"Das Wunder der Heliane" von Erich Wolfgang Korngold ist ein Monumentalwerk: großes Orchester, großer Chor, Kinderchor hinter der Szene und Orgel, dazu mörderische Hauptrollen. Der Oper zugrunde liegt Hans Kaltnekers Schauspiel "Die Heilige". Jetzt hat sich die Deutsche Oper Berlin an das Werk gewagt. Mit Marc Albrecht am Pult und in der Regie von Christoph Loy.
Bildquelle: © Monika Rittershaus
Heliane gesteht, dass sie bei dem geheimnisvollen Fremden im Verlies war und sich vor ihm ausgezogen hat. Ihr Mann, der König eines freudlosen Landes, und seine Richter wollen sie dafür zum Tod verurteilen. Sterben wird zunächst aber der messianische Fremde. Und wiederauferstehen. Dann ersticht der König seine Frau, aber auch sie stirbt nicht, sondern geht ein in den offenen Himmel, in ein Reich von Freude und Licht. Es geht durchaus katholisch zu in Korngolds "Wunder der Heliane".
In der Szene des 1. Aktes, in der Heliane dem Fremden im Verlies gegenüber steht, tritt die Sopranistin Sara Jakubiak tatsächlich ganz nackt auf der riesigen Bühne der Deutschen Oper Berlin auf. Vollkommen natürlich wirkt das, rein und unschuldig, genau wie Helianes Liebe zu dem Fremden, den ihr Mann einsperren ließ. Auch in dieser heiklen Szene gelingt es dem Regisseur Christof Loy, seine Protagonisten sensibel über die große Bühne zu führen, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres, als dass sich ein Königin vor einem unbekannten Häftling auszieht. Johannes Leiacker hat dafür einen getäfelten Herrschaftsraum mit Treppenstufen entworfen. Hohe Fenster lassen das stimmungsvolle Licht von Olaf Winter herein, während die Türen meistens geschlossen bleiben und erst ganz zum Schluss den Weg freigeben für ein neues Leben von Heliane und dem Fremden. Der skrupellose König hat seine Liebe zu Heliane zu spät erkannt und ist ebenso gebrochen wie die hinterhältige Botin, deren höchstes Ziel es war, Heliane auf den Scheiterhaufen zu bringen.
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Für den Dirigenten Marc Albrecht spielt das Orchester der Deutschen Oper Berlin so präzise und farbenreich wie schon lange nicht mehr. So gelingt das Kunststück, Korngolds überinstrumentierte Partitur transparent wirken zu lassen. Die zahlreichen Anklänge an seine Erfolgsoper "Die tote Stadt" ebenso wie den Breitwandsound, der schon im Jahr 1927 auf jene Hollywoodfilmmusik vorausweist, die er später im amerikanischen Exil komponieren wird. Das ist mal auftrumpfend, dann wieder zärtlich und melancholisch, rauschhaft enthemmt und doch klar in der musikalischen Struktur durchhörbar.
Mit der Sopranistin Sara Jakubiak und dem Tenor Brian Jagde hat Marc Albrecht die Idealbesetzung für den messianischen Fremden und die staunend-gläubige Heliane zur Verfügung. Höhensicher und ausdrucksstark, durch schiere Lautstärke beeindruckend, dann wieder den leisen Tönen vertrauend. Auch ihre Gegenspieler Josef Wagner als König und Okka von der Damerau als verschlagen-gehässige Botin bleiben ihren Rollen nichts schuldig. Endlich wieder richtig große Oper in Berlins größtem Opernhaus. Ökonomie der Mittel kann man an diesem Abend gewiss nicht erfahren, und genau darum sollte man Korngolds "Wunder der Heliane" an der Deutschen Oper nicht verpassen.
"Das Wunder der Heliane" von Erich Wolfgang Korngold an der Deutschen Oper Berlin ist noch am 22. und 30. März sowie 1. und 6. April zu sehen.
Sendung: Allegro am 19.03.2018 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (2)
Sonntag, 25.März, 21:31 Uhr
huber.raussendorff@t-online.de
Das Wunder in Berlin
Erstaunliche Reanimation einer Unaufführbaren
Montag, 19.März, 22:09 Uhr
pechgi@web.de
heliane
super