Er hat in München eine Ära geprägt: Zum Ende dieser Spielzeit verabschiedet sich Nikolaus Bachler von der Bayerischen Staatsoper. Bei BR-KLASSIK erinnern sich Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter an prägende Momente mit dem scheidenden Intendanten – und verraten, was Sie ihm für die Zukunft wünschen.
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Jonas Kaufmann (Sänger):
Ich habe Nikolaus Bachler als designierten Staatsopernintendanten kennengelernt, als er noch Chef im Burgtheater war. Ich weiß noch genau, wie ich sein Büro in Wien besucht habe. Die erste Frage war: "Herr Kaufmann, warum singen Sie nicht in München? Sie sind doch gebürtiger Münchner." Ich musste leider antworten: "Also an mir liegt es nicht." Das hat ihn sehr gefreut und er hat gesagt: "Na, dann werden wir das gleich ändern." Wir haben gemeinsam Pläne geschmiedet und über die Jahre ist wirklich eine Freundschaft gewachsen und ein sehr großes Vertrauensverhältnis, sodass man sich vom anfänglich "normalen" Verhältnis zwischen Intendant und Sänger und vor allem auch normalem Repertoire immer wieder weiter vorgewagt hat und sich gemeinsam immer wieder neue Projekte überlegt hat. Das ist wirklich eine Einmaligkeit, die ich wahrscheinlich sehr vermissen werde.
Barrie Kosky (Regisseur, Intendant der Komischen Oper Berlin):
Als Nikolaus Bachler die dimantbesetzte, silberne Kutsche aus meiner neuen Rosenkavalier-Inszenierung zum ersten Mal gesehen hat – da war seine Miene eine Mischung aus dem Gesicht eines Zehnjährigen, der sein Geburtstagsgeschenk auspackt, und der eines Zuschauers in einem weiteren "Abschiedskonzert" von Cher.
Golda Schultz (Sängerin):
Das war im Opernstudio. Wir hatten eine Probe für die Walküre. Er ist in unsere Garderobe gekommen. Da waren zwei andere Walküren bei mir im Zimmer, er hat sich jedoch an mich gewandt und hat gesagt: 'I hear, you’re the little girl, who thinks she can sing Contessa in my house. We shall see, we shall see.' Dann ist er wieder rausgegangen und ich dachte mir: 'Oh mein Gott, was hab ich jetzt gemacht?!' Seitdem ist es immer so: Er kommt immer in die Garderobe, sagt was zu mir ... und geht. Jetzt lache ich darüber.
Toni Schmid (Ehemaliger Leiter der Kunstabteilung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Bayern):
Das erste Treffen vor etwa 15 Jahren. Nach Turbulenzen zwischen dem designierten Generalmusikdirektor Nagano und dem designierten Intendanten Albrecht musste schnell ein neuer Intendant gefunden werden. Der damalige Geschäftsführer der Oper, Roland Felber, und ich reisten nach Wien und trafen uns morgens im Frühstücksraum des Hotels Imperial mit Bachler. Er erzählte uns innerhalb einer Stunde mehr kluge Dinge über die Oper, als ich je gehört hatte. Die Ortswahl für unser Treffen war übrigens keineswegs so vertraulich wie wir gemeint hatten. Am Tisch hinter uns saß Franz Welser-Möst, was wir erst bemerkten, als wir aufbrachen.
Oksana Lyniv (Dirigentin):
Ganz grundsätzlich ist Nikolaus Bachler für mich der Idealtypus eines Opernintendanten und es gab für mich sicher mehrere prägende "Bachler-Momente". Sein Anspruch an höchste Qualität, seine stetige Präsenz im Theater, auch bei Proben, und aber immer als "Teil des Ganzen", sind mir unvergesslich. Besonders in Erinnerung bleiben werden mir aber seine Gruß- und Dankesworte nach unserer Bartók-Premiere Judith, die ich dirigieren durfte. Als er mich da vor Publikum stolz ein "Kind der Bayerischen Staatsoper" genannt hat, das hat mich schon sehr berührt.
Christian Loferer (Orchestervorstand und Hornist im Bayerischen Staatsorchester):
Während eines Gastspiels in Paris im Théâtre des Champs-Élysées. Ich befand mich damals in einer Formkrise, und Bachler wusste davon. Er sah mich also gefrustet auf der Hinterbühne sitzen und kam auf mich zu und erkundigte sich ausführlich nach meinem Befinden – ein Moment der mir richtig zu Herzen ging und unvergessen in Erinnerung bleiben wird.
