"So haben Sie Wagner noch nie gehört" – mit diesem Slogan wirbt das Mainfrankentheater in Würzburg für seine Fassung der "Götterdämmerung". Das ist keine Übertreibung: Eberhard Kloke hat eine Neufassung für reduziertes Orchester geschrieben. Und die wird nun erstmals aufgeführt. Diese besondere "Götterdämmerung" als Höhe- und Schlusspunkt von Wagners "Ring des Nibelungen" hat im Mainfrankentheater am 26. Mai Premiere.
Bildquelle: Frank Breitenstein
Der Beitrag zum Anhören
Die "Götterdämmerung" in Würzburg – das war bislang wenig mehr als ein frommer Wunsch. Denn das Original wäre für das Würzburger Mainfrankentheater schlicht eine Nummer zu groß. Allein die von Richard Wagner vorgesehenen 115 Instrumentalisten hätten im Orchestergraben des Theaters keinen Platz.
Und so wagt Enrico Calesso, der Würzburger Generalmusikdirektor, eine Uraufführung: Er dirigiert Wagners "Götterdämmerung" in der Fassung von Eberhard Kloke, die erst im vergangenen Jahr fertig wurde. Sie ersetzt zum Beispiel fünf der sechs vorgesehenen Harfen durch eine Celesta – ein Tasteninstrument, das Wagner noch nicht kannte. Kloke spart ein Viertel der Bläser und die Hälfte der Streicher ein. Die verbliebenen Musiker haben dafür rund ein Drittel mehr zu tun. Aber nur so, sagt Enrico Calesso, schafft auch ein kleineres Orchester großen Wagner-Sound. "Das muss man noch einmal betonen: Eine Fassung, wo keine der typischen Ringfarben fehlt, ist natürlich das wichtigste", erklärt Calesso. "Man hätte die Coburger Fassung nehmen können, wie andere mittlere und kleine Häuser auch. Aber da fehlen eben diese Instrumente. Und deshalb war es uns wert, auf diese Fassung zu warten und die ersten zu sein, die sie spielen."
Diese Partie ist das Schwierigste, was für Frauenstimme geschrieben wurde.
"Götterdämmerung" in Würzburg: Probenfoto | Bildquelle: Frank Breitenstein In dieser Produktion des Mainfrankentheaters wirken neben dem Stammensemble Gastsolisten von internationalem Rang mit. So singt der irische Heldentenor Paul McNamara in Würzburg erstmals die Partie des Siegfried. Der Bass Guido Jentjens gibt den Hagen. Und die gefeierte Mezzosopranistin Elena Batoukova-Kerl hat in Würzburg ihr Rollendebüt als Brünnhilde. "Ich würde behaupten, diese Partie ist das Schwierigste, was für Frauenstimme geschrieben wurde", sagt sie. "Vom lyrischen Fach bis zum dramatischen Fach. Das ist umwerfend. Und so viel Text habe ich noch nie in meinem Leben gelernt. Ich habe ein tolles Kostüm, aber ich muss auch lernen, damit umzugehen. Das macht unglaublichen Spaß!"
Spaß macht auch das Bühnenbild von Carola Volles. Sie präsentiert die Götterwelt in einer Art Naturkundemuseum, in dessen Vitrinen sich die Figuren der gesamten "Ring"-Tetralogie wiederfinden. Die Menschenwelt hingegen erscheint auf der Bühne unter der Regie von Tomo Sugao als grellbunt überzeichnete moderne Politikergesellschaft, in der man um der Macht willen sogar über Leichen geht.
An ein derart monumentales Werk wie die "Götterdämmerung" wagt man sich in Würzburg zum ersten Mal heran. Noch dazu, wo sich das Theater im Umbau befindet! Dieses ehrgeizige Unterfangen kam auch dank einer privaten Finanzspritze zustande, gibt Intendant Markus Trabusch zu: "In Zusammenarbeit mit dem Wagnerverband Unterfranken konnten wir uns an dieses Projekt herantrauen. Herr Kestler, der derzeitige Vorsitzende, war sofort aufgeschlossen, und zusammen sind wir die Sache dann angegangen. Enrico Calesso, Herr Kestler und Dr. Warneke, unser Operndirektor: Diese Drei haben nicht locker gelassen und sich mmer wieder sich getroffen, um dem Intendanten klarzumachen, dass es funktionieren kann. Sonst hätte ich mich nicht getraut!"
Sendung: "Allegro" am 23. Mai 2019 um 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Richard Wagner:
"Götterdämmerung"
Bearbeitung für Soli, Chor und mittelgroßes Orchester von Eberhard Kloke
Philharmonisches Orchester Würzburg
Opernchor des Mainfranken Theaters Würzburg
Musikalische Leitung: Enrico Calesso
Regie: Tomo Sugao
Informationen zu Terminen und Vorverkauf erhalten Sie auf der Homepage des Mainfrankentheaters Würzburg.