Hector Berlioz und Richard Wagner bewunderten ihn, sahen seine Opern als Mosaiksteinchen auf dem Weg zum modernen Musikdrama: Christoph Willibald Gluck. Ihm widmen sich die Internationalen Gluck-Festspiele in den großen Opernhäusern Frankens.
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Die Romantiker feierten ihn als Erneuerer der barocken Opera seria, E. T. A. Hoffmann widmete dem "Ritter Gluck" gar eine Novelle, in der es heißt: "Alles, was Haß, Liebe, Verzweiflung, Raserei in den stärksten Zügen ausdrücken kann, faßte er gewaltig in Töne zusammen." Gluck selbst brachte es so auf den Punkt: "Man muss einzig den Fortschritt der Kunst zum Ziele haben!"
Christoph Willibald Gluck war ein europäischer Musiker par excellence. Geboren in Erasbach in der Oberpfalz komponierte er zunächst Opern für Italien, schuf in Wien sein Meisterwerk "Orfeo" und löste in Frankreich als reifer Komponist eine wahre publizistische Schlacht darüber aus, was ein gutes Musikdrama ausmacht. "Neue Klänge für Europa" ist denn auch das Festival-Motto der Internationalen Gluck-Festspiele, die vom 27. Juni bis 14. Juli in der Metropolregion Nürnberg stattfinden. Der Countertenor Max Emanuel Cencic eröffnet das Festival mit einer Gala. Im Gespräch mit BR-KLASSIK beschreibt er Glucks Neuerungen im Bereich der Oper: "Da folgt die Musik der Geschichte. Das ist das, was wir die Reformoper nennen, weil es eben näher an der Realität des Dramas ist."
Glucks Musik für die Opernbühne bildet den Ausgangspunkt des Festivals – präsentiert von den Stars der Originalklangszene. Neben den Countertenören Max Emanuel Cencic, Philippe Jaroussky, Valer Sabadus, Terry Wey und dem jungen venezolanischen Sopranisten Samuel Marino – einer großartigen Neuentdeckung – musizieren auf historischen Instrumenten das griechische Ensemble Armonia Atenea, das Ensemble Artaserse, das Barockorchester LaBarocca (Mailand) und das Händelfestspielorchester Halle. Zudem spürt Daniel Hope mit dem Zürcher Kammerorchester den musikalischen Pfaden "Von Gluck bis Mozart" nach, wie das Konzertmotto lautet. Hauptspielstätten des Festivals sind unter anderem die großen Opernhäuser Frankens: das Staatstheater Nürnberg, das Stadttheater Fürth, das Markgrafentheater in Erlangen und das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth.
Die Veranstalter um den neuen Intendanten Rainer Mennicken finden, dass Glucks Musik uns auch heute noch viel zu sagen hat. Deshalb gibt es in der Nürnberger Tafelhalle unter der Headline "Gluck Werkstatt" zahlreiche genreübergreifende Projekte: Der bekannte Schauspieler und Regisseur Dominique Horwitz liest E. T. A. Hoffmanns Novelle "Ritter Gluck", die Musik des Komponisten bildet die Basis für Big-Band-Sound und Techno. Und das Kindertheater Pfütze verpasst dem alten Ritter und seinen Opernstoffen eine Frischzellenkur für das junge Publikum.
Sendung: "Leporello" am 27. Juni 2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
BR-KLASSIK - Studio Franken schneidet mehrere Konzerte mit und sendet sie in der Festspielzeit:
27. Juni, Staatstheater Nürnberg: "Große Gefühle, Glück und Verhängnis" – Gluck Operngala mit Karina Gauvin, Max Emanuel Cencic und dem Orchester Armonia Atenea (GR), Leitung: George Petrou
Sendetermin: 7. Juli 2019, BR-KLASSIK Festspielzeit, 19:05 - 21:00 Uhr
29. Juni, Stadttheater Fürth: "Heroes in Love" – Orchester LaBarocca unter der Leitung von Ruben Jais, Solistin: Sonia Prina (Alt)
Sendetermin: 21. August 2019, BR-KLASSIK Festspielzeit, 18:05 - 20:00 Uhr
30. Juni, Tafelhalle Nürnberg: "Gluck Goes Big Band" mit dem Sunday Night Orchestra
Sendetermin: 31. Juli 2019, BR-KLASSIK Festspielzeit, 18:05 - 20:00 Uhr
6. Juli, Markgräfliches Opernhaus Bayreuth: "Antigono" - konzertant; Dramma per musica in drei Akten mit Anna Kasyan, Francesca Lombardi Mazulli, Samuel Marino, Mauro Peter, Valer Sabadus, Terry Wey und dem Händelfestspielorchester Halle, Leitung: Michael Hofstetter
Sendetermin: 24. August 2019, BR-KLASSIK Festspielzeit, 20:05 Uhr
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