Liebeskummer? Ein unaufmerksamer Partner? Respektlose Kinder oder einfach total schwunglos? Für Kummer und Sorgen aller Art will der englische Performance-Künstler Joshua Sofaer nun ein Heilmittel gefunden haben: Oper. Professionelle Opernsänger sind in Großbritannien unterwegs, um bei hilfebedürftigen Menschen Trost zu spenden - in deren eigenen vier Wänden.
Bildquelle: opera helps
Oper gegen Sorgen
Kunstprojekt in England schickt Opernsänger ins Haus
Das Strichmännchen in dem Videoclip auf der Internetseite von "opera helps" sieht sehr unglücklich aus. Kein Wunder, das Leben ist schließlich kein Ponyhof: Liebeskummer oder Scheidung? Hört Ihr Partner nicht mehr zu? Die Kinder sind respektlos? Schlechtes Verhältnis zu den Eltern? Ist jemand gestorben? Einsam? Keine Motivation mehr? - Dann hilft Oper! Das ist die Botschaft des Videos.
Über die Internetseite kann man sich bewerben. Und schon morgen könnte ein Opernsänger oder eine Opernsängerin zu Hause neben der eigenen Couch stehen - und eine Arie schmettern. Ganz exklusiv, nur für einen allein. Der Künstler Joshua Sofaer hatte die Idee für "opera helps", als er selbst bei einer Opernaufführung im Publikum saß. "Es war diese Erfahrung, wenn man sein eigenes emotionales Gepäck mit ins Theater schleppt, und hofft, dass etwas passiert", erzählt Joshua Sofaer. Er weiß, welche Hoffnungen mit einem solchen Vorstellungsbesuch verbunden sein können: "Dass die Musik einen packt und persönlich anrührt. Und dass man sich im besten Falle verändert fühlt, wenn man nach Hause geht." Sofaer ist überzeugt: Besonders gut wirkt Musik, wenn der Mensch, der sie hört, einen Zusammenhang sieht - zwischen seinen Problemen und dem Musikstück.
Ich hoffe, ich kann damit etwas Trost spenden.
Die Opernsängerin Caroline Kennedy wird für "opera helps" in den kommenden Wochen in fremden Wohnzimmern singen. Oder in Schlafzimmern, wenn Menschen bettlägerig sind. Sie will sich die Sorgen erst mal anhören und dann entscheiden, welche Arie passt. Zur Aufheiterung bei Liebeskummer etwa empfiehlt sie den Gesang der starken Frau Musetta aus "La Bohème". Andere Zuhörer, etwa Familienmitglieder, sind beim Singen nicht erwünscht. Auch aufnehmen darf man die Darbietung nicht. Die intime Beziehung zwischen der Sängerin und dem sorgengeplagten Menschen soll im Mittelpunkt stehen, betont Caroline Kennedy: "Ich hoffe, ich kann damit etwas Trost spenden. Ich habe persönlich erfahren, wie Musik hilft, und wie es ist, wenn einem die Sprache versagt, und man nur noch singen kann."
Opern sind die einfachste kulturelle Form, um sofort eine emotionale Verbindung herzustellen.
Joshua Sofaer hat die Idee für das Projekt "opera helps" entwickelt. | Bildquelle: Wai-tai Li Joshua Sofaer ist davon überzeugt, dass Oper genau die richtige Musik ist, um Menschen aus ihrem Jammertal der Sorgen zu befreien. "Man denkt immer, Opern seien diese elitären Veranstaltungen, die man sich Freitagsabends im Theater anguckt", erklärt Sofaer. Das sei jedoch falsch, betont er. Ganz im Gegenteil. "Opern sind die einfachste kulturelle Form, um sofort eine emotionale Verbindung herzustellen", findet Sofaer, und spricht aus Erfahrung: "Das merken wir bei diesem Projekt."
Noch bis Ende Mai sind sieben professionelle Opernsängerinnen und -sänger in verschiedenen Regionen Englands unterwegs, um musikalischen Trost zu spenden. Jedem der Betroffenen, den sie zuhause besuchen, widmen sie eine halbe Stunde.
operahelps.com