BR-KLASSIK

Eine Liebeserklärung zum Welttag der Stimme: Unser Autor liebt Stimmen in ihrer Vielfalt. Besonders angetan haben es ihm aber schon immer die Bassisten. Viele wunderbare Bassstimmen gab und gibt es, alle mit jeweils ganz spezifischen Charakteristiken und Stärken. Aber eine, die hat es ihm ganz besonders angetan.

Was für eine Stimme hatte er: Cesare Siepi. Zum reinlegen! So resonanzreich, voll, dicht, warm. Wenn es einen "Re di bassi" gibt, einen König der Bässe, dann ist er es. Vor gut 100 Jahren, 1923 wurde er in Mailand geboren und bildete sich selbst aus. Mit erst 18 gab er sein Operndebüt und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum führenden Bassisten seiner Generation. Er war der kompletteste Bassist, er hatte alles.

Immer natürlich

Eine wunderschöne Stimme. Ungemein viril, kraftvoll klingt sie, mit einem knorrigen, schwarzen Kern. Aber immer natürlich, nie verhangen, künstlich abgedunkelt oder verdickt, wie das bei manchen Bässen leider immer wieder der Fall ist. Dadurch hatte Siepi immer eine enorme Eleganz in der Stimme. Nie schwerfällig, immer agil, fast athletisch.

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Cesare Siepi- Vespri- O tu Palermo!

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Siepi stand in der Tradition des Belcanto: Fließen sollte die Stimme, weite Phrasen auf einem Atem gesponnen werden, so dass der Ton immer dieselbe Qualität und Schönheit hat. So gelang Siepi immer ein vorbildlich stilvoller Vortrag. Mich fasziniert es immer wieder, wie er sein riesiges Organ scheinbar mühelos bändigt, um ganz zart und anschmiegsam zu singen.

Kontrolle statt Draufhauen

So waren auch Koloraturen kein Problem für ihn. Und wie er die Sprache behandelt: immer verständlich, immer agogisch perfekt auf die Musik gesetzt. Und dass, obwohl Siepi eine Besonderheit hatte: Er konnte das "r" nicht vorne rollen, wie es üblich ist, sondern nur hinten im Hals. Für mich ist das aber eine liebenswerte Besonderheit, eher ein Erkennungszeichen als ein Störfaktor. Auch in extremen Lagen konnte Siepi piano singen. Es gab nie einen "Bruch" zwischen den Stimmregistern. Und sein Stimmumfang war enorm.

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Cesare Siepi's ultra dark voice blasts a massive bass high F# to wake the dead

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Einmal vom hohen "F" zwei Oktaven runter zum tiefen "F". Die Höhe klingt leuchtend und bronzefarben, wie von einem Bariton. Die Tiefe so wuchtig, als würde er in einen Brunnenschacht singen. Eine einmalige Stimme, ein kompletter Sänger – der nebenbei auch noch aussah wie ein Hollywood-Star. Siepi konnte alles singen – und tat das auch: Barock, Mozart, Italienisches, Französisches, Wagner, Kunstlied, sogar Musical am Broadway. Dank seiner großartigen Technik war er bis ins hohe Alter aktiv. 2010 starb er in den USA. Großartige Bassisten durften wir seitdem hören, bis in unsere Zeit – so einen Vollendeten nicht mehr. Aber wer weiß, was noch kommt ...

Sendung: "Allegro" am 16. April 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK