiner Facebook-Seite zu lesen. Tausende trauernde Fans hinterließen dort betroffene Nachrichten: "Arrivederci Gianmaria, und danke für Deine Lieder."
Das Leben ist ein Geschenk. Man bekommt eine gewisse Zeit, aber irgendwann ist es eben zu Ende.
Kommentare (2)
Dienstag, 12.April, 11:25 Uhr
Christl und Henri Becker
Betroffen und traurig
Viele Jahre hat er uns mit seiner Musik begleitet. Bei zwei Konzerten durften wir ihn direkt erleben und hatten schon Karten für das Konzert in Frankfurt. Wir werden beim Hören seiner CDs immer an ihn denken.
Donnerstag, 31.März, 18:29 Uhr
Klaus Brocke
,,Traurig sein ist ehrend
,gianmaria Testa ist verstorben. Ein leises Weinen darf sein. Er hat mir mit seinen Liedern viel geschenkt. Adieu