Mit 88 Jahren steht der Musiker Adolph Kurt Böhm noch mitten im Leben, komponiert kleine Preziosen fürs Klavier und romantische Lieder und gibt Konzerte. Die Mittagsmusik blickt auf sein Leben, seine Ausflüge in die Cabarets am Pigalle, seinen verwegenen Widerstand gegen die Faschisten, seine Erlebnisse im bayerischen Murnau. Und wir spielen seine Musik.
Ein prall gefüllten Leben: Exil, Neuanfänge und Begegnungen mit vielen bedeutenden Personen der Zeitgeschichte - und was vielleicht das Wichtigste ist: Adolph Kurt Böhm ist Optimist und besitzt eine Sicht auf das Leben, die von einer tiefen Liebe zu Mensch und Tier zeugt.
1926 wird Böhm als Kind eines Juden und einer Nicht-Jüdin im oberfränkischen Oberlangenstadt geboren. In Paris, wohin die Familie vor dem Nationalsozialismus flieht, besucht Böhm die Kunstschule.
Als die Nazis nach Paris kommen und Juden auch dort ihres Lebens nicht mehr sicher sind, beschließt der Kunststudent Böhm seine zeichnerischen Fähigkeiten einzusetzen: Er fälscht Ausweise für Juden, verhilft ihnen zu einer neuen Identität und rettet so vielen Menschen das Leben. Eine Tätigkeit, über deren Gefährlichkeit er in jugendlicher Unbekümmertheit nie nachdachte und für die ihm der israelische Staat 1994 die hohe Auszeichnung "Gerechter unter den Völkern" verlieh.
Zur Begeisterung fürs Malen kommt bald auch die für die Musik. Das Klavierspiel hilft Mutz - wie Adolph Kurt Böhm genannt wird- seinen Lebensunterhalt zu verdienen: Als Pianist begleitet er im Pariser Montmartre-Viertel Chansoniers, Sängerinnen und Tänzerinnen.
Ende der 1930er Jahre wohnt die Familie Böhm in Paris in der Nachbarschaft der Familie Serrault. Die Kinder besuchen dieselbe Schule und gehören zur selben Pfarrei und auch zur selben Kinderbande. Gemeinsam haben Mutz und Michel darüber hinaus die Begeisterung für die Kunst, Michel fürs Schauspiel (später sollte er mit der Verfilmung von "Ein Käfig voller Narren" weltberühmt werden) und Mutz fürs Malen und die Musik. Aus den gemeinsamen Theaterversuchen entsteht eine Freundschaft, die ein Leben lang hält.
Ein Freund spielt Adolph Kurt Böhm Anfang der 1950er Jahre Aufnahmen eines ungarischen Pianisten vor, den er als Entdeckung preist, er heißt György Cziffra. Böhm ist begeistert, so hat er die ungarischen Rhapsodien von Franz Liszt noch nie gehört. Er setzt alles daran Cziffra persönlich kennen zu lernen. Der war nach dem ungarischen Volksaufstand nach Paris emigriert und so ergibt sich wirklich ein Treffen. Wie Adolph Kurt Böhm in seiner Biografie schreibt: "Ich wurde sein Schüler und Freund – wahrscheinlich sein schlechtester Schüler, aber mit Sicherheit sein bester Freund".
Erst vergleichsweise spät kommt Adolph Kurt Böhm zum Komponieren von Liedern. Er hatte für die Theaterprojekte mit Michel Serrault Musik geschrieben und als Pianist immer mal wieder improvisiert und kleine Melodien erdacht. Kleine Melodien, die im Grunde nichts anderes als Liedbegleitungen waren. In Murnau lernt er den Hobby Sänger Hubert Sabisch kennen, begleitet ihn in Konzerten und entdeckt dadurch das deutsche Kunstlied. Erste Kompositionen ergeben sich dann fast von selbst. Und in Murnau lernt er seine jetzige Frau Christine kennen, die mit ihm die Begeisterung für die schönen Künste teilt. In Murnau und Umgebung wo sich schon immer viele Künstler niedergelassen haben, lebt Adolph Kurt Böhm seit Mitte der 1980er Jahre, unablässig komponiert er, bis heute sind schon mehr als 450 Lieder und Klavierkompositionen entstanden.