Es ist ein deutschlandweit einzigartiges Studienfach. Und seit dem Wintersemester bietet die Musikhochschule München ihren Studierenden auch einen zeitgemäßen Volksmusik-Bachelor an. Vorausgesetzt, sie beherrschen den Zwiefachen.
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Wer das Fach "Volksmusik" an der Münchner Musikhochschule studiert, hat ganze 15 Kommilitonen. Der Studiengang ist klein. Das ist für die Studierenden eigentlich ein Vorteil. Aber bislang war ihre Ausbildung nicht klar definiert: Es war weder eine Lehrerausbildung, noch ein künstlerisches Fach. Früher war das nicht unbedingt ein Problem, doch da heute durchweg Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten werden und Vergleichbarkeit gefragt ist, musste die Hochschule nachjustieren. Seit dem Wintersemester 2015/16 ist das Fach ganz offiziell künstlerisch-pädagogisch. Die Studienordnung wurde angepasst, und wer will, kann z.B. einen Master in Musikpädagogik draufsetzen. Wer zur Aufnahmeprüfung noch keine Volkstänze beherrscht, muss sie sich bald hart erarbeiten. Und es wird gesungen sowie nach Gehör musiziert - alles Übungen, die zum regulären Instrumentalstudium hinzukommen.
Bildquelle: picture-alliance/dpa Im Grunde ist das Fach Volksmusik ein zusätzliches Hauptfach. Daneben gibt es die klassische Ausbildung: Alle Studierenden lernen parallel ein Instrument. Die meisten "Volksmusiker" wählen die Steirische Harmonika, ein diatonisches Knopfakkordeon. Regelmäßig gibt es im Studiengang auch Gastvorträge und Wokshops, die musikalisch vom altbekannten Alpenraum wegführen.
Im Seminarraum im Münchner Gasteig schallt bayerischer Hip-Hop aus den Lautsprechern. Das Stück hat Musikwissenschaftler Lorenz Beyer ausgesucht. Er forscht in Wien über alpenländische Einflüsse auf aktuelle Popmusik. Da geht es nicht nur um die Tuba bei LaBrassBanda, sondern auch um Jodler, die am Computer neu zusammengesetzt werden. Das gehörte Beispiel stammt von Franz Liebl alias Monaco F. Von ihm hat Lorenz Beyer den Song "Bierallergie" analysiert und herausgefunden, dass er den "Schimmelwirt" von Fredl Fesl gesampelt hat. Nach einer im US-Rap üblichen Methode hat Monaco F. den Jodler zuerst in ganz kleine Scheiben geschnitten - und dann wieder neu zusammengesetzt.
Wenn man Volksmusik studiert, will man's perfekt haben. Aber war Volksmusik immer perfekt? Man muss seinen Weg selber finden.
Im Seminar sollen die Studenten die Scheuklappen ablegen. Natürlich kommen sonst regelmäßig Landler, Zwiefache, Tänze und Lieder in allen bayerischen Dialekten vor. Aber es geht auch darum, einen anderen Blick aufs eigene Schaffen zu werfen.
Alle Informationen zum neuen "Volksmusik"-Studiengang finden Sie unter Musikhochschule München.