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Interview mit Zubin Mehta Wiener Walzer und bayerische Märsche

Das Faschingskonzert der Münchner Philharmoniker dirigiert 2017 Zubin Mehta. Im Interview spricht er über seine ersten Erfahrungen mit der Wiener Walzerkultur, die er vor Ort absolvierte, die Feierkultur der Inder - und welches Werk noch auf seiner Wunschliste steht.

Bildquelle: imago/Christian Kielmann

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Herr Mehta, ein fröhliches "Helau!" erst einmal. In welcher Verkleidung dirigieren Sie das Faschingskonzert der Münchner Philharmoniker?

Zubin Mehta: Ich bin in Wien aufgewachsen. Dieses Faschings-Programm ist für mich ein Wiener Programm, das auch bayerische Märsche enthält. Ich finde, das ist ein echter "coup de théâtre". Der Vorschlag kam vom Orchester - Mozart, Johann Strauß und die Märsche.

BR-KLASSIK: Also keine rote Pappnase im Gesicht?

Zubin Mehta: Überhaupt nicht! Für mich ist das ein klassisches Programm. Aber: heiter! Ich hoffe, wir werden eine gute Faschingsatmosphäre generieren.

Walzer geht (fast) nur in Wien

BR-KLASSIK: Sie sind ja mittlerweile ein Experte für Walzer und haben - ich glaube, fünf Mal - das Wiener Neujahrskonzert dirigiert. Das ist eine hohe Auszeichnung; eigentlich müssten Sie schon Ehrenbürger von Wien sein - sind Sie es schon?

Die Walzer-Tradition habe ich noch von Willi Boskovsky persönlich gelernt.
Zubin Mehta

zubin metha dirigiert | Bildquelle: BR Bildquelle: BR Zubin Mehta: (lacht) Nein, aber ich fühle mich schon sehr wienerisch, muss ich sagen. Die Walzer-Tradition habe ich noch von Willi Boskovsky persönlich gelernt. Ich war bei seiner ersten Probe und kann mich daran erinnern, dass er gesagt hat: "Bitte nicht übertreiben, meine Herren". Im Lauf der Zeit sind bei Strauß alle möglichen Rubati zur Tradition geworden, aber Boskovsky sagte extra: "Keine Übertreibungen". Daran habe ich mich immer gehalten.

BR-KLASSIK: Wie lange haben Sie gebraucht, um Wiener Walzer dirigieren zu können?

Zubin Mehta: Das kann ich nicht sagen. Aber es ist ziemlich schwer, die typisch Wienerische organisierte Schlampigkeit in dieser Musik auch außerhalb Wiens zu realisieren.

BR-KLASSIK: Vor allem bei den amerikanischen Orchestern, die ja äußerste Präzision gewohnt sind …

Zubin Mehta: … Ja, aber auch in Berlin. Obwohl, das Berliner Opernorchester hat die "Fledermaus" schon hervorragend musiziert. Man muss es halt einfach nur wollen! In Los Angeles hat vor mir Otto Klemperer viel Walzer dirigiert, und auch Bruno Walter. Ich kenne die Aufnahmen - sie sind nicht sehr wienerisch!

BR-KLASSIK: … wobei Bruno Walter sicherlich auch Walzer dirigieren konnte …

Zubin Mehta: Ja natürlich, Bruno Walter hat den Stil vollkommen beherrscht.

Ein Programm von Lieblingswerken

BR-KLASSIK: Das Programm dieses Faschingskonzerts mit den Münchner Philharmonikern könnte ja auch ein Neujahrskonzert sein. Sind das Stücke, die Sie besonders mögen?

Zubin Mehta: Das ganze Programm liegt mir am Herzen. Natürlich auch der Mozart und die beiden Stücke von Fritz Kreisler! Mein Vater war Geiger, und ich kenne diese Musik seit meiner Geburt. Und Julian Rachlin spielt das so, dass es mir sehr viel Freude macht.

Feierlustiges Indien

Dirigent Zubin Mehta | Bildquelle: imago/SKATA Bildquelle: imago/SKATA BR-KLASSIK: Kommen wir noch einmal auf den Begriff Fasching zu sprechen. Sie stammen aus Indien, sind aber natürlich Weltbürger. Gibt es in Indien so etwas wie Fasching? Vielleicht das Holi-Fest, wo man sich mit Farbe bewirft?

Zubin Mehta: Ja, das Holi-Fest gibt es überall in Indien. Und das Neujahrsfest der Hindus dauert ganze vier Tage. Die ganze Zeit hört man knallende Feuerwerkskörper. Einmal war ich genau während dieser Zeit mit dem Los Angeles Philharmonic in Indien, und wir haben die Erste Symphonie von Mahler gespielt. Im letzten Satz haben wir dann das Geknalle von draußen gehört - allerdings nicht synchron zur Musik. Wir haben alle gelacht auf der Bühne! Also, es gibt vieles in Indien, was an Fasching erinnert.

BR-KLASSIK: Und dass man sich verkleidet - gibt es das auch?

Zubin Mehta: Das nicht so sehr. Aber wir feiern gern in Indien - die Hindus und die Mohammedaner haben ihre Feiertage; die Parsen, zu denen ich gehöre, feiern ihr Neujahr im August… Es gibt viele Feiertage bei uns!

Auf der Wunschliste: der "Parsifal"

BR-KLASSIK: Sie haben ja als Dirigent wirklich alles erreicht, was man sich wünschen kann: Sie waren Chef in New York, in Los Angeles, an der Bayerischen Staatsoper, beim Israel Philharmonic. Und Sie waren am wohl größten Klassik-Erfolg aller Zeiten als Dirigent beteiligt: dem Konzert der Drei Tenöre damals in Rom. Gibt es etwas, das Sie noch nicht gemacht haben, aber unbedingt noch machen wollen?

Zubin Mehta: Den "Parsifal"!

BR-KLASSIK: In Bayreuth?

Zubin Mehta: Nicht unbedingt. Aber ich habe wirklich fast alles von Wagner dirigiert, selbst den "Rienzi". Nur der "Parsifal" fehlt mir. Ich hoffe das kommt noch eines Tages.

Das Interview führte Robert Jungwirth für BR-KLASSIK.

Das Faschingskonzert live auf BR-KLASSIK

Montag, 27. Februar, 20.03 Uhr
Philharmonie im Münchner Gasteig

Münchner Philharmoniker
Leitung: Zubin Mehta
Solisten: Chen Reiss, Sopran; Julian Rachlin, Violine

Wolfgang Amadeus Mozart: "Le nozze di Figaro", Ouvertüre; Violinkonzert G-Dur, KV 216;
Fritz Kreisler: "Liebesleid"; "Liebesfreud";
Johann Strauß: "Der Zigeunerbaron", Ouvertüre; "Annen-Polka"; "Frühlingsstimmen-Walzer";
Carl Michael Ziehrer: "Schönfeld-Marsch";
Julius Fučík: "Florentiner Marsch";
Johann Strauß: "Die Fledermaus"; Csárdás der Rosalinde aus dem 2. Akt; "Kaiserwalzer"

Das Konzert steht ab 28. Februar auf br-klassik.de zum Anhören bereit.

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