Er war der knurrige Kommissar Stoever aus dem Hamburger Tatort in den Achtzigern und Neunzigern, er war "Liebling Kreuzberg", und er war auch Musiker. Wie jetzt bekannt wurde, ist Manfred Krug im Alter von 79 Jahren gestorben. Die ARD erinnert an den beliebten Schauspieler, Sänger und Autor mit einigen Highlights aus seiner TV-Karriere.
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Harte Männer mit weichem Kern: So etwas liebt das Publikum. Zumindest zwischendurch. Und so begannen die Kommissare im deutschen Fernsehen zu swingen. Stoever und Brockmöller, das Spürnasen-Duo aus dem Hamburger Tatort, lockerte die Fälle an der Waterkant mit Jazz-Duos auf: Ellingtons "In a sentimental mood", Gershwins "But not for me" oder auch mal einen Schlager wie "Spiel mir eine kleine Melodie" sangen sie in passenden Momenten - und machten diese Einlagen in den späteren ihrer 41 Folgen von 1984 bis 2001 zu einem beliebten TV-Ritual. Besonders der mürrische Brocken Paul Stoever, bekannt für schlechte Laune, böse Witze und rüden Charme, wandelte sich in solchen Momenten zu einer Filmfigur mit geradezu lyrischen Zügen. Und auf jeden Fall: mit Feeling für Musik. Denn Stoever wurde gespielt von Manfred Krug. Und Manfred Krug war ein versierter Sänger - ein ehemaliger DDR-Musikstar, der 1977 die DDR verlassen hatte. In Westberlin startete er dann eine neue Karriere.
Krug, geboren 1937 in Duisburg, wuchs von 1949 in der neu gegründeten DDR auf. Dorthin war er mit seinem Vater nach der Scheidung der Eltern gezogen. Er lernte zunächst Stahlschmelzer, machte nebenbei das Abitur und ging dann auf die Staatliche Schauspielschule. Von 1957 an trat er in Kino- und Fernsehproduktionen der DDR auf. Besonders populär wurde er aber als Sänger. Er konnte mit ziemlich viel Power Jazz-Standards vor einer Big Band singen. Krug swingte mit einem Höchstmaß an Schmiss, raunte "Yeahs" und "Ohs" mit aufgerauter Stimme und ließ die Silben über kantigen Bläser-Sätzen tanzen.
Das Erste
Freitag, 28.10., 22.00 Uhr - "Tatort: Stoevers Fall"
Freitag 28.10., 23.25 Uhr - "Liebling Kreuzberg: Lieblings neues Glück"
Samstag 29.10., 0.15 Uhr - "Liebling Kreuzberg: Ein dringender Fall"
Samstag 29.10., 1.05 Uhr - "Liebling Kreuzberg: Der Beschützer"
NDR
Samstag 29.10., 20.15 Uhr - "Tatort: Leiche im Keller"
Samstag 29.10., 21.50 Uhr - "Tatort: Undercover Camping"
Samstag 29.10., 23.15 Uhr -"Liebling Kreuzberg: Lernet, Ihr Richter auf Erden"
Sonntag 30.10., 0.10 Uhr - "Abgehauen"; TV-Film nach den Tagebüchern von Manfred Krug
Sonntag 30.10., 1.40 Uhr - "Wenn ich singe..."; Porträt
SWR
Sonntag 30.10., 23.40 - 3.55 Uhr - "Auf Achse" Folge 1 bis 5
MDR
Montag 31.10., 10.10 Uhr - "König Drosselbart"
Montag 31.10., 22.00 Uhr - "Spur der Steine"
In den 60ern sang Manfred Krug auch Schlager mit deutschen Texten, die er unter dem Pseudonym Charles Kerber oft selbst schrieb - und die Titel trugen wie: "Der Tag beginnt", "Ich weiß ein Mädchen" und "Wenn du schläfst, mein Kind". Er hatte Stimme, hatte Format und machte was her. Für die populären Produktionen der DDR-Plattenfirma Amiga (die nach der Wende von Bertelsmann aufgekauft wurde) war er der junge Mann der Stunde. Markanter Bariton, Schmelz, Durchschlagskraft - und klare Kontur. Ein Mann wie er wurde sogar an der Komischen Oper Berlin gebraucht - in Götz Friedrichs Inszenierung von Gershwins Oper "Porgy and Bess" stand Manfred Krug als der fiese Rauschgifthändler Sportin' Life auf der Bühne. Ein Künstler mit dem Sinn für schwarze Töne.
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Verdienstkreuz für Krug 2013
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Manfred Krug 2014
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Krug bei einem Live-Auftritt Hamburg 1979
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Weihnachten 2015 mit Manfred Kurg
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Krug auf der Berlinale 2016
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März 1978 in einem Park in Hamburg
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Als Anwalt in "Liebling Kreuzberg" in den 80ern
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Krug in der Sesamstraße 1979
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Krug sang damals auch Lieder mit dezidiert politischer Botschaft, etwa während des Vietnamkriegs deutliche Zeilen gegen den amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson: "Johnson hat in Texas tausend Rinder/ Die besucht er gern im Urlaub auf der Farm/ Und des Präsidenten Enkelkinder/ Schlummern warm und sicher in Großvaters Arm!/ Glücklicher Mann/ Mächtiger Mann/ Dich brennt mit Napalm niemand an". Doch er war keineswegs ein immer Ideologie-konformer Künstler. Als er gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann im November 1976 protestierte, musste er Repressalien über sich ergehen lassen - und wurde als Künstler arbeitslos. Daraufhin stellte er einen Ausreiseantrag und konnte noch 1977 in den Westen ziehen. Er ging nach Berlin-Schöneberg. Dort wurde er zur Fernseh-Ikone, die viele mit einer Mischung aus Nonchalance, Hintergründigkeit und gestandener Direktheit ansprach.
Die Sängerkarriere setzte Krug im Westen allerdings zunächst nicht fort. Die begann erst zwei Jahrzehnte später wieder, als er und Charles Brauer ihre Ständchen in den "Tatort" einbauten. Da war der Gesangsstil Krugs um einiges gemütlicher geworden, er swingte aber immer noch. Bis vor kurzem war Krug zusammen mit der Kollegin Uschi Brüning - mit der er 2015 die CD "Auserwählt" mit eigenen Liedern und Jazz-Klassikern herausgebracht hat - noch auf Tournee. Mit viel Charme sangen sie kleine Melodien, in denen noch immer viel Jazz steckte. Nun ist der einstige Kommissar Stoever und swingende Kraftkerl mit der melancholischen Ader verstummt. Musikfans und Fernsehzuschauern in alten und neuen Bundesländern dürfte sein lässiger Bariton ncoh eine ganze Weile im Ohr bleiben.