Symphonieorchester, Symphonische Blasorchester und Brass Bands: Man sollte meinen, diese drei Besetzungen gehören jeweils in eine eigene musikalische Welt. Doch in diesen Tagen erleben Musikliebhaber in Augsburg eine weltweite Premiere: einen Dirigentenwettbewerb, bei dem die Teilnehmer in all diesen Disziplinen bestehen müssen. Vor Publikum, versteht sich.
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Manche Orchesterdirigenten führen sanft, mit geschlossenen Augen - andere wieder wild und mit leidenschaftlichem Körpereinsatz. Wie auch immer sie sich bei den Musikern Aufmerksamkeit verschaffen: Jeder Dirigier-Typ ist für Maurice Hamers beim "1st International Conductors' Competition Augsburg" willkommen. Der gebürtige Niederländer lehrt seit 15 Jahren Blasorchesterleitung an der Universität Augsburg und hat den weltweit ersten orchesterübergreifenden Dirigentenwettbewerb ins Leben gerufen. "Die Kunst eines guten Dirigenten ist es, das Beste aus einem Ensemble herauszuholen", erzählt Hamers. "Wie er das tut, ist eine ganz persönliche Sache. Als Kommunikationsmittel hat er die Sprache mit seinen Armen und mit seinem ganzen Körper. Er hat Farbe im Gesicht, und die Augen können sprechen. Das sind die Türen zur Seele. Mit wenigen Worten muss er dann schon schnell zu einem Resultat kommen."
Das ist ja das Wunderbare, dass jeder Teilnehmer mit seiner Aura eine andere Klangkultur erschafft.
Ein Teilnehmer des Augsburger Dirigentenwettbewerbs | Bildquelle: © Kurt Brunnbauer Seit Samstag sind 46 Kandidatinnen und Kandidaten aus 22 Ländern in Augsburg zu Gast. In den ersten beiden Vorrunden mussten sie ein symphonisches Blasorchester und eine Brass Band in den Griff bekommen. Im Lostopf waren unter anderem Gustav Holsts Suite Nr. 1 für Blasorchester sowie "From Ancient Times" von Jan van der Roost. Heute, im Halbfinale, wollen die Augsburger Philharmoniker dirigiert werden- Auf dem Programm stehen Richard Strauss' "Don Juan" sowie "Till Eulenspiegels lustige Streiche". Am Ende des Tages werden nur vier Teilnehmer weiter kommen. Keine leichte Entscheidung, weiß Jury-Mitglied und Dirigentin Irene Anda: "Ein Dirigent trägt eine große Verantwortung in dem Sinn, dass er das Bindeglied darstellt zwischen dem Publikum und dem Komponisten."
Der Teilnehmer muss mit Headset proben, weil jeder hören soll, was er in der Probe sagt.
"Brücken bauen und lernen voneinander" - das ist Ziel und Motto des Augsburger Dirigentenwettbewerbs. Es geht um die gemeinsame Freude am Musizieren in allen drei orchestralen Genres, in denen der Wettbewerb ausgetragen wird. Auch für die Musiker ist diese Form des Wettbewerbs eine völlig neue Erfahrung, sagt Maurice Hamers: "Die meisten Dirigentenwettbewerbe werden hinter verschlossenen Türen gemacht: Jury plus Orchester und Teilnehmer. Wir haben gesagt: Wir wollen das nicht. Lasst sie alle herein - alle Musiker, die Lust haben. Lasst die Dirigenten lernen."
Der 1st International Conductors' Competition Augsburg findet vom 2. bis 7. Juli statt.
Austragungsort der beiden Finalkonzerte am 6. und 7. Juli ist der Kongress am Park.
Der Wettbewerb endet mit einem Galakonzert, in dem drei Finalisten ein Programm mit dem Musikcorps der Deutschen Bundeswehr gestalten.