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Nils Landgren feiert 60. Geburtstag Jazz-Ikone mit roter Posaune

Nils Landgren gehört zu den Stars, die trotz ihres Erfolgs bescheiden geblieben sind. Und er erzählt gerne von den Tricks, die man braucht, um beim Publikum richtig Eindruck zu hinterlassen. Heute feiert "Mr. Red Horn" seinen 60. Geburtstag.

Bildquelle: Steven Haberland/ACT

Nils Landgren feiert 60. Geburtstag

Jazz-Ikone mit roter Posaune

Nils Landgren ist Posaunist, Komponist und Sänger; er ist Festivalleiter, Plattenproduzent und Professor für Jazzposaune in Hamburg. Die CDs verkaufen sich gut bis sehr gut - nicht nur die seiner eigenen Funk-Formation, sondern auch die Aufnahmen mit Ausflügen in die skandinavische Folklore oder mit Jazzvariationen internationaler Weihnachtslieder. Das neueste Album hat Landgren mit den Bochumer Symphonikern aufgenommen: Es ist Leonard Bernstein gewidmet.

Mit klassischem Studium ins Studiomusiker-Geschäft

Als Sohn eines Jazz-Kornettisten wurde Nils Landgren am 15. Februar 1956 im schwedischen Degerfors geboren. Weil es damals keine andere Möglichkeit gab, studierte er klassische Posaune in Arvika. Keine leichte Zeit, wie er sich erinnert: "Tagsüber durften wir keinen Jazz spielen. Erst wenn die Lehrer um fünf Uhr nach Hause gingen, konnten wir dann nachts improvisieren und Spaß haben."

Nach dem Studium ging es für Nils Landgren schnurstracks nach Stockholm, wo er als Posaunist zum Studio-Crack für alle Gelegenheiten wurde. Unter anderem spielte er für den schwedischen Pop-Export Abba. Die Jobs als Sideman ließen den Künstler reifen. Denn er kam mit Stilen in Verbindung, für die er ohne Bezahlung kein offenes Ohr gehabt hätte. Später kam die radikale Rückbesinnung auf den Fiedel spielenden Großvater und die skandinavische Folklore. Für die Verbindung von Volksmusik und Jazz sollte Esbjörn Svensson der ideale Duo-Partner am Piano werden.

Erfolg mit der "Nils Landgren Funk Unit

Von den Popstars hat Nils Landgren sich abgeguckt, wie man zur Ikone wird. Nicht der Posaunenklang, nicht die eigentümliche Stimme als Sänger, nicht die Ohrringe bleiben beim Publikum hängen, sondern ein echtes Markenzeichen: eine rote Posaune, die er sich eigens von Yamaha bauen ließ. Als "Mr. Red Horn" war Landgren einer der Vorreiter des Funk-Revivals der 1990er Jahre. Eine achtköpfige, unbekannte Funk-Band? Zuerst haben alle abgelehnt, keiner wollten die No Names buchen. Doch das Zögern hielt nicht lange an. Die "Nils Landgren Funk Unit" wurde zum Publikumsgaranten auf Festivals. Bis heute hat sie zehn CDs aufgenommen.

Sich auf ihren Einnahmen auszuruhen, kommt für die Musiker allerdings nicht in Frage. Das Geld wird in Entwicklungsarbeit investiert: Zusammen mit der Organisation Ärzte ohne Grenzen besucht die "Nils Landgren Funk Unit" immer wieder Slums in Afrika. Im Gepäck: Spendengelder und Instrumente. Nils Landgren erinnert sich an seinen ersten Besuch: "Ich konnte beim ersten Mal meiner Nase nicht 'glauben'. Es roch wie in einem gigantischen Klo. Man sieht auf den Straßen Menschen sterben. Aber man sieht auch, mit was für einem Stolz die Bevölkerung sich bewegt." Und wenn die Musik ins Spiel komme, würden sich nicht nur alle Kinder bewegen: "Dann sind alle dabei, wollen alle spielen - und mit diesem Projekt Spaß haben."

Landgren als Jazz-Sänger

Immer öfter greift Nils Landgren, der überdies Künstlerischer Leiter des Festivals "JazzBaltica" und Professor für Jazzposaune in Hamburg ist, zum Gesangsmikrofon. Die belegte Pop-Stimme will einigen Jazzpuristen bis heute gar nicht gefallen. Aber Landgren zieht "sein Ding" durch. Auch mit dem neuesten Album "Some other Time", das er mit den Bochumer Symphonikern aufgenommen hat - und das ganz der Musik von Leonard Bernstein gewidmet ist. Das legendäre "Somewhere" aus der "West Side Story" darf auch nicht fehlen. Schließlich ist es aktueller denn je, meint Landgren: "Menschen, die auf der Flucht sind, die kein Zuhause haben, fragen sich genau das Gleiche wie in diesem Song: 'There’s a place for us somewhere, a place for us. Peace and quiet and open air waits for us. Somewhere.'”

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