Der Weg zum Profisänger führte bei Konstantin Krimmel um ein paar Ecken. Nach dem Abitur war er zunächst als Gebirgsjäger bei der Bundeswehr unterwegs – bis er überlegte, ein anderes Hobby zum Beruf zu machen. Heute ist er festes Mitglied an der Bayerischen Staatsoper. In Mozarts Oper "Così fan tutte", die am 26. Oktober Premiere feiert, schlüpft er in die Rolle des Guglielmo.
Bildquelle: Daniela Reske
BR-KLASSIK: Konstantin Krimmel, Sie kommen gerade von der Probe zu Mozarts "Così fan tutte". Wie ist die Stimmung?
Konstantin Krimmel: Eigentlich ganz gut. Es geht jetzt auf die Endproben zu. Wir sind seit ein paar Tagen auf der richtigen Bühne, nicht mehr nur auf der Probebühne. Plötzlich sind die Dimensionen ganz anders. Die Wege sind länger, man hat das richtige Bühnenbild. Das ist nicht so provisorisch zusammengeschustert wie auf der Probebühne, sondern richtig. Und da schlängeln wir uns durch. Ich glaube, es wird ganz gut.
BR-KLASSIK überträgt die Premiere von Mozarts "Così fan tutte" aus der Bayerischen Staatsoper am 26. Oktober um 19 Uhr live im Radio und als Videolivestream.
BR-KLASSIK: Sie gehören jetzt in der zweiten Saison zum Ensemble der Bayerischen Staatsoper. Wann haben Sie beschlossen, professioneller Sänger zu werden?
Konstantin Krimmel: Das war spät – mit 21. Dabei waren Musik und Gesang schon immer Bestandteil meines Lebens. Zwischen Abitur und Studium war ich bei der Bundeswehr, in Mittenwald bei den Gebirgsjägern. Und da habe ich gemerkt, dass ich mir mein großes Hobby, den Sport, das Bergsteigen und Skifahren kaputtmache. Einfach dadurch, dass ich es als Beruf mache. Danach habe ich die Skier erst einmal in die Ecke geworfen. Und dann hatte ich Angst, dass es mit der Musik ähnlich wird. Deswegen habe ich das ganz lange erstmal auf dieser Hobbyschiene gelassen. Ich habe dann in Ulm am Theater ein Jahr lang im Extrachor gesungen. Und da kam ich mit Oper in Berührung. Und dann stand ich plötzlich in Kostüm und Maske auf der Bühne – das war für mich eine ganz neue Welt, die sich mir da eröffnet hat. Und so habe ich entschieden: okay, ich versuch's. Ich habe in Stuttgart fröhlich vor mich hin studiert und jetzt singe ich auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper. Es ist tatsächlich immer noch ein bisschen surreal.
Auf der Bühne hat sich mir eine ganz neue Welt eröffnet.
BR-KLASSIK: Sie sind seit zwei Jahren mit dem Studium fertig, haben schon diverse Preise bekommen, CD-Aufnahmen gemacht. Was treibt Sie an?
Konstantin Krimmel: Die Freude und der Spaß an der Musik und an diesem Business. Vor allem ich bin ganz happy, dass ich trotz des festen Engagements hier – wofür ich natürlich wahnsinnig dankbar bin – meine große Passion, den Liedgesang, weiterführen kann und auch das Konzert- und Oratorienfach. Ich schätze das auch sehr, weil ich glaube, dass es mich stimmlich sehr gut auslastet und auch gegenseitig sich befruchtet. Darüber habe ich kürzlich auch erst mit Christian Gerhaher gesprochen, mit dem ich jetzt auf einer Bühne stehe. Das ist für mich immer noch ein bisschen wie im Traum, dass ich jetzt mit so großartigen Sängern auf der Bühne stehen darf. Auch Sandrine Piau, die kannte ich bisher nur von Aufnahmen.
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Hugo Wolf - "Der Feuerreiter". Konstantin Krimmel & Ammiel Bushakevitz
BR-KLASSIK: In "Così fan tutte" von Mozart geht es auch darum, dass keiner so richtig treu ist und man Reizen schnell erliegt. Wie geht es Ihnen mit Reizen?
Konstantin Krimmel: Ich bin glücklich verheiratet. Und habe zu Hause eine wunderbare Frau und zwei wunderbare kleine Hündinnen. Aber das ist ja auch das Schöne am Theater, an der Oper: Da kann man so ein bisschen aus seiner Rolle im privaten Leben rausschlüpfen und in eine andere Rolle reinschlüpfen. Und die Proben sind ja auch dazu da, ein bisschen auszuprobieren, wie weit man gehen kann. Wann wird es zu viel? Wann sagt der Regisseur "Stop" oder "mehr"? Ich glaube, das ist ein schöner Weg, dieses Level vom jeweiligen Bühnencharakter zu finden.
Bei der Oper kann man sich in seine Rolle flüchten.
BR-KLASSIK: In diesem Fall ist das die Rolle des Guglielmo. Ist es eigentlich anders, als Liedsänger auf der Bühne zu stehen als in der Oper? Denn da fokussiert sich der Zuhörer ja noch viel stärker auf Sie als Konstantin Krimmel und nicht auf Sie als Guglielmo, oder?
Konstantin Krimmel: Ja, die Oper hat den Vorteil, dass man sich ein bisschen in die Rolle flüchten kann. Da hilft das Bühnenbild auch sehr. Genauso wie das Schauspiel. Denn damit kann man teilweise auch Stellen, die musikalisch und auch technisch schwierig sind, besser singen, weil man sich körperlich betätigt. Im Lied ist man entblößter und muss alles selbst erschaffen. Das ist natürlich auch das Schöne am Lied, dass man selber Dirigent, Regisseur, Dramaturg, alles sein kann, und sein muss. So wie die Barden früher mit ihren Geschichten. Aber es ist auch wahnsinnig anstrengend, das einen ganzen Abend lang durchzuhalten – und teilweise auch noch hin und her zu springen. In der Oper hat man eben ein Werk. Und da weiß man: Jetzt fängt die Geschichte an, da geht sie weiter und hier hört sie auf. Beim Liederabend muss man quasi alle drei bis fünf Minuten eine neue Geschichte erzählen.
Sendung: "Meine Musik" am 22. Oktober 2022, um 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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