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Interview Stephanie Jenke "Ich fühle mich gut vorbereitet"

Stephanie Jenke ist übergangsweise die neue Geschäftsführerin der Gasteig GmbH, dem größten Kulturzentrum Europas. Große Aufgaben und Veränderungen stehen an – auch im Interimsquartier, der Isarphilharmonie

Stephanie Jenke | Bildquelle: © Benedikt Feiten/ Gasteig

Bildquelle: © Benedikt Feiten/ Gasteig

BR-KLASSIK: Frau Jenke, Sie haben gerade ihr Amt als Interims-Geschäftsführerin der Gasteig GmbH angetreten. Wie ist denn Ihre momentane Stimmungslage?

Stephanie Jenke: Mir geht es gut. Die netten Reaktionen um mich herum waren schön. Und ich freue mich auch tatsächlich auf die Aufgaben, die ich natürlich auch schon kenne. Da sind keine großen Überraschungen. OK, man weiß zwar nie, was kommt. Aber grundsätzlich kenne ich mich aus. Und deshalb freue ich mich wirklich, dass ich jetzt in meiner neuen Position für den Gasteig tätig sein darf.

BR-KLASSIK: Sie sind seit 23 Jahren für den Gasteig tätig. Hilft das bei der Bewältigung mancher Probleme?

Man sieht einen schwarzen Konzertsaal mit eingepackten Sitzen und Bauarbeitern auf der Bühne. | Bildquelle: Mónica Garduño Bildquelle: Mónica Garduño Stephanie Jenke: Ich glaube, es hilft bei der Bewältigung von hoffentlich allen Problemen oder von allen Themen. Sagen wir mal so: Ich war ganz nah an der Leitungsebene dran. Ich war 16 Jahre persönliche Referentin der Geschäftsführerin, bin dann Justiziarin geworden und habe da auch mit den Themen Recht, Gastronomie und Sicherheit sowie beim "Change-Management" ganz eng mit der Geschäftsführung zusammengearbeitet. Und dadurch kenne ich auch die laufenden Themen, die immer wieder kommen, aber auch die, mit denen man sich tagesaktuell befassen muss. Insofern ja, ich fühle mich gut vorbereitet.

Interim und die Frage, was es soll und kann

BR-KLASSIK: Sie haben bei ihrem Amtsantritt gesagt, Sie freuen sich auf die Herausforderung. Was ist denn momentan die größte Herausforderung?

Stephanie Jenke: Ich glaube, es die Interims-Situation generell. Es gibt ja nicht nur den "Gasteig HP8", sondern mehrere Standorte während der Sanierung. Aber alle waren nur für einen gewissen Zeitraum gedacht. Und "Interim" bringt natürlich auch gewisse Einschränkungen mit sich, von den Räumlichkeiten, von den Möglichkeiten vor Ort. Und jetzt gilt es angesichts einer etwas längeren Interimsphase, zu schauen: Wie können wir die Möglichkeiten optimieren?

BR-KLASSIK: Um was geht's da konkret?

 Isarphilharmonie | Bildquelle: picture alliance/dpa | Peter Kneffel Bildquelle: picture alliance/dpa | Peter Kneffel Stephanie Jenke: Wir sind gerade am untersuchen, und werden es auch in den Stadtrat geben, wie eine Erweiterung des Saals X denkbar ist. Das ist der Saal, der neben der Halle E im HP8 steht, als eigenes Gebäude. Und da geht's um Optimierungen im Bereich der Garderoben, für die Künstlerinnen und Künstler und auch was die Anlieferung betrifft. Und das greift dann über in die Vermietbarkeit und auch in die Praktikabilität von Veranstaltungen. Weiteres Beispiel sind die WCs in der Halle E. Die müssen erweitert werden, da gibt es immer lange Schlangen in den Pausen und vor und nach den Veranstaltungen.

Wir sind froh über die Isarphilharmonie.
Stephanie Jenke

BR-KLASSIK: Die Münchner und Münchnerinnen lieben die Isarphilharmonie sehr. Ruht sich die Politik da ein bisschen aus, wenn sie sagt, da brauche man sich um die Sanierung des "alten" Gasteig erstmal nicht kümmern?

