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Bilanz - Tage Alter Musik Regensburg 2019 Mitreißend, vital, bewegend

Jedes Jahr zu Pfingsten verwandelt sich Regensburg in das Mekka der Alten Musik. Tausende von Pilgern aus ganz Europa strömen in die hoch aufragenden Kirchen und stimmungsvollen historischen Säle, um den neuesten Trends der Originalklang-Szene aufzuspüren. Vom 7. bis 10. Juni 2019 war es wieder soweit, das Traditionsfestival fand zum 35. Mal statt.

Konzert in der Minoritenkirche Regensburg | Bildquelle: Tage Alter Musik Regensburg

Bildquelle: Tage Alter Musik Regensburg

Unvorhergesehene Zwischenfälle haben die Leiter der Tage Alter Musik Regensburg, Ludwig Hartmann und Stephan Schmid, im Vorfeld der 35. Ausgabe des Festivals ziemlich auf Trab gehalten. Zum einen fiel einer der wichtigen Konzertorte aus: Die Dreieinigkeitskirche wurde nämlich geschlossen, weil der Putz von der Decke fiel. Eine neue Räumlichkeit tat not. Zum anderen musste auch für die "Matthäus-Passion" mit der französischen Gruppe Akademia Ersatz gefunden werden: Zugesicherte Zuschüsse des französischen Staates flossen nicht, so dass dieses Projekt für die Macher der Tage Alter Musik Regensburg nicht mehr zu stemmen war. Ein herber Schlag, denn viele Festivalbesucher hatten sich gerade auf dieses Konzert gefreut.

Domkapellmeister Roland Büchner verabschiedet sich

Dafür war das Eröffnungskonzert dieses Jahr besonders bewegend: Da der Domkapellmeister Roland Büchner im Herbst in den Ruhestand geht, war es sein letzter Auftritt bei den Tagen Alter Musik. Zusammen mit seinen Regensburger Domspatzen und der Hofkapelle München musizierte er zur Eröffnung die Missa solemnis in C-Dur von Leopold Mozart – ein Werk, das man nicht alle Tage geboten bekommt und ein erster Hinhörer bei diesem Festival.

Meine Gefühle sind schon ein bisschen wehmütig.
Roland Büchner über seinen Abschied von den Tagen Alter Musik Regensburg

Die gewohnte Vielfalt an Konzertprogrammen zeichnete die Tage Alter Musik Regensburg auch 2019 aus. Die kanadische Gambistin Mélisande Corriveau spielte französische Musik auf der Pardessus de viole, dem kleinsten Instrument der Gambenfamilie – sehr fein und sehr edel im Klang. Es gab ein Freiluftkonzert der "Zefiro Oboe Band" (mit sechs Oboen und drei Fagotten) sowie ein südamerikanisch-spanischer Abend mit geistlichen und populären Liedern, präsentiert von Choeur de Chambre de Namur und der Capella Mediterranea. Mitreißend und vital haben die zwei belgischen Ensembles musiziert und damit den Festivalbesuchern einen kurzweiligen Abend bereitet.

a cappella-Klänge und Zinksound

Solche Konzerte, die einen von Anfang bis Ende packen, gab es nicht allzu viele in diesem Jahr, aber trotzdem hat man Besonderes entdecken können: etwa das Alto-Ensemble, das mit butterweichem Posaunen- und Zink-Sound den Gesang des Ensembles Utopia veredelt hat, oder den polnischen Cembalisten Marcin Swiatkiewicz, der das d-Moll Cembalokonzert von Johann Gottlieb Goldberg mit eleganter Virtuosität zum Leuchten gebracht hat. Wie groß die Kraft der Musik ist, wenn bei der Interpretation einfach alles passt, hat vor allem der Abend mit den Ora Singers gezeigt. Das große a cappella-Ensemble aus Großbritannien hat Misere-Vertonungen von Allegri, Byrd, Tallis und den zeitgenössischen Komponisten Wolfram Buchenberg und James MacMillan gesungen.

13 Sekunden Nachhall überwinden

Faszinierend, wie souverän Suzi Digby und ihre Ora Singers mit der schwierigen Akustik des Domes mit ihren 13 Sekunden Nachhall umgegangen sind. Egal, ob es um die rhythmischen Finessen eines Byrd oder die klangintensiven Momente eines McMillan ging: Auch in der Mitte des Domes sitzend hat man jede Nuance der Ora Singers hören und vor allen Dingen genießen können. Ein berührender Abend und ein Highlight der Tage Alte Musik Regensburg in diesem Jahr.

Sendung: "Allegro" am 11. Juni 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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