Sieben Dramolette, inspiriert von Mozarts Divertimenti: Die Mozartwoche 2020 hat Autoren eingeladen, kleine Bühnentexte zu verfassen. Auf die Bühne gebracht wurden sie an einem Abend vom Intendanten der Mozartwoche, Rolando Villazón, gemeinsam mit der Co-Regisseurin Christina Piegger. Die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart sollte in der Produktion den neuen Texten und choreographierten Bewegungen begegnen. Als Koproduktion der Stiftung Mozarteum Salzburg und dem Salzburger Landestheater. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Institutionen zusammengearbeitet.
Bildquelle: Tobias Witzgall
"Ich liebe Mozart" als Profiltext für den Eintrag einer jungen Frau bei einer Partnervermittlungsagentur? Und sonst nichts? Nun, das ist zumindest unkonventionell und mutig. Auch wenn ein männlicher Kandidat dazu meint, da könne man ja auch angeben, man liebe Schokolade. Klar, dass der schon mal ausscheidet als möglicher Lebenspartner. Sie suche eben keine definierbaren Eigenschaften wie Größe, Alter, Haarfarbe oder dergleichen, sondern eine Seele, meint die junge Frau. Schön gesagt und gut gemeint. Aber wie im richtigen Leben braucht sie wohl viel Glück, um jemanden zu finden, der sich von dem Satz schließlich so angesprochen fühlt wie sie ihn meint.
Doch andererseits erklärt eines der folgenden Stücke des Abends mit dem Titel "Brain Music", in dem es um Gehirnmessungen beim Musikhören geht, dass Musikhören und Liebe gleiche Hirnfunktionen betreffen. Ist "Ich liebe Mozart" also doch keine so dumme Aussage? Lieben wir Musik, wie wir Menschen lieben?
Bildquelle: Tobias Witzgall Sieben Autoren auf der Suche nach einem Bezug zu Mozart. So könnte man den Abend zusammenfassen, den Mozartwochen-Intendant Rolando Villazón für die diesjährige Ausgabe des Festivals initiiert hat. Fraglos eine schöne Idee, zeitgenössische Autoren um kurze Theatertexte zu bitten und diese dann als Pasticcio an einem Abend aufzuführen. Doch was spannend klingt und gut gemeint war, ist letztlich auf der Bühne ein eher belangloses Aneinanderreihen von mehr oder minder theatralen Texten. Die Verbindung zur Musik mag bei fast keinem der Stücke wirklich zu überzeugen, die Themen sind so unterschiedlich wie beliebig, es gibt keinen roten Faden und nur selten wirklich zündende Ideen. Auch nicht in der eher harmlos-konventionellen Regie von Rolando Villazón und Christina Piegger in der Ausstattung von Eva Musil. Da kann das Mozarteumorchester noch so sehr unter Gabriel Venzagos anfeuernder Leitung mit Mozarts Bläserserenaden glänzen.
John von Düffel liefert mit "Apartment 388" das wohl hintergründigste Stück des Abends. Ein Callgirl wird von einem Roboterkunden gebeten, zu Mozartmusik zu schlafen, um ihr Menschsein zu beweisen. Klingt verrückt und ist es auch, aber zumindest ist es eine interessante Idee. Anderes ist einfach nur albern oder pseudobedeutsam, etwa Tom Holloways "A deep and philosophical conversation about marmelade" oder "Die Stimme des Windes" von Guadelupe Nettel - eine kleine Reflexion über den Wind. Letztlich nicht mehr als Poesie für den Alltag.
So reizvoll und sinnvoll es ist, dass die ehrwürdig angestaubte Salzburger Mozartwoche mit Rolando Villazón einen ideensprühenden Poltergeist als neuen Leiter hat, so schön wäre es, wenn sich seine Ideen ein wenig mehr in eine künstlerisch ergiebige Form bringen ließen. Nur Funkensprühen allein reicht nicht.
Alle Termine zu weiteren Aufführungen finden sich auf der Webseite des Salzburger Landestheaters.
Sendung: Allegro am 28. Januar 2020 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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