An der Metropolitan Opera wurde James Levine vor zwei Jahren gefeuert. Der Vorwurf: sexueller Missbrauch in mehreren Fällen. Seitdem hat Levine nicht mehr öffentlich dirigiert. Nun holt Alexander Pereira, Intendant des Maggio Musicale Fiorentino, den Dirigenten in der kommenden Saison nach Florenz.
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Intendant Alexander Pereira verteidigt im Interview mit "Musical America" seine Entscheidung, James Levine für die kommende Saison zu engagieren: "Ich versuche immer, die zu schützen, die verteufelt werden – ob zu Recht oder zu Unrecht. So bin ich nun mal", sagte Pereira. Und er beruft sich auf die musikalischen Verdienste Levines: "Nachdem er der Musik so viel gegeben hatte, war es jetzt lange sehr still um ihn. Ich meine, die Musikwelt sollte ihm jetzt wieder zuhören", so Pereiras Appell.
Ich versuche immer, die zu schützen, die verteufelt werden.
Pereira erklärt, Levine vermisse das Musikmachen. Und auch Zubin Mehta, Chefdirigent des Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino, sei mit Pereiras Entscheidung einverstanden gewesen.
James Levine soll im Januar 2021 beim Maggio Musicale Fiorentino mehrere Aufführungen von Hector Berlioz' "La damnation de Faust" dirigieren. Außerdem stehen die letzten drei Symphonien von Wolfgang Amadeus Mozart mit ihm auf dem Programm sowie das "Deutsche Requiem" von Johannes Brahms – mit Hanna-Elisabeth Müller und Thomas Hampson als Solisten. Auf Anfrage von BR-KLASSIK hat Thomas Hampson hierzu nicht Stellung bezogen.
Im März 2018 war James Levine an der Metropolitan Opera aller Ämter enthoben worden. Es gab mehrere Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch. Dieser soll über Jahrzehnte hinweg stattgefunden haben. Nach seiner Entlassung am Opernhaus reichte Levine eine Verleumdungsklage ein. Die Metropolitan Opera ihrerseits verklagte Levine, weil er seine Pflichten verletzt und dem Opernhaus geschadet habe. Ein Gerichtsverfahren wurde im letzten Moment abgewendet.
In den sozialen Netzwerken wird zum Teil heftig diskutiert. Es läuft auch bereits eine Online-Petition gegen Levines Auftritte in Florenz. Die italienischen Medien äußern sich recht zurückhaltend. Die Zeitung "La Repubblica" beispielsweise verweist lediglich auf die Vorwürfe gegen Levine, "Il Messaggiero" bezeichnet die geplanten Auftritte in Florenz als "in mehrerlei Hinsicht außergewöhnlich". Kritisch äußert sich die deutsche "WELT", die von einem "zweifelhaften Versuch einer Rehabilitierung" sprach.