Am 13. Oktober wäre der Schauspieler, Sänger und Showstar Yves Montand 100 geworden. Er wollte tanzen wie Fred Astaire und singen wie Charles Trenet – und schaffte beides. Paris feierte ihn über Monate in ausverkauften Shows, am Broadway musste er 16 Zugaben singen. Und sein Gesicht hat sich mit Filmen wie „Lohn der Angst“ und „Das Geständnis“ den Gedächtnissen eingegraben. BR-KLASSIK mit einer Zusammenstellung seiner schönsten Video-Clips.
Bildquelle: picture-alliance/dpa
Das Signatur-Stück von Yves Montand – eines, das immer mit seiner Stimme und seinem Gesicht verbunden ist – in der besten Aufnahme davon: das Chanson "Les Feuilles mortes" (welke Blätter) 1981 im Pariser Chanson-Tempel "Olympia". In jenem Jahr füllte Montand diese älteste und berühmteste Music-Hall in Paris mit rund 2000 Plätzen mehrere Monate. Das berühmte melancholische Chanson schrieben der Dichter Jacques Prévert und der Komponist Joseph Kosma 1945. Montand nahm es 1949 zum ersten Mal für eine Schallplatte auf. Unter dem Titel "Autumn Leaves" mit einem englischen Text des amerikanischen Songwriters Johnny Mercer wurde das Stück auf der ganzen Welt berühmt – noch heute ist es einer der besonders häufig gespielten Standards des Jazz. Montand beginnt es hier mit gesprochenem Text – als Lyrik-Rezitation, womit er sich vor dem Poeten und Chanson-Texter Jacques Prévert besonders verbeugte. Dann schält er die Melodie langsam heraus und singt sie im Verlauf des Chansons mit ungemein weicher, zarter Stimme. Enorm, wie er die lang ausgehaltenen Töne gestaltet: als würden sie wie vom Wind erfasste Blätter in der Luft schweben. Niemand hat dieses Chanson inniger gesungen als Yves Montand an jenem Abend im Herbst 1981.
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Les Feuilles Mortes_Yves Montand à l´Olympia
Rückblende: Hier erscheint das Chanson "Les Feuilles mortes" zum ersten Mal – mit Montand. Ein Ausschnitt aus dem zweitem Kinofilm, in dem Montand mitspielte. 1946 drehte der Regisseur Marcel Carné (1906 bis 1996) den Film "Die Pforten der Nacht", der in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs in einem finsteren und maroden Viertel von Paris spielt. Ein Jahr zuvor hatte Carné seinen berühmten Liebesfilm "Die Kinder des Olymp" abgeschlossen, einen der herausragenden Filme des sogenannten "poetischen Realismus" in Frankreich. Drehbuch-Autor bei beiden Filmen war der Dichter Jacques Prévert, der auch Texte zu sehr berühmten Chansons schrieb. Yves Montand spielt hier einen jungen Mann namens Jean Diego auf der Suche nach der Liebe seines Lebens. Das berühmte Chanson "Les Feuilles mortes" feiert in diesem Film seine öffentliche Geburtsstunde, aber nicht in vollständiger Version. Im Film ist die Melodie von einer Mundharmonika zu hören, in einer kuriosen Szene in einem Restaurant. Ein Landstreicher (Jean Vilar), der das Schicksal symbolisiert, spielt die Melodie. Montand sitzt an einem Tisch und summt das Lied mit. Yves Montands vollständige Interpretation des Chansons, die schließlich zum Millionenseller aufstieg, wurde erst 1949 aufgenommen. Es war nicht die erste Schallplattenaufnahme dieses Stücks, aber Montand gilt vielen Chanson-Fans als das Gesicht dieses Chansons.
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Yves Montand et Jean Vilar : "Les Feuilles Mortes" dans Les Portes de la nuit" de Marcel Carné.
