Wie übt man richtig? Der Frage gehen wir in unserer Reihe "Üben wie die Profis" nach. Diesmal gibt die Pianistin Yulianna Avdeeva ein paar Tipps. Und sie sagt ganz klar: Auf keinen Fall einfach drauflos spielen. Die wichtigste Arbeit passiert nämlich BEVOR man sich ans Instrument setzt.
Bildquelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ryo Aoki
Die Pianistin Yulianna Avdeeva übt gerne auch mal ohne Klaviertasten – nur mental: "Die wertvollste Zeit findet oft ohne Instrument statt, weil nur die Musik durch den Kopf geht und man sich den idealen Klang vorstellen kann."
Die wertvollste Zeit findet oft ohne Instrument statt.
Wenn sie spiele, so Avdeeva, sei sie schon allein durch die physische Bewegung vom konzentrierten Hören abgelenkt. Bei entsprechendem Training aber "machen die Hände am Ende des Tages irgendwann mal das, was das innere Ohr sich vorstellt." Klngt leichter, als es ist, denn zuerst muss die Vorstellung da sein. Erst wenn Yulianna Avdeeva weiß, wie es klingen soll, setzt sie sich ans Klavier: "Das ist dann nicht nur in den Fingern, zuerst ist es im Kopf, im Ohr, in der Seele."
Ist die Klangvorstellung in Kopf und Seele verankert, kann sich Yulianna Avdeeva auch leichter auf ein fremdes Instrument einstellen. Denn das muss sie als Pianistin ständig – je nachdem, wo sie probt oder auftritt. Gerade wenn sie keinen Traumflügel vor sich hat, sind diese klanglichen Visionen für sie sehr wichtig, denn "wir üben ja meistens in kleineren Räumen als die Säle, in denen wir Konzerte spielen." Und auch jeder Saal ist immer anders, mal mit 100, mal mit 3000 Plätzen, aber immer "musst du quasi für diese letzte Reihe spielen", so Avdeeva. Da sei es oft der Fall, dass es nicht so klinge, wie man sich das vorgestellt habe, "dann muss ich etwas verändern, dass eben genau das auf dem jeweiligen Flügel auch funktioniert."
Sich von der inneren Klangvorstellung leiten lassen. Das ist Yulianna Avdeevas Tipp für erfolgreiches Üben. Und da spielt die Vorarbeit im Kopf eine entscheidende Rolle. Das gilt übrigens nicht nur fürs Musizieren. Bei allem, was man anpackt – sei es das Aufhängen eines Bilderrahmens oder das Verfassen einer handgeschriebenen Glückwunschkarte – ist es sinnvoll, sich erstmal darüber im Klaren zu werden, wie das Ergebnis aussehen soll, bevor man Hand anlegt.
Sendung: "Allegro" am 31. Januar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (2)
Mittwoch, 21.Februar, 06:20 Uhr
Wolfgang
@B.W.
Ich fand die Serie interessant. Und die Abqualifizierung von erwachsenen Musikern, die seit Jahren für hochwertige Aufführungen stehen, als "Grünschnäbel" ist durchaus unverschämt.
Ja, wir haben alle unsere Probleme mit den Medien, die oft ihren Informations- und Bildungsauftrag nur sehr unzureichend erfüllen, aber das sollte doch nicht zu völlig ungerechten Urteilen führen.
Deshalb an Frau Felix Dank für ihre Reihe, welche verschiedene Aspekte des Übens anschaulich gemacht hat.
Dienstag, 20.Februar, 12:55 Uhr
Beate Wertmann
Langsam langweilig
Ich kann mir nicht vorstellen, für wen diese Reihe interessant sein soll ... wer Ihren Sender hört und ein Instrument spielt, beherrscht das Üben schon und muss sich nicht von "Grünschnäbeln" das Übeprinzip erklären lassen.
Auch würde ich lieber über Aktuelles aus der Klassikwelt informiert werden oder wenn es da nichts gibt, Musik hören. Die wortlastigen "Füller" brauche ich nicht ...