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Interview mit Miloš Karadaglić "Es macht immer Spaß, mit anderen Musik zu machen!"

Am 23. und 24. Januar tritt der Gitarrist Miloš Karadaglić bei den Münchner Philharmonikern auf und interpretiert Joaquín Rodrigos "Concierto d'Aranjuez". Im Interview spricht er über seine aktuelle CD "Blackbirds" mit Beatles-Songs.

Gitarrist Miloš Karadaglić | Bildquelle: Margaret Malandruccolo / DG

Bildquelle: Margaret Malandruccolo / DG

BR-KLASSIK: Was bedeuten die Beatles für Sie?

Miloš Karadaglić: Musik ist Musik, egal ob von Bach oder von den Beatles. Mit der Gitarre kann ich ganz natürlich zwischen diesen verschiedenen Stilen wechseln. Die Gitarre ist ein junges Instrument, weltweit populär und gleichzeitig klassisch. Ich kann experimentieren, ohne mir Gedanken zu machen, ob das Publikum mich ernst nimmt, wenn ich die Beatles spiele. Die Gitarre ist bekannt bei den Leuten, viele Leute haben zu ihr eine Verbindung. Die Beatles bedeuten für mich einen großen Umschwung in der Musik des 20. Jahrhunderts. Wenn man sich die Songs anschaut, dann hält immer die Gitarre alles zusammen, wie Kleber. Das CD-Projekt war auch eine Gelegenheit für mich, etwas ganz anderes auszuprobieren.

BR-KLASSIK: Warum haben Sie Sergio Assad als Arrangeur ausgewählt?

Miloš Karadaglić: Weil er der Beste ist. Ich vertraue ihm. Für mich war es ja auch ein Risiko, ein Album mit den Beatles aufzunehmen. Die Leute stecken einen schnell in die Schublade „Crossover“ oder meinen, ich lasse die Klassik jetzt hinter mir. Damit das Album funktionierte, musste ich Musik spielen, die zu meinem Instrument passt, aber mich genauso herausfordert wie die Klassik. Die einzige Person, die die Arrangements so komplex schreiben konnte, war Sergio. Ich habe schon vorher mit ihm gearbeitet, er liebt die Beatles und war ein wirklicher Partner.  Ich hätte mir keine schönere Zusammenarbeit wünschen können, und am Ende war ich selbst vom Ergebnis überrascht.

Infos zum Konzert mit den Münchner Philharmonikern

München, Philharmonie im Gasteig
Samstag, 23. Januar 2016, 19:00
Sonntag, 24. Januar 2016, 11:00

César Franck:
"Le Chasseur maudit" (Der wilde Jäger)
Joaquín Rodrigo:
Concierto de Aranjuez
Luciano Berio:
Quattro versioni originali della "Ritirata Notturna di Madrid" di L. Boccherini
Manuel de Falla:
"El amor brujo" (Der Liebeszauber)
Maurice Ravel:
"La Valse"

Miloš Karadaglić (Gitarre)
Münchner Philharmoniker
Dirigent: James Gaffigan

BR-KLASSIK: Ist es für Sie wichtig, dass Sie nicht allein Musik machen?

Miloš Karadaglić: Es macht immer Spaß, mit anderen Musik zu machen. Als Solist bin ich oft einsam, reise mit meiner Gitarre durch die Welt, von Orchester zu Orchester, von Konzertsaal zu Konzertsaal. Aber die Beatles mag jeder. Das Album war also die perfekte Gelegenheit, Freunde zu fragen, das Projekt mit mir gemeinsam zu machen. Ich habe Christopher Austin gefragt, ob er eine Orchestrierung schreiben kann, Chris Hill ist ein fantastischer Jazzbassist, Anoushka Shankar eine tolle Sitar-Spielerin und die Tochter von Ravi Shankar. Die Jazzlegende Gregory Porter macht mit, Tori Amos und Steven Isserlis, der so wundervoll Cello spielt. Wir hatten so viel Spaß und alle waren sofort bereit, mitzumachen, weil sie die Beatles-Musik so mögen. Es ist wahrscheinlich die einzige meiner CDs, die ich auch in meiner Freizeit hören will, zur Entspannung. Es klingt, als ob jemand anders Gitarre spielt, sehr anders, aber ich mag‘s.

BR-KLASSIK: Es ist auch sehr entspannte Musik…

Miloš Karadaglić: Ja, entspannt, aber die Tracks sind auch ganz unterschiedlich. Es gibt viele Emotionen. Ich war überrascht, wie besonders diese Musik sein kann.

BR-KLASSIK: Sie haben mal Paul McCartney eine eigene Aufnahme von Yesterday in den Briefkasten geworfen. Haben Sie mal was von ihm gehört?

Miloš Karadaglić: Ich habe Paul McCartney nie getroffen, ich hoffe, dass er dieses neue Album mal hört. Damals war ich noch Student in London und habe nebenbei Kinder unterrichtet. Eine Schülermutter kam zu mir und meinte, schau mal, im Telegraph schreiben sie heute, dass Paul McCartney ein Gitarrenkonzert komponieren will. Du musst das spielen! Ich meinte, das ist doch albern. Aber dann war ich mutig, bin zu seinem Haus, habe die CD in seinen Briefkasten geworfen und dazugeschrieben, warum ich unbedingt das Konzert spielen sollte. Natürlich hab ich nichts von Paul McCartney gehört, ich meine, wer bin ich denn, dass er mir zurückschreibt. Aber es war ein Schritt in die richtige Richtung. Ich wurde neugierig, was die Musik der Beatles betrifft, Gott sei Dank!

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