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Kritik - "Falstaff" an der Wiener Staatsoper Opulenter Opernabend in historischem Gewand

Der liebestolle, dicke, alte Falstaff wird zum Gespött einer Frauen-Intrige. Giuseppe Verdis komische Oper feierte nun in Wien Premiere. Regisseur David McVicar schuf eine sehr opulente Inszenierung - auf Wunsch des Dirigenten Zubin Mehta. Das Ergebnis: Optisch ansprechend und musikalisch präzise.

Bildquelle: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Eigentlich wollte Verdi nach dem Fiasko von "Il giorno di regno" nie wieder eine komische Oper schreiben. Dann aber komponierte er als letzten krönenden Höhepunkt seines Lebens - Gott sei Dank - doch noch "Falstaff". Am Ende der Oper kommt Verdi zu dem Schluss, dass alles im Leben Spaß ist. Und diesen Spaß teilt Regisseur David McVicar - auch in diesem Fall ein Garant für opulente, ja naturalistische Inszenierungen.

"Falstaff" - Ausflug ins historische England

David McVicars "Falstaff" ist - wie sich das gehört - der letzte der sogenannten "edlen" Ritter, der in die Cromwell-Epoche stolpert. Die Handlung aus diesem historischen Kontext herauszureißen, kommt daher für McVicar auch nicht in Frage. Und so ziert neben dem Stammbaum Falstaffs als Bühnenvorhang auch ein Portrait von Elisabeth I. die Bühne. Die Bühnenbilder von Charles Edwards sind - ob es nun der "Gasthof zum Hosenband", Fords Haus oder der Park von Windsor vor der großen Eiche ist - alle in geschmackvollen Erdtönen gehalten und sehr historisch, fast wie ein Gemälde aus der Zeit der Handlung. Ähnlich gestaltet sind auch die Kostüme von Gabrielle Dalton.

"Falstaff" in Wien - die Premiere in Bildern.

McVicar inszeniert mit feiner Klinge

Szene aus "Falstaff" an der Wiener Staatsoper | Bildquelle: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn Bildquelle: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn Inmitten des Treibens der quirligen Damen, gegen die die Herren nur das Nachsehen haben, ist Sir John zwar eine komische, aber ein klein wenig auch tragische Figur, die von McVicars Regie keineswegs "verblödelt" wird. McVicar arbeitet "very british" mit feiner Klinge, mit feinem Humor und ohne zu poltern. Und am Ende bleibt ein Hauch von Nachdenklichkeit, ein Hauch von Angst vor dem Alleinsein, Angst davor, alleine zu sterben.

Zubin Mehta dirigiert seinen letzten "Falstaff"

Am Pult des Staatsopernorchesters steht Altmeister Zubin Mehta, der erst im April seinen 80. Geburtstag feierte und nach acht Jahren Abwesenheit wieder an die Wiener Staatsoper zurückgekehrt ist. Für seine - wie er selbst sagt - letzte "Falstaff"-Neuinszenierung hat sich Mehta diese optisch opulente Realisierung in der Zeit gewünscht. Er setzt auf gestochen präzise, flotte Tempi und hat Sänger wie Orchester vollkommen im Griff, was gerade bei "Falstaff" so wichtig ist.

Szene aus "Falstaff" an der Wiener Staatsoper | Bildquelle: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn Bildquelle: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn In der Titelpartie ist der Falstaff unserer Tage zu erleben: Ambrogio Maestri, der zwischendurch stimmlichen Wohlklang der Charakterisierung opfert. Ein drollig, gockelig sympathischer Sir John. Neben ihm: zahlreiche Hausdebütanten, deren stimmliche Leistungen zum Teil noch ausbaufähig sind - wie Paolo Fanale als Fenton oder Carmen Giannattasio als Alice. Imposant: Ludovic Tézier als Ford, Marie-Nicole Lemieux als gute Mrs. Quickly mit profunder Tiefe und Hila Fahima als reizende Nannetta.

Ansprechende Inszenierung von David McVicar

"Tutto nel mondo è burla" - "Die ganze Welt ist Spaß". Dieser Schlusssatz liegt auch der Inszenierung von David McVicar und dem Dirigat von Zubin Mehta zu Grunde. Das Publikum hat das Motto dankbar angenommen und am Ende mit diesmal wirklich nicht enden wollenden Ovationen quittiert. Die Wiener Staatsoper ist um eine optisch ansprechende, praktikable Inszenierung reicher.

"Falstaff" an der Wiener Staasoper

Premiere war am 4. Dezember, weitere Termine und Informationen unter wiener-staatsoper.at
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