Wolfgang Rihm ist der erfolgreichste lebende deutsche Komponist - und einer der produktivsten. Mehr als 500 Werke hat er bisher komponiert. Die renommiertesten Orchester spielen seine Werke, auf den Bühnen der großen Opernhäuser und internationalen Festivals ist er seit Jahrzehnten Dauergast. Oder vielmehr: seine Musik. Denn er selber hält sich bei Podien, Festivals und Veranstaltungen, die zu seinen Ehren veranstaltet werden, lieber zurück. Am 13. März feierte er seinen 65. Geburtstag.
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"Ich brauche keine Anregung von außerhalb. Die einzige Anregung, um die ich bitte, ist in Ruhe gelassen zu werden", so Wolfgang Rihm. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Einen Computer besitzt er nicht - man erreicht ihn am besten per Brief oder Fax. So ist gewährleistet, dass er sich voll und ganz in seine Musik vertiefen kann. Wolfgang Rihm, geboren am 13. März 1952 in Karlsruhe, ist seit vielen Jahren der produktivste und meistgespielte deutsche Komponist der Gegenwart. Seit einem halben Jahrhundert arbeitet Wolfgang Rihm in einer Geschwindigkeit, in der andere Partituren durchblättern - immer mit höchstem Anspruch an Qualität und Ausdruck.
Ich handle ganz nach Intuition und Lust und Laune
Seine mehr als 500 Werke sind expressiv und emotional. Eine seiner Leidenschaften sind kleine Walzer im spätromantischen oder frühmodernen Stil. Der große Mann - bescheiden im Auftreten, aber mit Selbstbewusstsein - wollte mit seinen Kompositionen nie fremde Erwartungen erfüllen. Zeitgeist? - unwichtig: „Ich frage mich natürlich nicht ständig: Liege ich richtig in der Zeit oder stehe ich richtig quer zur Zeit oder bin ich schön sperrig oder bin ich Gott sei Dank nicht sperrig oder was auch immer. Ich handle ganz nach Intuition und Lust und Laune und sehr subjektiv.“
Wolfgang Rihm ist er erfolgreichste deutsche Komponist. Am 13. März feiert er seinen 65. Geburtstag. | Bildquelle: © Astrid Ackermann
Seit Rihm mit Anfang dreißig Kompositionsprofessor in Karlsruhe wurde, ging es für ihn kontinuierlich bergauf. Neben vielen Stücken für kleinere Besetzungen schreibt Wolfgang Rihm vor allem Bühnenwerke. Sein erstes war 1976 die Kammeroper "Faust und Yorick". Später folgten die literarisch fundierten Musiktheaterwerke "Die Hamletmaschine", "Oedipus", und im Jahr 2010 die Nietzsche-Oper "Dionysos".
Auch bei der Eröffnung der Elbphilharmonie stand ein Stück von Wolfgang Rihm auf dem Programm. Hunderttausende verfolgten das Konzert mit seiner Komposition "Tryptichon und Spruch in memoriam Hans Henny Jahnn" im Radio, im Netz und im Fernsehen.
Ich besitzte ein Naturell, das aus allem etwas lernt.
Eine seiner wichtigsten Lektionen habe er von seinem Lehrer Karlheinz Stockhausen gelernt, meint Wolfgang Rihm. Dieser hätte oft gesagt, dass es keinen Sinn mache, mit "einer Sache kurz bekannt zu werden." Man müsse "jahrzehntelang in aller Breite anwesend sein, mit aller schöpferischen Vielfalt" - so habe es Stockhausen formuliert. "Das habe ich sehr ernst genommen. Ich habe es auch als Ermutigung meines Wesens empfunden und habe gespürt: 'Du kannst so sein'", sagt Wolfgang Rihm.
Beim musica viva-Wochenende des Bayerischen Rundfunks in München wird am 30. und 31. März im Herkulessaal der Residenz eine Uraufführung von Wolfgang Rihm präsentiert. Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks führen das Werk "Requiemstrophen" für Soli, gemischten Chor und Orchester auf, die Leitung hat Mariss Jansons. Als Solisten singen Mojca Erdmann, Anna Prohaska und Hanno Müller-Bachmann. Am 31. März ist das Konzert ab 20.00 Uhr im Video-Livestream zu sehen, zudem wird es ab 20.03 Uhr live im BR-KLASSIK-Hörfunk übertragen.