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Dirigent Marek Janowski wird 80 Jahre alt Perfektion statt Glamour

Eine typische Starkarriere hatte Marek Janowski nicht. Erst vor kurzem debütierte er mit großem Erfolg bei den Berliner Philharmonikern, auch bei den Bayreuther Festspielen dirigierte er spät. Marek Janowski gehört eher zu den unauffälligen unter den Altmeistern. Und obwohl seine Interpretationen zunächst häufig unspektakulär wirken, ist die musikalische Architektur bei ihm perfekt strukturiert. Jetzt wird Marek Janowski 80 Jahre alt.

Bildquelle: © Felix Broede

Das Porträt zum Anhören

Seine Aufnahme von Richard Strauss' Oper "Die schweigsame Frau" mit der Staatskapelle Dresden gefällt dem selbstkritischen Dirigenten Marek Janowski bis heute. Präzision, Spielfreude und Virtuosität – das sind Eigenschaften, die er sich bei der Arbeit von Orchestermusikern wünscht, verbunden mit Demut vor der Partitur. "Man muss sich bemühen, dem fundamentalen Sinn der kompositorischen Aussage eines Werks gerecht zu werden," sagt Janowski. "Nicht Recht zu haben!"

Dirigieren - in erster Linie ein Handwerk

Den Dirigentenberuf sieht Marek Janowski vor allem aus einer handwerklichen Perspektive. Wichtig sei es, dass die Dinge, die in der Partitur übereinanderstünden, auch randscharf übereinander zu hören seien, betont Janowski. Klangliche Dinge müssten in die richtige Balance gebracht werden – etwa, wenn es darum ginge, welcher Musiker in einer bestimmten Phrasierung etwas Wesentlicheres zu sagen hat als ein anderer. "Auf dieser Grundlage, die eigentlich selbstverständlich sein sollte, sollte sich dann etwas Interpretatorisches entwickeln", so Janowski.

Streit und schweigsame Proben

Der Dirigent Marek Janowski | Bildquelle: picture-alliance/dpa Marek Janowski | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der knorrige Dirigent ist berühmt dafür, von seinen Chefdirigentenposten im Streit zu scheiden. So war es beim Gürzenich-Orchester, das er als Kölner Generalmusikdirektor 1990 frustriert verließ, so war es auch beim Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester, von dem er im Sommer 2016 nach 15 Jahren vorzeitig schied. Vorher hatte er das Orchester aber von einem demotivierten Fusionskandidaten wieder an die Spitze geführt, hat zahlreiche CDs aufgenommen, die regelmäßig mit Preisen ausgezeichnet wurden. Im Umgang mit den Musikern ist Marek Janowski überhaupt nicht zimperlich, dabei hält er bei der gemeinsamen Erarbeitung von Musik nicht gerne Vorträge. Er zeigt lieber, was er will. Doch das sei gerade bei zeitgenössischer Musik einfach schlecht möglich, sagt Jurowski. Am liebsten würde er bei den Proben gar nicht reden. Aber: "Ich sehe, dass das nicht geht."

Ich würde gerne überhaupt nicht reden.
Marek Janowski

Am 18. Februar 1939 kam Marek Janowski in Warschau zur Welt. Er studierte an der Kölner Musikhochschule bei Wolfgang Sawallisch, lernte die praktische Anwendung seines Wissens als Repetitor und Kapellmeister an den Theatern von Aachen, Köln, Düsseldorf und Hamburg, wurde dann GMD in Freiburg und Dortmund. Er ist ein pragmatischer Opernmann, dem im Orchestergraben schon alles passiert ist, was man sich nur vorstellen kann.

Spätes Debüt in Bayreuth

Ein Tannhäuser, der schon im zweiten Akt seine Stimme verliert, kann ihn ebenso wenig aus dem Konzept bringen wie fehlende Musiker im Graben. Spät kam der Wagnerverehrer auch zu den Bayreuther Festspielen, wo er den "Ring des Nibelungen" in der Castorf-Inszenierung dirigierte. Ausgerechnet, möchte man sagen, denn Janowski macht kein Hehl aus seiner Abneigung gegen das so genannte Regietheater und führt Opern vorzugsweise konzertant auf.

Neustart bei Dresdner Philharmonie ab August 2019

Ab August 2019 wird Marek Janowski für drei Jahre Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Ein neuer, sehr gelungener Konzertsaal im Kulturpalast und ein Orchester mit Potential, das er entwickeln möchte – das waren die ausschlaggebenden Argumente für den Maestro, der jetzt achtzig Jahre alt wird. In diesem Alter starten viele Dirigenten nochmal richtig durch. Aber endlos möchte Janowski den Beruf dann doch nicht ausüben: "Ich werde sicher noch ein paar Jahre dirigieren, aber das Ziel von manchen Kollegen – bis kurz vor dem Moment, wo jedes Orchester erkennt, es geht nun wirklich nicht mehr, und es dann immer noch zu wollen – dieses Ziel habe ich nicht. Und ich hoffe, dass mir der liebe Gott hilft, rechtzeitig zu erkennen, wann man es lassen sollte."

Sendung: "Allegro" am 18. Februar 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Marek Janowski auf BR-KLASSIK: Sondersendungen zum Achtzigsten

"Klassik-Stars" am 18. Februar 2019 ab 18:05 Uhr
"con passione" am 18. Februar 2019 ab 19:05 Uhr
"Konzertabend" am 21. Februar 2019 ab 20:05 Uhr

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