Karsten Matterne (Technischer Direktor an der Bayerischen Staatsoper):
Mein "Bachlermoment" ist seine direkte, unmissverständliche Art. Ich wusste jederzeit, woran ich bin und was er will. Diese Klarheit und sein pragmatischer Zugriff halfen mir sehr in der Kommunikation mit den Künstlern und Technikern und schaffte Verbindlichkeit im Produktionsprozess. Wenn "Intuition" bedeutet "Zugreifen auf die Summe aller Erfahrungen", dann kann man Nikolaus Bachler mit gutem Recht als "Bauchmenschen" bezeichnen.
Diana Damrau (Sängerin):
Viele Gespräche mit ihm haben mir gezeigt, dass er ein wirklich cooler Typ ist und man sich auf menschlicher Ebene wunderbar begegnen kann.
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Josef E. Köpplinger (Regisseur, Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz):
Nähkästchen interessieren mich nicht! Smile.
Diana Damrau:
Er feiert und genießt gern. Seine Einladungen zu sich nach Hause mit dem Ensemble bleiben mir immer gut in Erinnerung!
Toni Schmid:
Ich habe immer sein Verhandlungsgeschick bewundert – außer wenn ich selbst mit ihm verhandeln musste: Dann lag der Fun eindeutig bei ihm.
Jonas Kaufmann:
Ich denke, Klaus ist ein Mensch, der extrem auf seine Wirkung und sein Äußeres achtet. Er ist immer perfekt gekleidet und auch bei sich daheim ist alles wie in einem Studio mit moderner Kunst. Es ist sehr beeindruckend, aber dementsprechend ist es natürlich eine aufgebaute Kulisse, die einem vielleicht ein bisschen Unnahbarkeit vorgaukeln soll und die natürlich dafür sorgt, dass es den "Funfact" nicht gibt.
Oksana Lyniv:
Vielleicht unsere gemeinsame Begegnung beim Münchner Oktoberfest, das ich auf Einladung der Direktion der Bayerischen Staatsoper besuchen durfte. Da lernte ich nochmals eine andere Facette des Nikolaus Bachler kennen.
Golda Schultz:
Er kocht sehr guten Tafelspitz! Ich muss ihn unbedingt noch nach dem Rezept fragen.
Barrie Kosky:
Er trägt die besten Anzüge aller Intendanten der Welt!
Christian Loferer:
Beglückst Du die Mitarbeiter des Intendanten-Vorzimmers mit ein paar Kugeln Eis, bedenke ebenso den Intendanten – #Futterneid!
Oksana Lyniv:
Dass er sich seinen stets in die Zukunft gerichteten Blick, seine Entdeckungs- und Experimentierfreudigkeit, sein untrügliches Gespür für neue Talente und nicht zuletzt seinen juvenilen Charme erhält!
Marlis Petersen (Sängerin):
Meine Agentin, die schon seit Jahrzehnten in der Branche unterwegs ist und viele große Künstlerpersönlichkeiten kennengelernt hat, hat einmal gesagt, dass Nikolaus Bachler einer der wenigen Intendanten heutzutage ist, die wirklich Format, Anstand und Respekt haben. Und dass er ein echter Künstler ist. Das kann ich so unterschreiben und wünsche ihm und uns allen, dass er noch lange wegweisend für die Musik und die Musiker tätig ist! Und natürlich wünsche ich mir ein Wiedersehen!
Asher Fisch (Dirigent):
Mit der Leitung eines Theaters ist es so ähnlich wie mit dem Dirigieren - Du kannst es nicht an einer Universität lernen. Für die Zukunft wünsche ich Nikolaus Bachler, dass er der nachwachsenden Generation ein bisschen unter die Arme greift. Intendanten seines Kalibers brauchen wir definitiv mehr!
Barrie Kosky:
Ich danke ihm für seine Loyalität, Klugheit und Bessessenheit – weil ohne Besessenheit kann man kein erfolgreicher Intendant sein.
Jonas Kaufmann:
Das ist für mich sehr leicht, was ich ihm mit auf den Weg gebe, weil wir uns demnächst in Salzburg sehen.
Toni Schmid:
Nikolaus Bachler braucht keine Ratschläge. Also gebe ich ihm eine Bitte mit, weil ich ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen habe: Vergiss deine Freunde nicht!
Josef E. Köpplinger:
Die besten Wünsche, seine Liebe und seine Kraft weiterzutragen und ebenso viel Erfolg für Kommendes!
Golda Schultz:
Herr Bachler, Sie sollten so tapfer bleiben wie Sie sind, und weiter in unerwarteten Ecken etwas Schönes entdecken. Bleiben Sie dran, bleiben Sie so großartig und versuchen Sie manchmal auch, ein bisschen mehr zu tanzen und locker zu sein – einfach ein bisschen durch die Gänge tanzen, das wäre schön! Aber bleiben Sie so, wie Sie sind, darüber sind wir alle glücklich!