Ein seltener Vorteil des Lockdowns: Im sonst so trubeligen Gasteig ist nichts los! Ideal für die Dreharbeiten zum neuen Münchner Tatort "Dreams" rund um das Ermittlerduo Batic und Leitmayr. Diesmal wird auch das Münchner Rundfunkorchester in den "Fall" verwickelt ...
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Eindrücke von den Dreharbeiten als Video
Einrichten, stimmen, los geht die Probe – so wäre das normalerweise. Doch hier ist alles anders. Die Schauspielwelt trifft auf die Musikwelt. Statt Proben bis es klappt, heißt es jetzt: Drehen bis es klappt. "Hier muss man für sehr kleine Szenen viel Zeit einplanen", so Ivan Repušić, der Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters. Regisseur und Kameramann inszenieren jeden Bewegungsablauf bis ins Detail, und das braucht eben Zeit. Für das Orchester bedeutet das: viel Leerlauf, viel warten. "Man muss viel Sitzfleisch mitbringen, wenn man an einem Set arbeitet", erzählt Julia Bassler, seit zehn Jahren Vorspielerin der Zweiten Geigen des Münchner Rundfunkorchesters.
Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) beobachten Marina Eeden (Jara Bihler) bei ihren Vorbereitungen im Schlaflabor. | Bildquelle: BR/NEUESUPER GmbH/Hendrik Heiden Julia Bassler braucht noch mehr Geduld als ihre Kolleginnen und Kollegen. Speziell für den Tatort "Dreams" wurde sie engagiert, um mit der Schauspielerin Jara Bihler das Geigenspiel zu üben. Diese spielt im Film eine junge, aufstrebende Geigerin. Um den Umgang mit dem Instrument vor der Kamera möglichst glaubwürdig aussehen zu lassen, fing Jara Bihler bereits sechs Wochen vor Drehbeginn an, mit Coach Julia Bassler intensiv zu trainieren. "Jara hatte schon ein ziemlich gutes Level als Geigerin, und ich fand es sehr beeindruckend, mit welcher Willenskraft sie sich da reingeschmissen hat", erzählt die Profi-Geigerin. Die Anforderungen des Tatort-Teams sind hoch: Die Schauspielerin sollte nicht nur ihre Rolle, sondern auch das Geigenspiel virtuos verkörpern: Körperspannung, Bogenhaltung, Lauf der Finger. Alles Zeichen, an denen Kenner sofort merken, ob jemand die Geige beherrscht oder sie "nur hält", erzählt Coach Julia Bassler. "Wir haben auch viel Mentaltraining gemacht, Meditation und visuelle Übungen, und sie hat das auch ganz toll umgesetzt, ich bin sehr stolz auf sie."
Julia Bassler, Vorspielerin der Zweiten Geigen beim Münchner Rundfunkorchester und Coach für Jara Bihler. | Bildquelle: Archiv des BR Die Geschichte der neuesten Münchner Tatort-Produktion spielt in der Welt eines klassischen Orchesters – wohlgemerkt nicht in der Welt des Münchner Rundfunkorchesters. Die Musikerinnen und Musiker bilden im Film einen anderen, rein fiktiven Klangkörper. Dennoch bietet das Drehbuch die Gelegenheit, hinter die Kulissen eines solchen Orchesters blicken. Der Tatort erzählt vom Konkurrenzkampf um eine begehrte Stelle im Orchester. Und dieser Teil an der Geschichte entspricht durchaus der Realität: Dreißig bis vierzig Vorspieltermine, bevor junge Musiker eine Festanstellung im Orchester bekommen, sind keine Seltenheit. Die Konkurrenz ist groß – weltweit. "Der Druck ist immens", erzählt Julia Bassler, "und sich da durchzusetzen, ist enorm schwierig." Selbst wer es geschafft hat, muss sich im Probejahr noch einmal beweisen, denn dort stimmt das gesamte Orchester erneut ab. Aber genau deshalb findet Julia Bassler eine Anstellung in einem Orchester auch so attraktiv: "Ich konnte das am Anfang gar nicht fassen, dass ich jetzt als Musikerin ein sichergestelltes Einkommen habe."
Es zählt zu den Stärken der Münchner Tatort-Reihe, in solche, normalerweise verborgene Milieus zu blicken, wie hier in die Welt des Orchesters. Nur dass in einem Krimi gemordet wird, ist natürlich rein fiktiv. So weit geht der Konkurrenzkampf im normalen Leben der klassischen Musikerinnen und Musiker dann doch nicht.
Regie: Boris Kunz
Drehbuch: Johanna Thalmann, Moritz Binder
Darsteller: Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Ferdinand Hofer, Stefan Betz, Jara Bihler, Dorothée Neff, Theo Trebs, Lisa Marie Janke, Katrin Röver, George Lenz, Florian von Manteuffel, Münchner Rundfunkorchester (Leitung: Ivan Repusic) u. a.
Produktion: NEUESUPER (Produzenten: Florian Kamhuber, Simon Amberger, Korbinian Dufter und Rafael Parente) im Auftrag des BR
Redaktion BR: Cornelius Conrad
Drehzeit: 24. Februar bis 26. März 2021 in München und Umgebung
Ausstrahlung: geplant für Herbst 2021 Sonntag, 20.15 Uhr im Ersten