Zehn Solist:innen des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks spielen zehn Weltpremieren, komponiert von jungen Menschen, die sich als die Besten beim Wettbewerb "Jugend komponiert Bayern“ durchgesezt haben. Am Mittwoch ist Uraufführung im Münchner Werksviertel - bis dahin gibt es allerdings noch viel zu besprechen.
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Die 17-Jährige Annabel Blaschke aus Regensburg ist unter den Auserwählten: sie hat ein Solostück für Horn komponiert und bespricht ihre Miniatur mit Ursula Kepser, Hornistin beim BRSO. Annabell spielt eigentlich Cello und Klavier. Mit dem Komponieren hat sie vor zwei Jahren angefangen und vor allem Popsongs geschrieben. Das Besondere an ihrem Werk: Zwei Stimmen in einer. Auch wenn die Komposition für Horn solo ist, war der Gymnasiastin wichtig, eine Art „Gespräch“ zu schaffen, also zwei Arten von Stimmen zu kreieren. Ursula Kepser gefällt dieser Ansatz. Sie erkennt deutlich einen Dialog, obwohl es nur ein Instrument gibt: Da sei ein gesanglicher und ein statischer Teil. Ihre Herausforderung als Musikerin sei es, beide Motive zu verbinden.
Bildquelle: BR Hornistin Ursula Kepser will also ganz genau wissen, wie sich die junge Komponistin das vorstellt. Die beiden haben sich online zusammengeschaltet, gehen Note für Note, Ausdruck für Ausdruck durch, der Nachwuchs wird ernst genommen. In den Osterferien war Annabel bei einem Kompositionsworkshop dabei. Der Künstlerische Leiter von "Jugend komponiert“, Minas Borboudakis, verfolgt die Entwicklungen der Nachwuchstalente auch noch nach dem Wettbewerb, etwa bei Alumni-Treffen. Die Jugendlichen profitieren vom Erfahrungsaustausch mit den Profis und vom Netzwerk generell. Und trotz KI sei menschliche Kreativität mit nichts zu ersetzen.
Wenn wir kreativ sind, dann machen wir auch Fehler, und durch die Fehler entstehen andere Fäden, die wir verfolgen oder auch nicht.
Zehn Miniaturen für Zehn Instrumente gibt es zu hören: Violine, Viola, Violincello, Oboe, Klarinette, Fagott, Bassposaune und eben Horn. Annabels Komposition ist gespickt mit gestopften Tönen, Hornistin Ursula Kepser spielt teilweise auch Flatterzunge, da bläst sie sozusagen mit einem rollenden „R“ ins Mundstück. Der Ton wird so beinahe schnarrend. Solche Spieltechniken beherrschen Profis besonders gut, und genau für solche Virtuositäten eignet sich das Projekt: sich ausprobieren dürfen, einfach kreativ sein.
Ob Annabel Musik zum Beruf machen wird, das weiß sie noch nicht. Dran bleiben wird sie auf jeden Fall. Jetzt ist sie jedenfalls nervös, so wie vermutlich alle Preisträger:innen so kurz vor der Premiere am Mittwoch. Viele Uraufführungen gibt es bei dem Konzert „Watch this space“ am 26.4. im Münchner Werksviertel zu hören, ergänzt durch andere zeitgenössische Werke. Und wie jedes Jahr bekommen auch wieder zwei der Nachwuchskomponist:innen einen Sonderpreis. Ein Kompositionsauftrag, der dann im nächsten aufgeführt wird.
Sendung: "Allegro" am 25. April 2023, um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK