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Schnorrertrick im Kinderzimmer "Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann"

Bildquelle: Graphikbureau Christine Schreiber/wallywolle.de

Mittagsmusik Extra

Deutsche Volklieder - Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann

Musik und Text

Komponist und Textdichter dieses Kinderlieds sind unbekannt. Erstmals gedruckt wurde es 1808 in der Sammlung "Des Knaben Wunderhorn". Jacob Grimm hatte es aufgezeichnet.

Entstehungsgeschichte

Viele Leute haben sich schon gefragt, was ein "Butzemann" sei. Die Antworten gehen von "ein Glasbläser, der Butzenglas herstellt" über "ein Kerl, so klein wie ein Apfelbutzen" bis hin zur Kinderschreckgestalt der "Fasnachtsbutzen". In jedem dieser Fälle aber bleibt die Frage unbeantwortet: Wieso tanzt der Butzemann im fremden Haus herum und rüttelt sich und schüttelt sich und wirft sein Säcklein hinter sich?

Dieses Rätsel löst ein Zufallsfund in Peter Lahnsteins kommentierter Quellensammlung "Report einer 'guten, alten Zeit'. Zeugnisse und Berichte 1750-1805". In diesem Buch schildert der schwäbische Waisenhausdirektor und Zuchthauspfarrer Johann Ulrich Schöll das Gauner- und Bettlerwesen seiner Zeit. Und dabei erwähnt er die "Buzbettler" oder "Buzschnorrer". "Buz" hat hier die Bedeutung von "Maske, Verkleidung". "Buzbettler", schreibt Schöll, würden sich als Epileptiker ausgeben, würden vor und in Häuser fremder Leute gehen und dort schwere epileptische Anfälle vortäuschen, um dadurch Mitleid zu erregen. Dabei würden sie mit den Händen auf beiden Seiten gewaltig ausschlagen und sich dabei stark verwunden, daß das Blut überall hinströmt. Dieser Fund gibt erstmals Antwort auf die Frage, wieso der Butzemann sich so benimmt wie in dem Lied. Er ist ein Bettler. Und dass er sich rüttelt und schüttelt und den Bettelsack hinter sich wirft, ist sein Schnorrertrick.

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Das Manuskript zur Sendung

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