Kulturstaatsministern Monika Grütters fordert eine Prüfung der Strukturen der Bayreuther Festspiele. Die Frage sei, ob die geltenden Satzungen und Gesellschafterverträge noch zeitgemäß sind. Der Bund ist einer der großen Gesellschafter des Bayreuther Opernfestivals. Festspielchefin Katharina Wagner hat auf die Pläne der Kulturstaatsministerin bereits positiv reagiert.
"Wenn man Schwierigkeiten erkennt, sollte man die Lösung nicht auf die lange Bank schieben", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters der Deutschen Presse-Agentur. Ihr ginge es darum, dass es bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen vernünftige und wirksame Strukturen gebe - deshalb gelte es diese zu überprüfen.
"Die Bayreuther Festspiele sind das einzige Musikfestival außerhalb der Bundeshauptstadt, in dem die Bundesregierung in der Verantwortung eines Mitgesellschafters steht. Zu dieser Verantwortung gehört auch, die bestehenden strukturellen und organisatorischen Voraussetzungen regelmäßig zu überprüfen.", erklärt ein Sprecher der Kulturstaatsministerin das Vorhaben gegenüber BR-KLASSIK. Es ginge gerade auch nach dem zeitweiligen krankheitsbedingten Ausfall der künstlerischen Leiterin und vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie darum, die Bayreuther Festspiele, die im internationalen Rampenlicht stehen, zukunftsfähig zu halten.
Der Bund hält wie Bayern und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth 29 Prozent der Anteile - die Stadt Bayreuth ist mit den restlichen 13 Prozent dabei. Jenseits der anstehenden Sanierungsarbeiten finanzierte der Bund im vergangenen Jahr 2,9 Millionen Euro des knapp 27 Millionen Euro betragenden Etats; für die rund 178 Millionen Euro teure Sanierung des Festspielhauses wurden zuletzt weitere 84,7 Millionen Euro zugesagt.
Bei den Bayreuther Festspielen muss und sollte man die Rolle der Familie angemessen würdigen.
Die Frage sei also, ob die geltenden Satzungen und Gesellschafterverträge heute noch zeitgemäß seien. Die herausgehobene Position der Familie Wagner stellt Grütters allerdings nicht infrage. Bei den Bayreuther Festspielen sollte man die Rolle der Familie angemessen würdigen. "Die Familie verteidigt dort mit Recht ihre Mitwirkungsansprüche."
Die Chefin der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth, Katharina Wagner, hat den Vorstoß von Kulturstaatsministerin Monika Grütters für neue Strukturen auf dem Grünen Hügel begrüßt. Sie sei erfreut, dass Grütters "die seit Jahren auch von mir in Frage gestellten veralteten Strukturen nunmehr erneuern möchte, um der Bayreuther Festspiel-GmbH, deren Mitarbeiter und nicht zuletzt der Leitung ein zeitgemäßes, effektives Arbeiten auf weiterhin höchstem künstlerischen Niveau zu ermöglichen", zitierte die "Passauer Neue Presse" die Intendantin.
Nach der coronabedingten Absage 2020 wünscht sich auch Monika Grütters Festspiele im kommenden Jahr. "Die Festspiele in Bayreuth sollten 2021 auf jeden Fall stattfinden. Das sind wir dem Publikum, das sind wir Bayreuth und den Festspielen schuldig." Allerdings werden wahrscheinlich auch im nächsten Sommer Abstandsregeln für Opernhäuser gelten, was bei den Bayreuther Festspielen zu erheblichen Mindereinnahmen führen würde. Deshalb sind im Festspiel-Programm 2021 vorerst nur 22 anstelle der üblichen 32 Vorstellungen geplant.
Sendung: "Allegro" am 29. Dezember 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK