Anfang der 60er Jahre eroberte Teresa Berganza die Bühnen der Welt. Die Rezensenten überschlugen sich mit Lobeshymnen: "Perlenschnüre fallen aus ihrem Mund, so oft sie ihn aufmacht" – dichtete Ivan Nagel; Karl Schumann hörte in ihrer Stimme "das Feuer eines dunklen Edelsteins und die quecksilbrige Beweglichkeit von Akteuren der Commedia dell’arte" und selbst Joachim Kaiser geriet angesichts ihres "hinreißenden Wohllautes" ins Schwärmen. Zu ihrem 85. Geburtstag stellen wir ihre größten Rollen vor. Darunter auch die eine oder andere glückliche Grenzüberschreitung.
Bildquelle: picture alliance / NurPhoto
Seit ihrem sensationellen Debut als Dorabella in Mozarts "Hochzeit des Figaro" beim Festival in Aix-en-Provence 1956 blieb Mozart ein Grundpfeiler ihrer Karriere. 1958 gab Teresa Berganza den Cherubino bei den Opernfestspielen in Glyndebourne – der Page wurde zu einer ihrer Lieblingsrollen, die sie über 100 Mal in aller Welt gesungen hat.
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Voi Che Sapete, from Mozart Marriage of Figaro, by Teresa Berganza
In der außergewöhnlichen "Don Giovanni"-Verfilmung von Joseph Losey, die 1979 mit Ruggero Raimondi in der Titelrolle in Renaissance-Villen des Veneto gedreht wurde, war Teresa Berganza eine Zerlina, deren Charmoffensive der simple Masetto natürlich erliegt.
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Teresa Berganza sings Batti Batti Bel Masetto
Auch diese Partie hat sie jahrzehntelang mit großem Erfolg und berühmten Kollegen wie Lucia Popp und Werner Krenn gesungen: die zwischen Freundschaft und Leidenschaft zerrissene Sesto in Mozarts "La Clemenza di Tito".
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Teresa Berganza sings "Parto, ma tu ben mio" W.A.Mozart
Rossini war der zweite Grundpfeiler ihres Repertoires: Berganzas schlanker, beweglicher Mezzo prädestinierte sie für die glanzvoll-virtuosen Hauptrollen seiner ernsten und komischen Opern. Rossini hatte sie dem Fach des Koloratur-Alt zugedacht, das zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten war – bis Teresa Berganza kam. Hier der sizilianische Ritter Tancredi aus Rossinis gleichnamiger Oper.
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Teresa BERGANZA sings Tancredi
Eine Berganza-Paraderolle: Als charmante Rosina, die es faustdick hinter den Ohren hat, bezauberte die spanische Mezzosopranistin die ganze Welt. Ein besonderes Highlight war die Mailänder Produktion von Rossinis "Barbiere di Siviglia" unter Claudio Abbado mit so großartigen Kollegen wie Luigi Alva, Hermann Prey und Enzo Dara. Der Opernfilm von 1972 folgt der Inszenierung, mit der Jean-Pierre Ponnelle vier Jahre zuvor bei den Salzburger Festspielen Furore gemacht hatte.
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Teresa BERGANZA & Hermann Prey - "Dunque io son"
Ihr schmales, auf Rossini und Mozart basierendes Repertoire, verließ Teresa Berganza nur selten für neue Rollenexperimente. Ein geglückter Versuch war die Charlotte aus Massenets "Werther", hier mit Neil Shicoff.
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Teresa BERGANZA & Neil Shicoff - duetto from Werther
Edinburgh Festival 1977 – als Carmen unter Claudio Abbado schrieb Teresa Berganza Interpretationsgeschichte: Bizets berühmte Opern-Zigeunerin nicht als lasziv sich anbiederndes, vibratolastiges Vollweib, sondern als spöttisch-kluge, stolze und unabhängige Frau. Ihr Don José war Plácido Domingo, genau wie in der DG Gesamtaufnahme aus demselben Jahr und sogar noch 1992 in Sevilla zur dortigen Weltausstellung.
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Teresa BERGANZA & Placido DOMINGO *Carmen*- finale
So schmal ihr Opernrepertoire war, so erstaunlich war die stilistische und sprachliche Vielfalt ihres Liedrepertoires, das von Purcell über Mussorgsky und Schumann bis Fauré reichte. Ein besonderer Schwerpunkt waren Lieder ihrer Landsleute Enrique Granados, Joaquin Turina und, wie in diesem Video, Manuel de Falla, in denen sie mit iberischem Temperament und einer teilweise herben Stimmfarbe punktete.
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Teresa BERGANZA sings "Polo" (Manuel de Falla)
Und zu guter Letzt – als leidenschaftliche Spanierin konnte sie darauf natürlich nicht verzichten: Zarzuelas! Olé!
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Teresa Berganza Zapateao La Tempranica
Sendung: Allegro am 16. März 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK.
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