BR-KLASSIK
Das CD-Label des Bayerischen Rundfunks
Beethovens berühmte Ouvertüre „Egmont“, op. 84 in Verbindung mit der weniger bekannten Ouvertüre „Zur Namensfeier“, op. 115 erklingen hier in einer Studioaufnahme mit dem Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von John Fiore.
Bildquelle: BR
Im September 1809 beauftragte das Wiener Hofburgtheater Ludwig van Beethoven, eine neue Schauspielmusik zu Johann Wolfgang von Goethes „Egmont“ zu schaffen. Dessen Trauerspiel war am 9. Januar 1789 in Mainz uraufgeführt worden. Es verlangt eine Schauspielmusik; doch verschiedene Versuche, die teilweise vom Dichter selbst in Auftrag gegeben worden waren, blieben unfertig oder waren unbefriedigend. In Wien jedoch sollte die Produktion des „Egmont“ die an mehreren Stellen geforderte Musik beinhalten. Beethoven machte sich an die Arbeit. Da ihm das Sujet lag – das Trauerspiel ist im von spanischen Truppen bedrohten Brüssel angesiedelt und thematisiert den Widerstand gegen Unterdrückung und Fremdherrschaft –, kam er gut voran. Trotzdem musste die Wiener Theaterpremiere des „Egmont“ am 24. Mai 1810 noch ohne Musik auskommen; erst zur dritten Wiederholung war die Partitur fertiggestellt. Beethovens Schauspielmusik erlebte ihre Uraufführung am 15. Juni 1810.
Dafür, dass Beethoven der Auftrag am Herzen lag, spricht die Musik selbst, die das Niveau der damals üblichen Bühnenmusiken weit übersteigt. Das betrifft den kompositorischen Anspruch, aber auch den Bezug der Musik zum Drama. Statt bloßer Illustration lieferte Beethoven eine Interpretation und damit eine zusätzliche Bedeutungsebene. Die bekannte Egmont-Ouvertüre, das dramatisch dichteste Stück der Schauspielmusik, nimmt die Handlung vorweg, führt die Charaktere vor.
Seine Ouvertüre in C-Dur „Zur Namensfeier“ schrieb Beethoven zwischen Oktober 1814 und März 1815; sie erlebte ihre Uraufführung am Weihnachtstag 1815 und wurde dem polnischen Fürsten Antoni Radziwiłł, einem Förderer der Künste, gewidmet. Der Titel bezieht sich auf das Namensfest von Franz von Assisi. Ursprünglich hatte Beethoven die Ouvertüre zum Namenstag des österreichischen Kaisers Franz I. am 4. Oktober 1814 fertigstellen wollen. Obgleich Themen verwendet sind, die er zwischen 1810 und 1814 skizziert hatte, weist die Musik doch bereits auf seine berühmte Vertonung von Schillers „Ode an die Freude“ im Finalsatz seiner neunten Symphonie voraus, an welcher er zwischen 1815 und 1824 arbeitete.
Ludwig van Beethoven (1770 - 1827)
"Egmont" - Ouvertüre. c-Moll, op. 84
"Zur Namensfeier" - Ouvertüre C-Dur, op. 115
Studio-Aufnahme München, Bayerischer Rundfunk, 15.–18. Februar 2022
Dauer: 14'31 Minuten
Münchner Rundfunkorchester
John Fiore, Dirigent