Ihr Name war Mirella, aber man nannte sie oft Mimì. Seit sie 1963 unter Karajan an der Mailänder Scala in dieser Rolle debütiert hatte, galt sie als ideale Verkörperung der "soave fanciulla", des "sanften Mädchens": an der Seite Nicolai Geddas, Gianni Raimondis oder des lebenslangen Freundes und Kollegen Luciano Pavarotti. Am 9. Februar 2020 ist die Sängerin im Alter von 84 Jahren in ihrer Geburtsstadt Modena verstorben.
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Die Freni rührte durch ihre natürliche Schlichtheit, die den englischen Kritiker Andrew Porter schwärmen ließ: "Mirella Freni ist weiß Gott nicht kunstlos, aber sie ist nie künstlich". Ihr inniger, zarter und doch warmer Stimmcharakter prädestinierte sie für jene Frauengestalten Puccinis, die nicht von großen Gesten leben, sondern von der Poesie der kleinen Dinge und der stillen Kraft ihrer Gefühle – Gestalten wie Liù, Butterfly oder eben Mimì.
Ich liebe alle Partien, die ich singe, weil sie in mir Emotionen wecken. Ich muss gestehen, mir macht es Spaß, Musik zu machen.
Unter den vielen Maestri, die Mirella Freni schätzten, wie Abbado, Muti, Sinopoli und Carlos Kleiber, war zunächst Herbert von Karajan die bestimmende Persönlichkeit: Denn er führte seine Lieblingssängerin vom leichteren, lyrischen zum dramatischen Reperotire hinüber: Auf Marguerite und Nannetta folgten somit Verdi-Heroinen wie Aida oder Desdemona.
Dass sie Karajans Rat jedoch nicht immer blind vertrauen durfte, lernte Mirella Freni am 17. Dezember 1964, dem schwärzesten Tag ihrer Bühnenlaufbahn: Karajan hatte sie gegen alle Widerstände als Violetta in seiner "Traviata"-Premiere an der Mailänder Scala durchgesetzt, der ersten an diesem Haus nach der legendären Visconti-Produktion mit Maria Callas. Die Freni wurde gnadenlos ausgebuht – und das wohl nicht nur, weil Callas-Fans und Anhänger der übergangenen Renata Scotto ihrer Enttäuschung Luft machten. Fortan prüfte sie genau, welche Partie wann für sie in Frage kam und ließ es auf den Bruch mit Karajan ankommen, als dieser sie als Turandot besetzen wollte. Diese Vorsicht zahlte sich aus, bescherte sie Mirella Freni doch eine 50-jährige Karriere bei intakter, runder und leuchtender Stimme. Dabei ruhte sich die "Prudentissima" keineswegs auf den Lorbeeren einiger weniger Glanzrollen aus.
Zum Tod von Mirella Freni ändert BR-KLASSIK sein Programm und widmet der Sopranistin am Montag, 10. Februar 2020 um 19:05 Uhr, eine Sonderausgabe der Sendung "con passione". Einen Nachruf hören Sie ebenfalls am Montag, 10. Februar, ab 6:05 Uhr im Musikmagazin "Allegro".
Am 27. Februar ist Mirella Freni in den "Klassik Stars" zu hören, und am 2. Mai überträgt BR-KLASSIK im Rahmen des "Opernabends" die legendäre "La Bohème"-Einspielung mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti unter Leitung von Herbert von Karajan aus dem Jahr 1973.