Mitreißend, emotional, packend – so kennen und lieben wir Filmmusik. Aber gilt diese Formel auch für Musik zu einer Dokumentation? Für seine Komposition zu "Soldaten" wird Christoph Schauer mit dem Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis ausgezeichnet. Der junge Komponist weiß genau, worauf es bei der musikalischen Untermalung einer Doku ankommt.
Bildquelle: DOK.fest München
Die Musik von Christoph Schauer zum Dokumentarfilm "Soldaten" bleibt im Hintergrund. Oft merkt man sie gar nicht, etwa wenn einer der Protagonisten mit dem Ausbilder redet: über sein Untergewicht, seine Wünsche bei der Bundeswehr. Die Musik unterstreicht die Stimmung, die im Gespräch vorherrscht. Sie ist objektiv, unauffällig. "Der Film wertet nicht, und ich habe versucht, die Musik so zu machen, dass sie auch nicht etwas bewertet", erklärt der 1973 in Hannover geborene Schauer.
Denn sonst wäre der Film vielleicht in eine Richtung gelenkt worden, die die Autoren nicht beabsichtigten. Nur ganz am Anfang, da packen Christoph Schauers Töne den Zuschauer emotional: Stumm stellen sich die jungen Soldaten in einer Reihe auf, es wird durchgezählt. Alles ist still – angespannt still. Und dann ganz leise setzt die Musik ein, wird immer lauter, immer beklemmender.
Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert und wird alljährlich beim DOK.fest München vergeben. Ziel ist es, die künstlerische Bedeutung von Musik in Dokumentarfilmen zu würdigen.
Eine in sich stimmige, raffiniert unaufdringliche und sparsam eingesetzte, aber umso wirkungsvollere Textur.
Bildquelle: DOK.fest München
Für seine Musik zu "Soldaten" wurde Christoph Schauer mit dem Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis 2021 ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: Mit der Filmmusik sei dem Komponisten "eine in sich stimmige, raffiniert unaufdringliche und sparsam eingesetzte, aber umso wirkungsvollere Textur gelungen." Die Musik ließe den Zuschauer den Innenwelten der Protagonisten auf feinfühlige Weise nachspüren, betonte die Jury und lobte auch den gezielten Einsatz von "Stille".
In der Jury saß auch Gerd Baumann, Filmkomponist, Musiker und Leiter des Studiengangs "Komposition für Film und Medien" an der Hochschule für Musik und Theater München. Für ihn hat das Komponieren für Dokus einen besonderen Reiz. Denn die Musik, die dabei herauskommt, sei deutlich experimenteller und spannender als Musik zu Spielfilmen. "Es gibt nicht diesen Kommerzdruck, den man bei einem sehr teuren Kinofilm hat", sagt Baumann. "Es sind einfach mehr Idealisten in diesem Bereich zu Gange. Und Leute, die es wirklich aus purer Leidenschaft machen."
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DOK.fest München 2021 | SOLDATEN | Trailer
Diesen Mut zum Experimentieren hat auch der junge Filmmusik-Komponist Christoph Schauer mit seiner frisch prämierten Musik zu "Soldaten" bewiesen. Die Auszeichnung wird ihm bei einer feierlichen Preisverleihung während des DOK.fest München überreicht – coronabedingt rein digital. Danach will Christoph Schauer mit dem Komponieren für Dokumentarfilme weitermachen: "Ich habe total Lust, mich frei auszutoben und alles Mögliche auszuprobieren. Das heißt also, ich sitze hier und versuche, so frei wie möglich assoziativ Ideen zu entwickeln."
Ich habe total Lust, mich frei auszutoben.
Der Film "Soldaten" von Christian von Brockhausen und Willem Konrad bietet einen faszinierenden Einblick ins Innere der Bundeswehr. Er handelt von drei jungen Männern, die sich für die Berufsarmee verpflichten, weil sich ihnen sonst kaum Chancen bieten. Der Film begleitet sie durch die Grundausbildung – und einen von ihnen bis zum ersten Kriegseinsatz. Sie lernen, sich zu rasieren, auch wenn es noch an Bartwuchs mangelt, lernen scharf zu schießen und den Kopf auszuschalten, um Befehle zu befolgen.
"Soldaten" wird beim DOK.fest München zu sehen sein, das 2021 vom 5. bis zum 23. Mai rein digital stattfindet. Infos zum Programm und Tickets gibt es auf der Homepage des Festivals.
Sendung: "Allegro" am 8. April 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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