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Bayerische Musikhochschulen in Zeiten von Corona Online-Unterricht als Übergangslösung?

Der Start des Sommerssemesters ist an bayerischen Hochschulen und Universitäten wegen des Coronavirus auf den 20. April verschoben worden: Statt in vollen Hörsälen und Seminarräumen, könnte dann vielerorts erst einmal digital unterrichtet werden. Doch das kann besonders für Musikhochschulen ein Problem sein. Denn hier ist der direkte Kontakt zu den Professoren sehr wichtig.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Für die Studentin Christina Schiebel beginnt das sechste Semester im Fach Schulmusik ungewöhnlich: Statt im Gebäude der Musikhochschule München, findet der Unterricht in den eigenen vier Wänden statt. Online-Kurse im Videostream sollen das Studium zu Hause ermöglichen. Bei Theoriekursen wäre das noch ganz produktiv, meint Christina, schwierig werde es aber bei Einzelunterricht im Instrumental- und Gesangsbereich: "Das ist definitiv nicht so wie im echten Leben und man lernt auch nicht so viel." In dem Videounterricht muss sie ihren Gesang selbst am Klavier begleiten und hat dadurch weniger direkte Interaktion mit ihrem Lehrer. "Ich muss vor allem auch Abstriche machen bei der Qualität, weil ich ihn teilweise nicht richtig höre oder dann die Leitung abbricht", sagt Christina.

Online-Unterricht für künstlerische Studiengänge problematisch

Neben ihrem Studium engagiert sich Christina Schiebel in der Studierendenvertretung der Münchner Musikhochschule. Für sie ist das Modell der Online-Kurse bei künstlerischen Studiengängen "zum Scheitern verurteilt", wie die Studierendenorganisation es in einer Stellungnahme an die Hochschulleitung und den bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, formuliert hat. Sibler sind die Schwierigkeiten des Online-Unterrichts durchaus bewusst: "Natürlich geht etwas verloren. Viele haben aber auch gesagt, für eine bestimmte Phase sei das besser als nichts – jedoch kein Dauerzustand", sagt der Minister. Die aktuelle Lage erfordere, über verschiedene Modelle nachzudenken und neue Konzepte zu entwickeln. Vorrang müsse dabei aber die gesundheitliche Lage haben.

Bestehende Angebote erweitern

20.03.2020, Bayern, München: Bernd Sibler (CSU), Wissenschaftsminister von Bayern, spricht auf einer Pressekonferenz der bayerischen Universitätskliniken. Bayern will in der Corona-Krise die Zahl der Intensivbetten an Unikliniken von 600 auf 1200 verdoppeln und Pfleger aus der Rente zurückholen. Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe Staatsminister Sibler hat sich an der Münchner Musikhochschule am 8. April selbst ein Bild von der Lage gemacht und sich über digitale Unterrichtsmöglichkeiten an der Musikhochschule informiert. Zum Beispiel soll hier ein Audioarchiv mit Klavierbegleitungen für den Gesangsunterricht erstellt werden, erklärt Bernd Redmann, Präsident der Münchner Musikhochschule. Redmann arbeitet mit dem Lehrkörper auf Hochtouren an verschiedenen Lösungsansätzen, mit denen man den veränderten Bedingungen an der Hochschule begegnen kann. Er sieht viel Engagement bei den Dozenten: "Die Bereitschaft bei den Lehrenden ist übergroß, weil es ihnen natürlich ein Anliegen ist, ihre Studierenden in dieser Situation so gut sie können zu unterstützen", so Redmann. Er möchte die aktuellen Angebote ausbauen: "Wir können nicht sagen: Ihr kriegt jetzt ein Semester Online-Unterricht und das war's dann. Da ist eine große Angst bei den Studierenden. Diese Angst muss man ernst nehmen, dann sind wir da auf einem sehr guten Weg."

Sonderregelung von Musikstudierenden gefordert

Alexandra Scott beim Unterrichten an der Musikhochschule Karlsruhe | Bildquelle: Susanna Felix Der persönliche Kontakt zu den Studentinnen und Studenten ist an Musikhochschulen sehr wichtig, wie hier an der Musikhochschule Karlsruhe. | Bildquelle: Susanna Felix Tatsächlich gibt es laut Studierendenvertretung viele Befürchtungen: Wie können die Studierenden ausreichend üben, wenn die Probenräume der Hochschule geschlossen sind? Wie sollen Studierende in anderen Zeitzonen am Unterricht teilnehmen? Und nicht zuletzt: Kann man sich im Studium zu Hause künstlerisch genügend entfalten? Dafür sei der Einzelunterricht in einem Raum mit dem Dozierenden unglaublich wichtig, findet Christina Schiebel. "Deswegen wollen wir, dass wir da eine Sonderbehandlung kriegen. Dass wir nicht über denselben Kamm geschoren werden wie die Technische Universität oder die LMU." Einen Gegenentwurf zum Unterricht auf Online-Plattformen können die Mitglieder der Studierendenvertretung noch nicht vorlegen. Sie hoffen auf einen produktiven Austausch mit der Hochschulleitung und dass sie ihren Unterrichtsanspruch nicht verlieren. Das heißt im Klartext: Einzelstunden per Videostream sollen nicht als abgeleisteter Unterricht zählen. Diese Einheiten sollen im Wintersemester nachgeholt werden.

Sendung: "Allegro" am 9. April 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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