Stephanie Jenke: Ich denke nicht. Also wir sind unheimlich froh, dass wir mit der Isarphilharmonie einen akustisch hervorragenden Saal haben, der auch das Konzerterlebnis wirklich ganz spürbar macht. Nichtsdestotrotz steht die Sanierung des Gasteigs an, und das ist unser Hauptziel. Und ich denke auch, dass die Politik sich freut, wenn wir wieder in einen sanierten Gasteig umziehen können, weil da die Möglichkeiten noch viel größer sind und dann noch viel mehr Themen umgesetzt werden können.

Grund- oder General: Die Crux mit der Sanierung

BR-KLASSIK: Im Frühsommer kursierten Zahlen, dass die Generalsanierung nur etwa hundert Millionen Euro teurer wäre als eine Grundsanierung. Hat diese Erkenntnis irgendwelche Folgen gezeitigt, ist eine Richtung erkennbar?

Stephanie Jenke: Da haben wir deutliche Signale für eine Generalsanierung. Hundert Millionen Euro mehr, das ist viel Geld, das ist klar. Aber man kann dadurch auch so viel mehr erreichen für München, für die Stadtgesellschaft, für den Öffentlichen Raum. Der Gasteig würde mit dieser Generalsanierung wirklich einen großen Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit machen. Der große Block und damit die verbundenen Kosten sind die technischen Anlagen, die sowieso gemacht werden müssen. Man muss auch immer wieder betonen: Der Gasteig ist ein Kultur- und Bildungszentrum. Das darf man nicht vergessen, dass wir eine ganz wichtige demokratische Rolle in der Stadtgesellschaft spielen, als Ort der Begegnung, der Teilhabe und natürlich des Erlebens und des Lernens.

Sind 450 Millionen Euro genug?

BR-KLASSIK: Schon vor fast drei Jahren hat der Münchner Stadtrat beschlossenen, den Gasteig in Erbpacht an einen Investor zu übergeben. Beim vorgegebenen Kostendeckel von 450 Millionen Euro hat sich damals niemand gefunden. Stichwort Kultur- und Bildungszentrum, und zwar das größte Europas: Müsste München einfach mutiger sein und ein bisschen was drauflegen, wenn der Stadt was an Kultur liegt?

Kulturzentrum Gasteig in München | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2023 Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2023 Stephanie Jenke: Wir wissen natürlich, dass in der Stadt viele Themen anstehen, die viel kosten. Nichtsdestotrotz ist aus meiner Sicht der Gasteig eine wirklich langfristige Investition. Wir sprechen hier nicht von den nächsten fünf oder zehn Jahren. München wird wachsen. Die Entwicklung geht seit Jahren und Jahrzehnten schon dahin, und ich denke, da braucht es eben auch mehr Gasteig. Es braucht diese Funktionen, die wir dort haben, die tollen Einrichtungen, eine große Stadtbibliothek, eine Volkshochschule, eine Hochschule für Musik und Theater, ein wunderbares Orchester, die Säle und eben diese öffentlichen Flächen. Insofern hoffe ich ganz stark, dass der Münchner Stadtrat diesen Mut haben wird.

BR-KLASSIK: Zurzeit wird der Gasteig zwischengenutzt. Was sind da noch für Projekte vorgesehen?

Stephanie Jenke: Es geht vor allem darum, die Räumlichkeiten für Kulturschaffende, für die freischaffende Szene und für kreative Bereiche zur Verfügung zu stellen. Was ich so von der "FatCat", die Betreiber aktuell, mitbekomme, sind alle Räumlichkeiten belegt. Im Öffentlichen gibt es auch immer neue Formate. Der "Kulturdachgarten" auf dem Dach der Bibliothek lief toll, war spektakulär über das vierte und fünfte Obergeschoss. Es ist schön, zu sehen, dass kreative Konzepte das Haus in der Zeit bis zur Sanierung auch wieder mit Leben erfüllen.

Sendung: Allegro am 13. Oktober 2023 ab 06:05 Uhr

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