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Die Rückkehr der Namen Die Sängerin und Pianistin Melanie Katz

Melanie Katz ist eine von vielen jüdischen Künstlerinnen und Künstlern in München, über die wir kaum etwas wissen. Aber eine Zeitungsannonce zeigt: Sie war sehr selbstständig. Und das war für ihre Zeit etwas Besonderes.

Informationsabend zum Erinnerungsprojekt "Die Rückkehr der Namen" im Münchener Volkstheater am 20. März 2024 | Bildquelle: BR/Raphael Kast

Bildquelle: BR/Raphael Kast

5. Mai 1938: Im Jüdischen Gemeindeblatt für den Verband der Kultusgemeinde in Bayern hat Melanie Katz eine fünfzeilige Anzeige aufgegeben: "Gesang – Klavierunterricht. Auch englische, französische, italienische Einstudierung. Beste Erfolgsnachweise." Ihr Unterricht findet im Gartenhaus der Agnesstraße 10 in München statt. Dort wohnt Melanie Katz gemeinsam mit ihrer Schwester. Doch es ist ihr letztes Inserat im Gemeindeblatt. Die Nationalsozialisten zwingen die beiden, in eine sogenannte Judensiedlung umzuziehen, bevor sie ins Vernichtungslager deportiert werden. Melanie Katz stirbt in der Silvesternacht von 1942 in Treblinka.

Ausbildung an der Akademie für Tonkunst in München

Die Annonce ist eines der wenigen Zeugnisse, das wir von der Künstlerin Melanie Katz haben. Um sie herum herrscht, wie um viele jüdische Künstlerinnen und Künstler dieser Zeit, Stille. Auch war Melanie Katz keine Komponistin, die Werke hätte hinterlassen können. Sie war Sängerin, hat an der damaligen Akademie für Tonkunst in München Lied- und Operngesang studiert. Sie hat Unterricht angeboten, wie es in der Annonce festgehalten ist, und hat wahrscheinlich auch – laut Münchner Gedenkbuch – unterhaltsame Auftritte in Cafés oder Bars gegeben.

"Die Rückkehr der Namen"

Mit dem Projekttag unter dem Titel "Die Rückkehr der Namen" wird am 11. April in München an die Opfer des nationalsozialistischen Terros erinnert. Dafür stehen Patinnen und Paten aus den Opfergruppen, anderen Organisationen, der Münchner Zivilgesellschaft und der breiten Öffentlichkeit mit Gedenktafeln ab 15 Uhr an vielen Punkten der Innenstadt. Um 17 Uhr treffen sich alle Interessierten auf dem Münchner Königsplatz und ziehen dann auf dem "Weg der Erinnerung" durch das ehemalige "braune Viertel" zum Odeonsplatz. Dort wird eine Abschlussveranstaltung mit Interviews, Filmen, Musik und Performances stattfinden. "Die Rückkehr der Namen" ist ein Erinnerungs- und Demokratieprojekt des Bayerischen Rundfunks mit Unterstützung der Landeshauptstadt München. Mehr Informationen finden Sie hier

Im Rahmen des BR-Erinnerungsprojekts hat die Hochschule für Musik und Theater Patenschaften für Alumni der Hochschule übernommen. Mehr als 100 Menschen sind während oder nach ihrer Zeit an der Hochschule Opfer des Nationalsozialismus geworden. Ihre Geschichten zu recherchieren und zu erzählen macht sich die Hochschule nun zur Aufgabe.

Die musikalische Ausbildung zahlt sich aus

Melanie Katz | Bildquelle: Gedenkbuch München Die Sängerin Melanie Katz | Bildquelle: Gedenkbuch München Melanie Katz – ihr Künstlername war übrigens Keller – war wohl eine vielseitige Künstlerin. Und eine selbstständige. Gemeinsam mit ihrer Schwester, auch Musikerin, konnte sie sich jahrelang ohne zuverdienenden Ehemann selbst versorgen. Diese Unabhängigkeit und Selbstständigkeit war wohl auch der Grund dafür, dass sich die beiden Schwestern auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 weiter finanzieren konnten, immerhin war Melanie Katz da schon 60 Jahre alt. Tobias Reichard ist Leiter des Ben-Haim-Forschungszentrums in München und hat sich mit der Biografie von Melanie Katz beschäftigt. "Das war ein ganz häufiges Phänomen, das man auch bei anderen – vor allem – Künstlerinnen feststellt, dass sie nach 1933 diese musikalische Ausbildung, die häufig auch so eine Art Luxusgut für höhere Töchter war, konkret nutzen konnten, um sich zumindest zeitweilig über Wasser zu halten. Denn die regulären Auftrittsmöglichkeiten waren ihnen ja versperrt."

Jüdisches Leben ab 1933 in München

Durch das Auftrittsverbot auf herkömmlichen Bühnen waren jüdische Künstler:innen gezwungen, sich neue Räume für das musikalische Leben zu schaffen. In Synagogen wurde Musik während Gottesdiensten zur Aufführung gebracht. Gleichzeitig hat sich eine Debatte über die Frage entzündet, inwiefern das breitere Musikleben auch an diesen Orten stattfinden könnte. Dreh- und Angelpunkt des jüdischen Musiklebens nach 1933 waren außerdem die jüdischen Kulturbünde. Eine Art Selbsthilfeorganisation von Juden für Juden, so formuliert es Tobias Reichard. Im Rahmen der Kulturbünde konnten jüdische Künstlerinnen und Künstler auftreten, gleichzeitig war diese Form der Organisation aber auch ein bewährtes Propagandamittel der Nationalsozialisten. So konnten sie den kritischen Vorwürfen aus dem Ausland entgegnen, dass jüdische Künstlerinnen und Künstler doch weiterhin Musik machen dürften, nur eben unter sich. Diese zwei Aspekte – der Raum fürs Musikmachen, aber auch die Vorzeigefunktion – machen bis heute die Ambivalenz dieser Kulturbünde deutlich.

Die Programme der Jüdischen Kulturbünde sind übrigens gut dokumentiert. Der Name Melanie Katz taucht dort allerdings nicht auf.

Sendung: "Leporello" am 11. April 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Donnerstag, 11.April, 06:49 Uhr

MR Leslie Ackerman

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From Washington DC, USA

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