Eine Aufnahme, die Yves Montand auf der Höhe seiner Show-Kunst zeigt. Atemberaubend, wie er hier singt und sich bewegt! Das Lied heißt „Les cireurs de souliers de Broadway“ – die Schuhputzer vom Broadway. Eine Aufnahme von 1965, live in einer Fernsehshow, inszeniert von Jean-Christophe Averty. Der Text des Chansons stammt wiederum von dem Dichter Jacques Prévert – und die Musik von dem Gitarristen Henri Crolla. Als ungemein effektsicheren Bühnen-Star kann man Montand hier erleben. Er trägt ein weißes, weit aufgeknöpftes Hemd, das seinen schlank-muskulösen Oberkörper betont, und illustriert das Chanson in einigen Momenten mit ungemein geschmeidigen Handbewegungen. Die imitieren das rhythmische Gleichmaß des besungenen Schuhputzers beim Polieren – und sie laufen zugleich perfekt synchron mit dem Rhythmus des Songs ab. In einem Moment der Stille glaubt man, Jazz-Besen über die Felle von Trommeln wischen zu hören, aber da sind nur Montands Hände, die diese Illusion in der Luft erzeugen. Musikalität, ins Bild eingefangen. Montand singt hier außerdem sensationell: swingend, elastisch, kraftvoll. Ein Jazzmann mit hervorragender, ebenfalls ganz und gar jazziger Begleitung. Der Komponist der Musik war Henri Crolla, ein Sinti-Jazzgitarrist, der zeitweilig in Frankreich ähnlich bekannt war wie die Gitarrenlegende Django Reinhardt. Crolla und Yves Montand waren fast gleich alt und sehr gut befreundet. Crolla wurde nur 40 Jahre alt, er starb am 17. Oktober 1960, vier Tage nach Yves Montands 39. Geburtstag.
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Yves Montand - Les cireurs de souliers de Broadway - Show TV HQ STEREO Averty 1965
Zur Abwechslung: ein Sketch. "Le télégramme", das Telegramm, mit Yves Montand und – im Hintergrund – der Stimme der Schauspielerin Simone Signoret, mit der Montand über drei Jahrzehnte verheiratet war, von 1951 bis zu ihrem Tod 1985. Hier in einer Version, die bei der vielgerühmten Konzertserie im Pariser "Olympia" 1981 während der Pause zugespielt wurde. Dieser Sketch zeigt Montand als Verliebten am Telefon, der seiner Angebeteten ein Telegramm schicken will. Er schwelgt dabei in poetischen Sätzen, die die Telefonistin aus der Telegramm-Annahmestelle dann allerdings in maschinelle Sachlichkeit zerlegt.
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Le télégramme - Yves Montand, (Stimme: Simone Signoret)
Wo das französische Chanson ist, darf Paris nicht fehlen – als Thema eines Liedtextes. Montand sang viele Jahre lang in seinen Programmen eine besonders schöne Huldigung an Paris. Das Chanson "À Paris" ("In Paris") – hier in einer Aufnahme aus der 1981er Show im "Olympia". Das Chanson schrieb Francis Lemarque (1917 bis 2002), der einst nach einigen Versuchen als Chanson-Autor den Dichter Jacques Prévert fragte, was er von diesen Liedern halte. Prévert soll zu ihm gesagt haben: "Wir fragen mal jemanden, der wirklich was davon versteht", und schickte Lemarque zu Yves Montand. Dann spielte Lemarque bei Montand vor. Der hörte ihm, Überlieferungen zufolge, im Morgenmantel zu. Lemarque sang ihm also etwas schüchtern zu bescheiden gezupfter Gitarrenbegleitung ein bisschen vor – und plötzlich unterbrach Yves Montand ihn: "Hast du noch mehr davon?" Lemarque hatte mehr – und Montand machte sie zu einem wichtigen Bestandteil seines Repertoires. Eine besondere Pointe ist, dass Lemarque schon beim Schreiben der frühen Lieder sich Montand als idealen Interpreten vorgestellt hatte. Ein kurzer Auszug aus dem poetischen Text dieses Chansons: "Wenn in Paris eine Liebe erblüht, dann sind da mehrere Wochen lang zwei Herzen, die einander zulächeln – und das alles, weil es Paris ist, wo sie sich lieben."
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À Paris_Yves Montand à l´Olympia
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