Bildquelle: hamburgtourism.de
Mittagsmusik extra
Deutsche Volkslieder - Mariechen saß weinend im Garten
Der Text stammt von Joseph Christian Freiherr von Zedlitz und Nimmersatt (1832). Die Herkunft der Melodie ist unbekannt.
Das Lied ist ein Küchenlied. Küchenlieder sind eine Variante der Moritat. Moritaten wurden von Bänkelsängern auf öffentlichen Plätzen gesungen, oft mit Drehorgelbegleitung. Man sang vielstrophig und ausführlich von Verbrechen und Schicksalsschlägen, es war eine Art gesungene Bildzeitung. Die Küchenlieder wurden von den Köchinnen und Dienstmägden bei der Arbeit gesungen, hier ging es, literarisch und musikalisch den Moritaten ganz ähnlich, um Schicksalsschläge, allerdings eher in Courths-Mahlerscher Manier. Um so erstaunlicher ist es, dass der Text zu diesem Lied von einem Mann stammt. Joseph Christian Freiherr von Zedlitz und Nimmersatt war ein dichtender österreichischer Offizier und Politiker, unter anderem am Hof des Kaisers Ferdinand I.
Wieso schreibt so einer Anfang des 19. Jahrhunderts ein rührseliges Gedicht, das in den Mündern und Herzen von Köchinnen und Dienstmädchen endet? Eine Vermutung: Er sorgte sich um das Volkswohl. Gefallene Mädchen saßen damals auf der Straße, und Mariechens Kindsmord- und Selbstmordgedanken waren sicher keine erfundenen. Für einen mitfühlenden Sozialpolitiker war ein Gedicht, das den Mädchen eine aufmunternde Perspektive gibt, sicher eine gute Tat. Auch wenn die Perspektive genau besehen gar keine ist. Sie besteht nur aus: Kopf hoch, das Leben ist ja gar nicht so schlimm, so lange dein Kind dich glücklich anlächelt. Und der verschwundene Vater? Dem soll das Mariechen die Schandtat einfach nachsehen. So mögen wir Männer das...
Das Manuskript zur Sendung