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Júlia Várady zum 75. Geburtstag Sopranistin aus Leidenschaft

Die Sopranistin Julia Várady feiert am 1. September ihren 75. Geburtstag. Im Laufe ihrer Karriere hat sie Publikum und Fachpresse gleichermaßen überzeugt - nicht nur mit ihrer Technik, sondern vor allem durch die Leidenschaft und Emotionalität, die sie den von ihr verkörperten Figuren mitgegeben hat.

Bildquelle: Bayerischer Rundfunk

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Zu Gast: Júlia Várady

Julia Váradys Kernrepertoire wirkt auf den ersten Blick eher sparsam: alle Mozart-Rollen ihres Fachs, Strauss und frühe Wagner-Opern. Doch das ist nicht alles: Immer wieder sang Julia Várady auch ausgefallene Partien, wie zum Beispiel die Cordelia in Aribert Reimanns Oper "Lear". Zu einem Komponisten ist sie aber immer wieder zurückgekehrt: Verdi. In seinem Werk hat sie ihre Lieblingsrollen gefunden.

Ich habe alles von Verdi gesungen, was ich nur konnte, denn Verdi ist der Komponist, der für Sopran schreibt.
Júlia Várady

Von der Violine zum Gesang

Júlia Várady und Ehemann Dietrich Fischer-Dieskau | Bildquelle: picture-alliance/dpa Das Ehepaar Dietrich Fischer-Dieskau und Julia Várady | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der Gesang war für Julia Várady eigentlich die zweite Wahl: Zuerst kam die Geige. Mit 14 Jahren entdeckte sie dann ihre Stimme. Ihre Lehrerin hielt sie übrigens zuerst für einen Alt; dramatische Sopran-Rollen durfte Várady erst später singen. Nach ersten Engagements in Ungarn erfolgte in den 70er Jahren der internationale Durchbruch -  der Beginn einer Weltkarriere. Besonders an der Bayerischen Staatsoper München feierte sie zahlreiche Erfolge. 1971 machte sie dort als Vitellia in Mozarts "La clemenza di Tito" auf sich aufmerksam und wurde im gleichen Jahr vom Haus unter Vertrag genommen. Bei einer Münchner Produktion von Puccinis Oper "Der Mantel" lernte sie ihren späteren Ehemann kennen: den großen Bariton Dietrich Fischer-Dieskau, mit dem sie bis zu seinem Tod 2012 verheiratet war.

Tränen auf der Bühne

Zu den Charakteristika von Júlia Váradys Interpretationen zählten Intensität und Technik, gut studierte Libretti, Wissen um Dramatik und Demut vor dem Werk. Ihre Partien hat sie verinnerlicht, mit Seele und Leidenschaft gefüllt. So kam es durchaus vor, dass Julia Várady mit Tränen auf der Bühne stand. "Das ist mir sowohl in der 'Aida' als auch in 'La Traviata' passiert, dass ich unter strömenden Tränen gesungen habe", erinnert sie sich. "Ich weiß nicht, plötzlich kamen die Emotionen. Das ist etwas, was unvermeidlich und auch wünschenswert ist in unserem Beruf: dass wir etwas aus dem Leben in unser Spiel einbringen und umgekehrt."

Treue zu München und Berlin

So wie Julia Várady immer wieder zu den gleichen Rollen zurückgekehrt ist und sie damit geprägt hat, blieb sie auch zwei Opernhäusern besonders treu: der deutschen Oper Berlin und dem Nationaltheater München. Diese intensive Zusammenarbeit war ihr stets wichtig: "In allen Häusern der Welt zu Hause zu sein, das kann man nicht", sagt die Sopranistin. "Dazu reicht die Zeit nicht. Wenn man etwas gescheit machen will, dann braucht man schon die Ruhe, die Vertrautheit eines Teams, mit dem man arbeitet. Wenn ich keinen Kontakt zu den Leuten habe, wenn ich nicht weiß, wen ich höre und mit wem ich in einem bestimmten Augenblick ein Duett singe: dann macht mir das kein Vergnügen mehr."

Strenge Lehrerin

Váradys glänzende Zeit auf der Bühne endete in zwei Etappen, zunächst 1997, als sie beschloss die Oper- und dann Ende 2003 auch die Konzertbühne zu verlassen. Und das mit einer vollkommen intakten Stimme! Stattdessen gibt sie ihr Wissen und ihre Erfahrung als strenge Lehrerin weiter: in Berlin und Karlsruhe. Und ihre Schüler bezeugen es: Sie kann noch singen!

Júlia Várady auf BR-KLASSIK

Cantabile am Samstag, 03. September, ab 13:05 Uhr
Júlia Várady zum 75. Geburtstag

Arien aus Opern von Mozart, Wagner, Verdi, Puccini, Johann Strauß und Richard Strauss

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